Kältekammer, Strahlentherapie und Weihrauch: Neue Möglichkeiten gegen Gelenkschmerzen

An der medikamentösen Therapie führt bei rheumatoider Arthritis in der Regel kein Weg vorbei. Aber es gibt eine fast unübersehbare Fülle von alternativen und ergänzenden Therapieformen, die die Behandlung unterstützen können. Wir haben für Sie die vielversprechendsten Verfahren herausgesucht. Auch sie können die rheumatoide Arthritis nicht heilen, aber doch zur Schmerzfreiheit und besseren Beweglichkeit beitragen.
In vielen Rheumazentren und Reha-Kliniken gibt es mittlerweile Kältekammern, in denen sich bis zu vier Patienten zeitgleich aufhalten können. Die Temperatur im Hauptraum beträgt -120° Celsius. Trotz dieser enormen Kälte ist die Behandlung gut verträglich. Die Patienten bewegen sich in Badekleidung, durch Handschuhe, Strümpfe und Mundschutz geschützt. Die Aufenthaltsdauer in der Kammer beträgt höchstens 90 Sekunden.
Wenn sich die Arthritis mit Medikamenten nicht mehr eindämmen lässt, kann es am sinnvollsten sein, die Gelenkinnenhaut (Synovia) zu entfernen. Bis vor kurzem war dies nur auf operativem Weg möglich (Synovektomie). Wesentlich schonender ist die Radio-Synoviorthese, bei der die Synovia durch Strahlung verödet wird. 
 
Ein speziell ausgebildeter Nuklearmediziner spritzt eine radioaktive Flüssigkeit in das betroffene Gelenk. Da die Strahlung eine Reichweite von wenigen Millimetern hat, zerstört sie nur die entzündete oberste Schicht der Gelenkinnenhaut. Schwellung und Schmerzen nehmen ab. Anwender der Methode gehen von einer 95-prozentigen Erfolgsrate aus – selbstverständlich nur in dem behandelten Gelenk. Greift die Arthritis auf andere Gelenke über, müssen diese eventuell ebenfalls behandelt werden.
Der aus subtropischen Boswellia-Bäumen gewonnene Weihrauch-Harz zeichnet sich durch seine entzündungshemmende, schmerzlindernde Wirkung aus. Das macht Weihrauch zu einer nebenwirkungsarmen Alternative zu Kortison.
 
Der erste, der sich in Deutschland mit den Wirkungen von Weihrauch-Extrakten wissenschaftlich beschäftigte, war Professor Hermann Ammon, Pharmakologe an der Universität Tübingen. Seit 1991 wurden einige kleinere Pilotstudien an relativ wenigen Patienten, die an rheumatoider Arthritis litten, durchgeführt. Professor Ammon fasst deren Ergebnisse so zusammen: „In etwa 60 bis 70 Prozent zeigte sich ein Rückgang der Schmerzen, der Schwellung und der Gelenksteifigkeit.“ Sie sollten sich von Weihrauch-Präparaten keine Wunder versprechen. Aber die vorliegenden Studienergebnisse lassen einen Versuch zumindest sinnvoll erscheinen.
So wirkt ein Aufenthalt in der Kältekammer
  • schmerzdämpfend
  • abschwellend
  • entzündungshemmend
Da durch diese Wirkungen die Gelenke wesentlich beweglicher sind, werden unmittelbar nach dem Aufenthalt in der Kältekammer Bewegungsübungen durchgeführt, die sonst während eines Schubs nur unter starken Schmerzen möglich wären. Das fördert den Abtransport von Substanzen, die die Entzündung in den Gelenken aufrechterhalten.
Die Muskeln werden gestärkt und die Beweglichkeit der Gelenke verbessert. Bei Angina pectoris, Bluthochdruck, Asthma oder bei Durchblutungsstörungen darf eine Therapie in der Kältekammer nicht durchgeführt werden.