Jungen versus Mädchen: Geschlechtsneutrale Erziehung

Obwohl Frauen heute im Vergleich zu früher bedeutend emanzipierter sind, spielen Jungen immer noch mit Pistolen und führen aggressive Wettkämpfe aus, während sich Mädchen häufig ruhig mit Puppen und Barbies beschäftigen. Was sind die Gründe dieser geschlechtsspezifischen Verhaltensunterschiede und welche Aufgaben haben Sie als Eltern, um die gravierenden Differenzen zu kompensieren? In einer geschlechtsneutralen Erziehung können Jungen weibliche Verhaltensweisen und Mädchen umgekehrt auch männliche Charaktereigenschaften erlernen.

Die Gesellschaft muss endlich lernen umzudenken. Geschlechtsspezifisches Verhalten ist zu 50 Prozent von der Genetik bestimmt, aber gleichzeitig tragen auch die Erziehung sowie das soziale Umfeld 50 Prozent zu dieser Entwicklung bei. Zwar hat die Genetik einiges mit den Geschlechterdifferenzen zu tun, aber keineswegs stellt sie eine Entschuldigung für lebenslanges Machoverhalten oder für ewiges Püppchendasein dar.

Typisch männlich- typisch weiblich: Die Differenzen im Überblick

Schon von Geburt an werden Jungen und Mädchen auf eine unterschiedliche Art und Weise behandelt. Währenddessen Mädchen mit rosa Strampelhöschen bekleidet werden, kommen bei Jungen typisch männliche Farben wie beispielsweise blau, grün oder braun zum Einsatz. Gleichzeitig fördern Eltern bei Jungen aktive Spiele, die meist außerhaus stattfinden.

Dazu zählen unter anderem das Fußball- und Hockeyspielen sowie diverse weitere Laufspiele. Mädchen dagegen werden nicht selten dazu motiviert, ruhige Spiele zuhause durchzuführen. Dabei handelt es sich zumeist um Spiele, bei denen die Fürsorglichkeit trainiert wird: Das sich Kümmern und Pflegen der Puppen und dergleichen.

Wissenschaftlich belegt ist ebenfalls, dass Jungen ein besseres Verständnis für räumliches und abstraktes Denken entwickeln, als Mädchen und dass Mädchen dagegen bessere Sprach- und Sprechkompetenzen aufweisen.

Erst seit einigen Jahren versuchen Eltern bewusst, dieser Entwicklung gegenzusteuern. Sie wollen auch Mädchen zu durchsetzungsstarken Persönlichkeiten und Jungen zu Männern, die zuhören können, erziehen. In einer geschlechtsneutralen Erziehung können Jungen weibliche Verhaltensweisen und Mädchen umgekehrt auch männliche Charaktereigenschaften erlernen.

Tipps für Eltern für eine geschlechtsneutralere Erziehung

Dass die Unterschiede nicht gänzlich aufgehoben werden können, da sie zu einem großen Teil genetisch bestimmt sind, liegt auf der Hand. Dennoch kann man einiges dafür tun, um das Ausmaß dieser Differenzen zu minimieren. Wie überall sonst auch, gilt es, nicht zu übertreiben.

Es ist wichtig, dass Sie Ihr Kind dabei unterstützen, gegen den Strom zu schwimmen. Noch immer gibt es beinahe keine Jungen, die sich zu einem Ballettkurs anmelden, obwohl sie offensichtlich tänzerisch sehr begabt sind. Das liegt darin begründet, dass das Tanzen als eine typisch weibliche Freizeitbeschäftigung angesehen wird.

Sie können dies verändern, indem Sie Ihrem Jungen klarmachen, dass eine bestimmte Aktivität nichts mit Geschlecht zu tun hat. Sowohl die Sportart Fußball als auch das Ballett stellen an sich geschlechtsneutrale Freizeitmöglichkeiten dar.

Um eine neue Entwicklung zu fördern, sollten Sie Ihrem Kind Vorbilder anbieten, die ebenfalls gegen den Strom geschwommen sind. Ein Junge, der gerne tanzt, wird dazu motiviert, ein Ballett zu besuchen, indem er mit einem berühmten Tänzer konfrontiert wird.

Auf keinen Fall sollten Eltern ihre Kinder qualvoll in irgendeine von ihnen gewünschte Richtung drängen. Wenn Ihr kleiner Junge ein Macho sein möchte, sollten Sie ihn dies vorübergehend auch sein lassen. Genauso wenig sollten Sie bei Ihrem Mädchen, das gerne schöne Kleider trägt, nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen und seine spätere Emanzipation als gefährdet wahrnehmen.

Es ist falsch, jedes Verhalten aus der Sicht einer Geschlechterbrille zu betrachten.

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