Ist Pilze sammeln für Anfänger ein Wagnis?

Pilze sammeln viele Menschen gern, aber keiner so leidenschaftlich, wie die Menschen im Gebirge, die meist schon von Kindheit an mit dem Pilz in Berührung kommen und daher eine engere Beziehung zu ihm aufbauen können, als etwa der Großstädter. Diese besondere Nähe zum Pilz schlägt sich beispielsweise im erzgebirgischen „Schwammelied“ nieder, das schon Generationen von Pilzfreunden beim Sammeln gesungen haben.

Pilze sammeln für Anfänger: Schwammelied, Pilzauge, Pilzlegenden

„Schwamme“ oder „Schwammerl“ nennen sie die Menschen mitunter liebevoll (Erzgebirge, Bayern), weil sie wie ein Schwamm Feuchtigkeit speichern können und sofort zu sprießen beginnen, wenn es warmen Regen gibt. Die Menschen aus dem Erzgebirge haben diesem Umstand sogar ein Volkslied gewidmet, das Generationen von Pilzsuchern beim Waldspaziergang schon gesungen haben.

Wenn er eine Stunde umhergelaufen und über Äste gestolpert ist und immer noch nichts gefunden hat, fängt er an zu fluchen: „Verdammter unordentlicher Wald, gibt es hier überhaupt Pilze?“ Die Angesprochenen scheinen sich noch tiefer unter den Erdhügelchen zu ducken und erst recht nicht finden zu lassen.

Und wenn er doch noch einige Exemplare entdeckt, wirken sie nicht besonders vertrauenswürdig und er weiß nicht, ob sie auch genießbar sind. Nicht mal mit Pilzbuch ist er sich darüber sicher. Sollte man wirklich lieber auf den Verzehr von Pilzgerichten verzichten, wenn man kein ausgesprochener Pilzkenner ist? Dazu gibt die Serie ein wenig Orientierung.

Dieses „Schwammelied“ hält auf heitere Weise fest, wie die Jagd auf die Pilze erfolgversprechend zu verlaufen habe: Frühmorgens sechs Uhr musste bereits aufgestanden sein, wenn der „Sonntig“ früh angebrochen und das „Watter schieh“ war.

Die Eltern warfen die Kinder (die „Gung“ und „Mäd“) aus den Betten mit der Erklärung: „Wir woll’n in die Schwamme geh`n“. Dann musste das „Brottäschel“ eingesteckt, die Körbe und Messerchen bereitgelegt und der Kaffee „derweile“ fertig sein.

Den Grund für die Liebe zum Pilz erfährt man im Refrain: „Denn die Schwamme, Schwamme, Schwamme, die sei gut, war viel Schwamme isst, der spart das teure Broot, Schwamme Schwamme ass ich gern fürs ganze Laam, denn es ka ken bessres Zugemüs net gaam. Schhwib – Schwamm.“

Zugegebenermaßen wird dieses Argument: „Wir wollen Pilze sammeln gehen!“ des heutigen Vaters gegenüber seinen Teenagern Sonntag früh 6.00 Uhr wohl nur noch ein: „Spinnst Du?“ hervorrufen.

Trotzdem stimmt am Schwammelied noch immer, dass nur der Frühaufsteher die volle Ernte einfahren kann und der Pilzfreund mit der duftenden Pilzpfannen-Mahlzeit tatsächlich ein köstliches Gemüse verzehren kann. Sofern er sich ein wenig mit der Materie auskennt.

Im Wald angekommen, begann dann eine Art ungeschriebener Wettbewerb um die größten, schönsten und meisten Pilze. Niemand hatte ihn angepfiffen, aber er nahm trotzdem seinen Lauf. Jetzt kam es auf das sogenannte „Pilzauge“ an, über das nur jene verfügten, die scheinbar mühelos zahlreiche wunderschöne Exemplare fanden. Gibt es das „Pilzauge“ also tatsächlich?

Jedenfalls lassen sich Unterschiede im Erfolg und in der Pilz-Leidenschaft feststellen oder in der noch besseren Fähigkeit, sich bückend, kriechend, mit Stöckchen bewaffnet durch den Wald zu pirschen und unter alle verdächtigen Hügelchen und Blätter zu schauen, um dort die zartesten und prachtvollsten Pilzwunder aus dem Boden zu operieren. Das ist Kunst – das schafft nicht jeder. Das muss gelernt sein und verlangt höchste Hingabe. Das zeichnet ihn aus – den praktizierenden Pilzfreund.

Pilze suchen für Anfänger: Wie steht es um die Genießbarkeit dieser Pilzexemplare?

Auch dort brilliert jener Kenner, der meist schon als Kind durch das Vorbild der Eltern ein Mindestmaß an Pilzkenntnis erwerben konnte und somit das kleine Einmaleins der Schwamme längst erlernt hat.

Er ist dem Seltenheitssammler aus der Großstadt meist weit voraus, der normalerweise nicht in der Lage ist, tiefe Kenntnis über diese besonderen Gewächse, die weder zu den Pflanzen, noch zu den Tieren zu zählen sind, anzusammeln. Es sei denn, er ist von Beruf Mykologe. Entsprechend anders verläuft dann auch die Pilz-Tour des Ungeübten, der zum Pilzesammeln weit ins Umland fahren muss.

Er legt meist keinen Wert auf Korb und Messerchen, ist viel zu gut gekleidet, weil er ja noch unterwegs eine Sehenswürdigkeit „mitnehmen“ könnte, und vor allem verspürt er wenig Lust auf kleine Hügelchen, unter denen sich vielleicht mal ein Pilz verstecken könnte. Er will sie ohne Mühe gleich sehen. Aber das ist ein Trugschluss – er sieht keine. Sie scheinen vor ihm wegzurennen.

Pilze sammeln für Anfänger: Hilfreiche Adressen für den Pilzfreund


Um dem Laien Mut zu machen, bieten wir ihm in der Serie neben der Vorstellung einiger Aspekte aus dem interessanten Thema Pilze auch Hinweise zu Lektüre und Links an, um ihm den Einstieg in die Pilzwelten zu erleichtern. Interesse für Pilze und Lust an der Bewegung im Wald muss er allerdings selbst mitbringen, um schließlich durch fundierte Pilzkenntnisse das Risiko in Zukunft minimiert zu haben, einen ungenießbaren oder Giftpilz unter den Exemplaren seiner Pilzmahlzeit zu haben.

Natürlich   kann man sich auch Rat beim Mykologen bzw. Fachmann der Pilzberatung holen oder eben nur die drei allgemein bekannten Pilze sammeln, die man hundertprozentig genau kennt (z. B. die Marone, den Steinpilz, den Pfifferling), die man mitunter auch zu kaufen erhält. Wer aber mehr will und Genaueres über die Fülle und Einzigartigkeit der Pilze erfahren möchte, sollte sich hier anregen lassen und das Thema Pilze für sich entdecken – es lohnt sich.

Weiterführende Literatur zum Thema Pilze:

  • Wolfgang Bivour, Vorsitzender vom Pilzsachverständigenverband e.V.
  • Pilze nach Jahreszeiten. Jochen Kurth, Verlag für die Frau, Leipzig 1990
  • Giftpilze – Pilzgifte. Pilzvergiftungen. Ein Nachschlagewerk für Ärzte, Apotheker, Biologen, Mykologen, Pilzexperten und Pilzsammler. René Flammer, Egon Horak, Schwabe, Basel 2003, ISBN 3-7965-2008-1
  • Giftpilze, Pilzgifte – Schimmelpilze, Mykotoxine. Nikol, Roth, Frank, Kormann, Hamburg 1990, ISBN 3-933203-42-2
  • Taschenbuch für Pilzfreunde, 8. Auflage, Bruno Hennig, Berlin, Neu bearbeitet von Hanns Kreisel, Greifswald, 1982, Gustav-Fischer-Verlag Jena
  • Heimische Pilze 1, Katharina Bicherich-Stoll, Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin 1972
  • Sonderdruck aus   „Das medizinische Bild, Zur Erkennung und toxikologischen Einschätzung unserer wichtigsten und häufigsten Giftpilze, 11. Jg. H.4 (1968), VEB Gustav-Fischer-Verlag Jena,

Webseiten zur Thema Pilze von A-Z:

  • Pilze von A-Z,   
    mit großem Pilzlexikon, Rezepten und Tipps zum Pilzsammeln.
  • Pilze Pilze Galerie  
    Seite von Georg Müller. Alle Pilze der Galerie als Übersicht (lange Ladezeit!) Deutsche Namen (alphabetisch), Lateinische Namen (alphabetisch).
  • Deutschsprachige Pilzseite,   
    Die deutschsprachige Pilzseite mit Infos über Pilze und eine große Pilzgalerie mit über 4300 Fotos, Diskussionsforum, Giftpilze, Pilznamen, Pilzbücher
  • Pilze im Natur-Lexikon,   
    Die wichtigsten Pilze Europas im Natur-Lexikon.com. Alle Pilze werden in Wort und Bild vorgestellt.
  • Pilze & Pilzfotos nachschlagen / Pilze bestimmen online     
    Gefundene Pilze bestimmen mit Hilfe der Fotos und Beschreibungen. Informationen über Pilze.
  • Pilze – Pilzbestimmung – Pilzforum,   
    Das Forum über Pilze. Auf Pilzforum.eu bekommen Sie Hilfe bei Ihrer Pilzbestimmung. Pilze bestimmen ist eine Wissenschaft für sich. Pilze finden auch.
  • Pilze  
    Informationen über Pilze und über das Hobby Pilze sammeln.
  • Pilze, Pilzlinks, Pilzbilder  
    Die Seite enthält zahlreiche Pilzfotos sowie eine umfangreiche Linksammlung zum Thema Mykologie.

Essbare Pilze, Vergleich zu Giftpilzen

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