Ist der autoritäre Erziehungsstil zeitgemäß

Die Diskussionen um die so genannte Tigermutter Amy Chua zeigen, dass der autoritäre Erziehungsstil wieder im Gespräch ist. Disziplin und Strenge stehen bei dieser Erziehung an erster Stelle. Fragen Sie sich wie viele Eltern, ob im Zeitalter von Komasaufen und Computersucht diese Erziehungsmethode richtig ist? Wir stellen Ihnen die autoritäre Erziehung mit ihren Vor- und Nachteilen vor.

Der autoritäre Erziehungsstil – Definition
Bei der autoritären Erziehung bestimmen die Eltern oder die Erzieher in allen Bereichen über das Kind. Im besten Fall dürfen Kinder ihre Vorstellungen von ihrem Leben äußern, entscheidend für die Erziehung sind jedoch die Regeln der Eltern. Ein noch strengerer Erziehungsstil ist die autokratische Erziehung, bei der die persönlichen Eigenheiten und Wünsche eines Kindes gar nicht berücksichtigt werden. Beide Erziehungsstile zeichnen sich dadurch aus, dass der Erziehende eine extreme Machtposition bekleidet und ausübt.

Der autoritäre Erziehungsstil von früher
Regeln, Verbote, Strafen: Jeden Sonntag in die Kirche gehen; nicht schminken oder rauchen; rutschte ein Schimpfwort heraus, wurde der Mund mit Seite ausgewaschen. Wer älter ist, erinnern sich meistens nur mit Grausen an seine Jugend zurück. Oder grinst innerlich, weil die drastische Erziehung kreativ ausgebremst wurde. Die Kinder und Jugendlichen waren nicht brav, sondern probten heimlich den Aufstand. Schließlich übten die Verbote einen unwiderstehlichen Reiz aus. Meistens litt das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern unter dem autoritären Erziehungsstil. Verständnis entwickelte sich erst, wenn die Kinder selber zu Erziehern wurden.

Der autoritäre Erziehungsstil der Tigermutter
Als die Yale-Professorin Amy Chua ihr Buch “Battle Hymn of the Tiger Mother” veröffentlicht, schnellt es in den USA sofort in die Bestsellerliste. Entsprechend ihrer chinesischen Wurzeln beschreibt sie die Erziehung ihrer Töchter mit für unsere Gewohnheiten erschreckenden Strenge. Im Gegensatz zur Kuschelerziehung der amerikanischen Mütter meint die selbst ernannte Tigermutter mit Kontrolle und diktatorischer Erziehung alles für den Erfolg ihrer Kinder zu tun.

Die Tigermutter-Methoden für erfolgreiche Kinder
Drill heißt der autoritäre Erziehungstil der Amy Chua. Private Zerstreuung wie Fernsehen, Computerspiele oder Kindergeburtstage sind verboten. Die Mutter bestimmt die Hobbys ihrer Töchter: Klavier und Geige spielen. Die eigenen hohen Ansprüche setzt sie rigoros mit Strafen und Drohungen durch, wie die Stofftiere zu verbrennen. Amy Chua erlebt wie alle Erziehenden die Grenzen der autoritären Erziehung. Während die älteste Tochter sich fügt, rebelliert die jüngere Tochter gegen die Strenge.

Die Grenzen der autoritären Erziehung
Wenn Eltern ihr Kind zwingen, ab vier Jahren jeden Tag zwei Stunden lang Geige zu spielen, beherrscht das Kind irgendwann das Instrument. Ohne Talent und Leidenschaft fehlt jedoch die Virtuosität. Vielleicht liegt das Talent des Kindes in einem ganz anderen Bereich: Ballett, Malen, Singen. Kinder brauchen Raum, um sich selber zu entwickeln. Leistungsorientierte Eltern übersehen, dass auch Umwege und selbst Niederlagen zur Entwicklung eines Kindes gehören. 

Die autoritäre Erziehung ist für Eltern bequem, weil sie sich nicht mit den persönlichen Stärken und Schwächen ihres Kindes beschäftigen. Auf der Strecke bleibt das Kind, weil seine Persönlichkeit von den Eltern nicht respektiert wird. Die Folge diktatorischen Verhaltens ist die versteckte oder offene Revolte. Oder noch schlimmer, das Kind resigniert und ergibt sich in der aufgezwungenen Rolle. Auffällig ist in Amerika die hohe Selbstmordrate bei asiatischstämmigen jungen Frauen.

Amy Chuas älteste Tochter spielte als 14jährige Klavier in der Carnegie Hall. Wie lange macht der Erfolg sie glücklich? Warten wir auf den nächsten Bestseller, in dem sie von ihrem Leben als Tochter der Tigermutter erzählt.