Intelligent Sprit sparen statt Tankstellen-Boykott

Kaum ein Thema treibt die Deutschen so sehr um wie die stetig steigenden Spritpreise. Besonders in den Ferien und zu Beginn von Reisewellen fürchten sich die Autofahrer vor der Fahrt zur Tankstelle. Dieses Thema behandelt experto.de im Gespräch mit Carsten Zorger vom ADAC Berlin-Brandenburg. Hier erfahren Sie, wie es zu den teuren Spritpreisen kommt und wie Sie als Autofahrer am geschicktesten sparen können.

Fahrtrichtung wechseln lohnt

Manchmal lohnen sich schon einfache Tricks, um Sprit zu sparen. Auf dem Land sind Spritpreise grundsätzlich höher, weil dort der Wettbewerb geringer ist. Wenn man also die Möglichkeit hat, innerhalb der Woche in Stadtnähe zu tanken, sollte man diese Gelegenheit nutzen. Wenn Sie morgens in Richtung Stadt fahren müssen, wechseln Sie vor allem auf den großen Einfahrtsstraßen die Fahrtrichtung, um zu tanken. Entgegen der Hauptfahrtrichtung sind zu den Hauptverkehrszeiten die günstigeren Tankstellen zu finden.

Welche Einflussfaktoren wirken auf den Benzinpreis?

Die Preise an den Tankstellen werden zum einen durch den Rohölpreis auf dem Weltmarkt beeinflusst. Die starken Schwankungen des Rohölpreises sind dabei unter anderem auf politische Krisen in ölfördernden Ländern und auf nervöse Spekulanten an den Börsen zurückzuführen. Der Rohölpreis pendelt sich dabei nur langsam auf einem meist höheren Niveau wieder ein. Auch Wechselkursschwankungen wirken sich auf den Benzinpreis aus.

Ein schwacher Euro sorgt für höhere Benzinpreise

Ein weiterer Grund für die hohen Spritpreise ist die Situation des Euros. Denn das Rohöl wird auf dem Weltmarkt in Dollar eingekauft. Aufgrund der wirtschaftlichen Probleme einiger Euroländer ist der Umtauschkurs des Euros in diesen Tagen so schlecht, dass wir höhere Einkaufpreise für Mineralöl in Kauf nehmen müssen. Ein schwacher Euro sorgt damit für höhere Benzinpreise in Europa, auch wenn der Rohölpreis auf dem Weltmarkt niedrig ist.

Der Staat verdient am hohen Benzinpreis

„Von hohen Spritpreisen profitieren nicht nur Ölkonzerne, sondern auch der Staat“, erklärt Zorger. „Jedes Mal wenn der Preis steigt, steigen auch die Steuereinnahmen.“ Vom Preis, den Verbraucher an der Zapfsäule zahlen, sind über die Hälfte Steuern und Abgaben, wie die Grafik zeigt (hier auch als Download).

Rund 55,17% wandern durch Öko-, Mehrwert- und Energiesteuer an den Staat. 42% des Spritpreises resultieren  aus dem Produktpreis auf dem internationalen Beschaffungsmarkt, der von den vorher genannten Faktoren wie Rohölpreis, Dollarkurs, Weltmarktsituation abhängt. Die übrigen 2,5% fallen auf die Kosten und den Gewinn der Mineralölkonzerne zurück.

Freie Tankstellen stärken

„Wir können mit unseren Reifen abstimmen, indem wir zu der günstigsten Tankstelle fahren“, sagt Zorger. Tanken Sie daher an freien Tankstellen, die meist niedrigere Preise anbieten als die großen Ketten. Herr Zorger rät: „Lassen Sie sich nicht kirre machen. Vergessen Sie die Karte!“ Er meint damit die Kundenbindungsprogramme der großen Mineralölkonzerne (Aral, Esso, Jet, Shell und Total) wie z. B. Rabattkarten oder Bonuspunkte.

Das Benzin stammt immer aus den gleichen Raffinerien. Sie können an Billigtankstellen den gleichen Kraftstoff tanken wie bei den großen Konzernen. Entscheidend sollte also der Preis des Benzins sein, nicht der Anbieter. Fallen Sie also nicht auf Rabattkarten oder Bonusgeschenke herein, die Sie an einen Anbieter binden.

Wenn Sie sich als Verbraucher dazu entscheiden, nicht bei günstigen, freien Tankstellen zu tanken, unterstützen Sie das Oligopol der großen Mineralölkonzerne, weil diese bei zu kleinen Abnahmemengen der freien Tankstellen zu hohe Preise verlangen können und diese damit vom Markt verdrängen.

Zu welchen Zeiten sollten Sie tanken?

Nach Untersuchungen des ADAC ist das Tanken am Abend durchschnittlich günstiger als am Morgen; Sonntag und Montag sind generell die günstigsten Tage in der Woche, auch wenn hier Ausnahmen die Regel immer wieder bestätigen.

Sprit sparen – Fahrverhalten überdenken

Um dauerhaft weniger Benzin zu verbrauchen, rät Carsten Zorger, spritsparend zu fahren. Auf der Autobahn sollten Sie, auch wenn es erlaubt ist, nicht zu schnell fahren. „Über 140 km/h ist kein Auto mehr treibstoffsparend.“ Bei neueren Autos sollten Sie auf die Verbrauchsanzeige achten. Vermeiden Sie kurze Strecken wie die bequemen Zigaretten- und Brötchenfahrten, die Sie auch mit dem Fahrrad oder zu Fuß bewältigen können.

Der ADAC empfiehlt zudem, einmal pro Monat den Reifendruck zu überprüfen, da geringerer Rollwiderstand zu einem geringeren Kraftstoffverbrauch führt. Bremsen Sie möglichst nicht zu scharf, lassen Sie den Wagen ausrollen, um weniger Gas beim Beschleunigen geben zu müssen. Nehmen Sie schwere Sachen, die Sie nicht unbedingt benötigen, aus Ihrem Kofferraum heraus und montieren Sie den Dachgepäckträger ab, um das Gesamtgewicht Ihres Fahrzeugs zu senken.

Zusammenfassend meint der ADAC, dass ein grundsätzlicher Boykott großer Tankstellenkonzerne nichts bringt. Tanken Sie stets dort, wo der Preis der günstigste ist und versuchen Sie, möglichst wenig Sprit zu verbrauchen. Zu Beginn der Sommerferien und der damit verbundenen Reisewelle erwartet uns wahrscheinlich ein ähnlich hohes Preisniveau wie an Ostern.

Weitere Tipps zum Tanken und Sprit sparen finden Sie auf der ADAC-Website.

Carsten Zorger vom ADAC Berlin-Brandenburg