Nach den Buchstaben des Gesetzes ist es Pflicht, sich in einem anderen EU-Staat anzumelden, wenn Sie dort dauerhaft wohnen. Dauerhaft heißt meistens länger als drei Monate. Die Praxis zeigt aber, dass überhaupt nichts passiert, wenn Sie sich nicht anmelden. Schon allein deshalb, weil es gar nicht zu überprüfen ist, wie lange Sie im Land sind. Am besten wägen Sie also ab, ob eine Abmeldung (in Deutschland) und Anmeldung (in Ihrem neuen Land) für Sie sinnvoll ist. Ein Kriterium dafür ist die Steuer: Wenn Sie Wert darauf legen, keinen Wohnsitz mehr in Deutschland zu haben, sollten Sie sich natürlich auch abmelden.
Ihr Konto in Deutschland sollten Sie zunächst behalten. Allein schon, um Ihre Daueraufträge für Wohnung (falls Sie Ihre Wohnung in Deutschland behalten), Versicherungen etc. weiter darüber laufen zu lassen. Unter Umständen ist es auch sinnvoll, sich eine Rente weiter auf Ihr Konto in Deutschland zahlen zu lassen und sich per Dauerauftrag einen Teil davon an Ihren neuen Wohnsitz überweisen zu lassen. Ein Nachteil: Wenn Sie in Deutschland jemandem etwas schulden (es reicht auch schon, dass einer glaubt, Sie schuldeten ihm etwas), dann ist es für ihn relativ leicht, mit Hilfe der Justiz auf Ihr Konto zu zugreifen.
Rechtliche Probleme gibt es nicht mehr, wenn Sie Ihren gesamten Hausstand einschließlich Fernseher, Video und Schaukelstuhl mit in den Süden nehmen wollen. Sie beauftragen einen Spediteur (viele sind auf Umzüge in südliche Länder spezialisiert), der packt ein und vor Ihrer neuen Wohnung auf Mallorca, Sizilien oder Kreta wieder aus. Keine Stops mehr an den Grenzen, keine Verzollung.
Die Frage ist allerdings, ob es sich lohnt, allzu viel mitzunehmen. Natürlich ist es verständlich, wenn einer an seinen gewohnten Möbeln hängt, an den Bildern oder den Teppichen. Aber so summieren sich schnell die Kubikmeter Fracht, und die Rechnung erreicht schnell Höhen zwischen 15.000 und 20.000 DM. Deutsche neigen zu der Meinung, gute Waren gäbe es nur in Deutschland. Dabei gibt es hier nichts, was Sie nicht auch in Spanien oder Italien bekommen – und oft sogar billiger.
Richten Sie Ihr Haus im Süden doch so ein, wie es dort üblich ist. Für das Geld, dass Sie dem Spediteur zahlen, können Sie viele schicke Möbel und Küchengeräte kaufen!
In einigen Fällen kann eine Abmeldung aber auch Nachteile haben: Wenn Sie wesentlich an einer Kapitalgesellschaft beteiligt sind, wird die Aufgabe Ihres deutschen Wohnsitzes wie ein Verkauf Ihrer Firma oder Ihrer Anteile besteuert. Obwohl Sie gar nichts verkauft haben.
In Ihrem neuen Land bringt die Anmeldung mit sich, dass Sie zum Beispiel kein Auto mit ausländischem Kennzeichen fahren und kein Ausländer-Konto führen dürfen. Dessen Vorteile dürften allerdings nach der Einführung des Euro ohnehin verschwunden sein.
Ihren Führerschein müssen Sie übrigens nicht mehr in den Ihres neuen Wohnsitzes umtauschen. Seit Juli 1996 gilt jeder Führerschein eines EU-Landes in der gesamten EU. Hüten Sie sich, Ihren deutschen Führerschein zum Beispiel gegen einen spanischen einzutauschen: Dieser ist nicht, wie in Deutschland, unbeschränkt gültig. Je älter Sie werden, umso kürzer werden die Abstände, in denen Sie zum Test müssen, um Ihren Führerschein zu erneuern. Viele Deutsche besorgen sich vor ihrem Wegzug einen zweiten Führerschein, indem sie ihren alten als verloren melden. Was natürlich verboten ist.
Wenn Ihr Wohnsitz im Ausland liegt und Sie Ihrer Bank Ihr Residencia-Papier vorzeigen, sind Sie in Deutschland von der Zinsabschlagsteuer befreit (ein Vorteil, der im Zug der Harmonisierung der Zinsbesteuerung wegfallen wird). Zwar müssen Sie nun Ihre Zinsgewinne in Ihrem neuen Land versteuern. Viele Ausländer unterlassen dies. Die Erfahrung zeigt, dass das Risiko ertappt zu werden dort niedriger ist als in ihrem Heimatland.
Natürlich stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, eventuelles Vermögen weiterhin in Deutschland anzulegen. Nichts spricht dagegen, Ihr Geld nun in einem Oasenland anzulegen, wie zum Beispiel Andorra oder Gibraltar, wo das Bankgeheimnis noch funktioniert und (wenn’s nicht gerade die teure Schweiz ist) die Banken oft niedrigere Gebühren verlangen als in Deutschland.