Vom klassischen Fernseher zum "Smart-TV"
Jahrzehntelang war die Geschwindigkeit der technischen TV-Entwicklung vergleichbar mit der einer Wanderdüne. Das hat sich nach der Einführung von Flachbildschirmen und dem technischen Zusammenwachsen mit der PC- und Netzwerk-Technik innerhalb weniger Jahr radikal verändert. Nun sind aus schlichten Fernsehern "Smart-TVs" geworden.
Allerdings: Es ist ein offenes Geheimnis in der Branche, dass die Verkaufszahlen von TV-Geräten zwar hoch, aber die Gewinnmargen durch den Konkurrenzdruck niedrig sind. Den Ausweg sollen 3D-Fernseher (3D = dreidimensional) bringen, die heute schon dreidimensionale Bildwiedergaben ins Wohnzimmer bringen.
Fakt ist: Die Entwicklung hin zu dreidimensionalen Darstellungen ist nicht mehr aufzuhalten. Typisch für die Frühzeit einer technischen Entwicklung ist allerdings, dass mehrere Technologien miteinander im Wettbewerb stehen. Dafür gibt es Beispiele zuhauf: Gleichstrom versus Wechselstrom, VHS versus Video2000, HD-DVD versus Blu-ray. Aktuell sind es unterschiedliche 3D-Techniken, die am Markt im Wettbewerb um die Kunden rangeln. Speziell bei den 3D-Systemen, die zum Erzeugen des 3D-Effekts eine Spezialbrille einsetzen, gibt es drei verbreitete, konkurrierende Verfahren:
1. 3D mit Anaglyphenbrille
Bei allen Projektionen von 3D-Bildern gibt es die grundlegende Herausforderung, dass das menschliche Gehirn zum Erzeugen eines räumlichen Eindrucks immer zwei Bilder benötigt, eines für das linke und eins für das rechte Auge. Die älteste und einfachste Methode, diese Unterscheidung zu erzeugen, ist die Benutzung eines Rot-Grün- oder Rot-Blau-Farbfilters. Diese Wiedergabemethode färbt also das rechte und linke Halbbild in Komplementärfarben ein, diese traditionelle Anordnung der Filterfarben gilt heute als Quasi-Standard.
Diese relativ einfach realisierbare 3D-Methode war auch die erste, die in "3D-Kinos" kommerziell eingesetzt wurde. Den meisten TV-Zuschauern wurden die Farbfilterbrillen (Anaglyphenbrillen) jedoch bekannt, als sie in Form von "3D-Brillen" mit Pappgestell als kostenlose Zugabe in Fernsehzeitschriften geliefert wurden, weil die Fernsehsender passende Filme mit dieser Technik ausstrahlten. Der Vorteil dieser recht einfachen Methode: Es ist kein spezielles Display erforderlich, das perspektivisch rot-grün-verschobene Bild ist mit jedem Gerät darstellbar.
Zwar spielt dieses 3D-Verfahren bei TV- und Kino-Filmen heute aus qualitativen Gründen keine Rolle mehr, aber dafür ist es recht einfach, mit einem PC oder Notebook ein 3D-Bild per Anaglyphenbrille anzuschauen. Denn Filmwiedergabeprogramme wie Cyberlinkt "Power DVD" können in den neuen Versionen quasi auf Knopfdruck einen Film in Echtzeit für dieses Verfahren umrechnen. Direkt beim Abspielen wird der 3D-Eindruck erzeugt, der Film braucht also nicht extra gerendert werden. Das Verfahren funktioniert sogar bei alten Schwarz-Weiß-Filmen (eigentlich Graustufenfilme).
Falls Sie nicht über eine 3D-Anaglyphenbrille verfügen, kann eine Brille oder ein Vorsteckglas preiswert bei pearl.de erworben werden.
2. 3D mit Shuttertechnik
Für diese Technik wird ein TV-Panel mit einer hohen Bildwechselfrequenz (Bildwiederholfrequenz) von mindestens 200 Hz (Bilder pro Sekunde) benötigt. Das zeigt dann abwechselnd das Bild für das linke und das rechte Auge. Damit jedes Auge das richtige Bild bekommt, verdunkelt die Shutterbrille jeweils das Glas, wenn das Bild für das andere Auge gesendet wird. Pluspunkte dieser Technik: Die Panels bringen ein brillantes 3D-Bild, das komplette HD-Bild wird für jedes Auge gezeigt, man kann recht nah am Display sitzen.
In der Praxis ist die Shuttertechnik allerdings eher auf dem Rückzug. Grund hierfür ist, dass die Brille eine Spannungsversorgung per Kabel oder Knopfzelle benötigt. Dadurch ist sie eher schwer und/oder unhandlich. Fernseher mit Shuttertechnik liefern im Regelfall zwei passende Brillen mit, weitere Brillen können nachgekauft werden, sind aber je nach Hersteller recht teuer und kosten bis zu dreistellige Beträge.
3. 3D mit Polarisation:
Haben Sie sich im Kino schon einmal einen 3D-Film angeschaut? Die Brille, die Sie dort erhalten und endlich auch die Kinowerbung in 3D ins Hirn schiebt, ist eine Polarisationsbrille (Polfiltertechnik). Diese 3D-Technik versorgt beide Augen zwar gleichzeitig mit dem Bild, das Bild besteht aber aus sich abwechselnden Zeilen, die ein Polarisationsfilter am Display erzeugt.
Durch die Polarisationsbrille sehen Sie dann mit dem einen Auge nur die geraden und mit dem anderen nur die ungeraden Bildzeilen. Vorteile dieser 3D-Technik: Die Brillen sind preiswert und leicht, denn sie benötigen keine Spannungsversorgung, die 3D-Bilder sind sehr hell und flimmerfrei. Nachteilig ist die Halbierung der Bildzeilen, die allerdings in der Praxis nicht wahrnehmbar ist, wenn die Auflösung insgesamt hoch genug ist.
Free-TV 3D-Kanäle für T-Home Entertain
Wer über das notwendige 3D-Equipment aus 3D-Fernseher und -Brille verfügt, benötigt noch 3D-Filmmaterial. Besonders einfach haben es da die Nutzer von des Telekom-IPTV-Angebots "Entertain", denn seit Ende 2011 ist mit "3D The Channel" ein Free-TV-Sender im Angebot. Der Sender ist auf Kanal 750 zu finden und bringt im wesentlichen Dokumentarfilme, Reportagen und Kulturevents.
Aufgrund der hohen Datenmenge bei der 3D-Übertragung ist das Angebot nur für Entertain-Kunden mit schnellem VDSL-Zugang verfügbar. Wer den Kanal 750 ohne 3D-Fernseher aufruft, dem wird dort das Bild nicht abwechselnd nacheinander, sondern zeitgleich nebeneinander angezeigt, also kein Grund, den Servicetechniker zu rufen.
Die TV-Zukunft ohne 3D-Brille hat schon begonnen
Bereits heute werden Fernseher hergestellt, die das 3D-Vergnügen auch ohne lästige Brille ermöglichen. Seit Ende 2012 ist auch in Deutschland der erste 3D-Fernseher lieferbar, ein 55-Zoll-Modell von Toshiba. Der 3D-Effekt wird erreicht, indem eine Schicht Miniaturlinsen vor das eigentliche Panel geklebt wird. Die Position der Miniaturlinsen wird entsprechend der Position der Zuschauer ausgerichtet.
Eine in den TV-Rahmen integrierte Kamera erfasst dazu die Positionen der Zuschauer, was für maximal 9 Personen möglich ist. In Tests war dieses Verfahren jedoch wenig praxistauglich, der 3D-Effekt vermittelt trotz des heftigen Preises des Geräts nur wenig räumliche Tiefe. Und sobald sich Sitzpositionen oder die Anzahl der Personen verändern, muss mit der Tracking-Taste eine neue Erfassung der Sitzpositionen durchgeführt werden.
Auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas wurden in diesem Jahr auffallend viele Flachbild-Fernseher mit Ultra-HD-Bildauflösung gezeigt. Diese auch "4K-Auflösung" genannte Technik liefert die vierfache Anzahl Bildpunkte wie das heutige Full-HD und ist Voraussetzung für 3D-Wiedergabetechniken. Branchenexperten erwarten innerhalb von zwei bis drei Jahren, dass viele weitere namhafte Hersteller 3D-TV-Geräte auf den Markt bringen werden, die die Steuerung des 3D-Bildes mit einem 3D-Prozessor ganz automatisch durchführen.
Möglicherweise werden diese Geräte teilweise schon mit einem OLED-Panel ausgestattet sein, dass durch seine selbstleuchtenden Leuchtdioden eine überragende Bildqualität liefert. Wie die Entwicklung auch genau sein wird: Alle 3D-Fernseher liefern aufgrund der 4K-Auflösung schon heute in der 2D-Betriebsart ein derart unschlagbar gutes Bild, dass es auch ohne 3D als Kaufargument zieht.
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