Das Hüftgelenk gehört mit zu den am häufigsten von der Arthrose betroffenen Gelenken. Zugleich wiegt sie auch sehr schwer, denn liegen erst einmal ständig Schmerzen in der Hüfte vor, ist die Einschränkung im Alltag enorm. Für Betroffene gibt es glücklicherweise Hilfe, die ihre Beweglichkeit komplett wiederherstellen kann.
Symptome: Wie sich eine Hüftgelenksarthrose bemerkbar macht
Die beginnende Hüftgelenksarthrose (Coxarthrose) bemerken Sie im Regelfall überhaupt nicht. Erst wenn der Gelenkverschleiß bereits fortgeschritten ist, machen sich erste Symptome bemerkbar, die sich nach und nach immer mehr verstärken:
- Anlaufschmerzen: Nach längerem Sitzen oder auch beim Aufstehen aus dem Bett schmerzen die Hüfte und eventuell auch das zugehörige Bein. Der Schmerz verschwindet schon nach wenigen Schritten.
- Belastungsschmerz: Das Gelenk schmerzt, wenn Sie es stark oder über einen längeren Zeitraum beanspruchen und belasten.
- Hinken: Längere Spaziergänge setzen Ihnen zu, Sie hinken oder knicken auf der betroffenen Seite vielleicht sogar leicht ein.
- Leistenschmerz: Sie haben Schmerzen in der Leiste, die bis hinunter in das Kniegelenk ausstrahlen können.
Schmerz bei abschüssigem Gefälle: Ob Abstieg nach dem Wandern oder Abwärtssteigen von Stufen, Sie verspüren dabei Schmerzen – nicht aber beim Aufstieg.
Wenn die Arthrose bereits weiter fortgeschritten ist, wird irgendwann eine eingeschränkte Beweglichkeit hinzukommen, durch die der Oberschenkel nur noch unter Schmerzen gebeugt und gestreckt bzw. gedreht werden kann.
Zudem können Ruheschmerzen hinzukommen, die auch im Liegen oder Sitzen ohne Belastung auftreten.
Es ist typisch für die Arthrose, dass sie unbehandelt immer schlimmer wird. Anfänglich sind nur zeitweise und in vereinzelten Situationen Schmerzen vorhanden.
Deshalb wird die Gefahr auch oft verkannt. Im Laufe der Zeit dehnen sich diese Schmerzphasen immer mehr aus und die Zeiträume, die dazwischen liegen, verkürzen sich, bis im Endstadium schließlich dauerhafte Schmerzen vorliegen.
Ursachen der Hüftgelenksarthrose
Hüftgelenksarthrosen entstehen oftmals, wenn die Hüfte bereits durch eine andere Erkrankung oder eine Verletzung vorgeschädigt ist:
- Hüftdysplasie: Dieses Ungleichgewicht zwischen dem Hüftkopf und der Hüftpfanne verursacht einen zu hohen Druck im Gelenk – die Folge ist der schnellere Gelenkverschleiß. Dieser Ursache wird mittlerweile gut vorgebeugt, da die Hüftdysplasie schon beim Neugeborenen durch eine Ultraschalluntersuchung festgestellt und durch das breite Wickeln oder das Tragen einer Spreizhose korrigiert werden kann.
- Morbus Perthes: Bei dieser Hüftkopferkrankung stirbt der Hüftgelenkkopf im Alter von 4 bis 7 Jahren ab. Dadurch verändern sich die Gelenkflächen, was die Arthrose hervorruft.
- Hüftgelenksentzündung: Eine Entzündung kann den Teufelskreis der Arthrose in Gang setzen, durch den der Knorpel nicht mehr richtig versorgt wird und abstirbt.
- Knochenbrüche: Brechen Knochen in der Nähe der Hüfte, kann dadurch eine Arthrose verursacht werden. Dies gilt besonders dann, wenn die Gelenkflächen verletzt wurden, aber auch, wenn sich durch das Abheilen deren Stellung zueinander verändert.
In sehr vielen Fällen lässt sich jedoch keine konkrete Ursache ausmachen, sondern es liegt vielmehr eine Kombination aus mehreren Risikofaktoren wie Alter und zu wenig Bewegung vor.
Wie der Arzt die Hüftarthrose feststellt
Die Diagnose der Coxarthrose wird bei entsprechendem Verdacht über eine Röntgenaufnahme gesichert. Hier sind Verformungen des Hüftkopfes ebenso zu sehen wie Verschmälerungen des Gelenkspaltes oder auch allgemein Veränderungen am Gelenk. Je nach Situation und Symptomen kann der Arzt weitere Diagnosemittel heranziehen:
- Ultraschalluntersuchung
- Magnetresonanztomografie (MRT)
- Computertomografie
- Behandlung der Coxarthrose
Die Behandlung läuft zunächst nach dem üblichen Schema ab: Durch Wärme- und Kältetherapie, Medikamente und weitere Maßnahmen wird dafür gesorgt, dass Sie wieder schmerzfrei werden.
Danach folgt die Bewegungstherapie mit Krankengymnastik, mäßigem Fahrradfahren unter geringer Belastung oder Bewegungen im Wasser.
Letzteres sollte allerdings ohne Scherbewegungen ablaufen, da diese schmerzhaft sein können.
Wird jedoch auf diesem Wege keine Stagnierung erreicht bzw. ist die Arthrose bereits zu weit fortgeschritten, kommen die Patienten um einen gelenkersetzenden Eingriff meist nicht mehr herum.
Hüft-OP: Wenn das Gelenk ersetzt werden muss
Jedes Jahr werden in Deutschland zwischen 100.000 und 150.000 Hüftprothesen eingesetzt. Dabei lassen sich zwei grundsätzliche Methoden unterscheiden.
Zementierte Verankerung
Bei dieser Vorgehensweise zementiert man den Schaft der Prothese im Markraum des Oberschenkelknochens ein. Der verwendete Kunststoff härtet sofort aus, weshalb die Hüfte schon einen Tag nach der Operation wieder belastet werden kann.
Allerdings hat die Methode auch einen gravierenden Nachteil: Sollte das künstliche Hüftgelenk später einmal ausgetauscht werden müssen, beispielsweise weil es sich gelockert hat, ist die zementierte Verankerung nur schwer zu entfernen.
Diese Methode verwendet man bevorzugt bei älteren Menschen, denen eine lange Rehabilitationszeit nur schwer zugemutet werden kann und für die die sofortige Belastbarkeit wichtig ist.
Da diese meist weniger aktiv sind, ist die Gefahr einer Lockerung hier doch eher gering.
Zementfreie Verankerung
Bei der Vorgehensweise ohne Einzementierung baut man darauf, dass eine perfekt angepasste Prothese im Knochen einwächst und so verankert wird. Diese Methode bringt hohe Anforderungen an den Chirurgen mit sich, der die Prothese exakt an den Hüftknochen anpassen muss.
Die Oberfläche des Prothesenschaftes wird aufgeraut. In dieses Oberflächenrelief wächst der Knochen ein. Da dieser Prozess langsam von statten geht, ist die Dauer der Rehabilitation bei dieser Variante stark erhöht – oftmals ist die volle Belastbarkeit erst nach sechs Wochen wiederhergestellt. Die Vorteile dieser Methode liegen aber auf der Hand:
- verbesserte Haltbarkeit
- bessere Leistungen für aktive Patienten
- vereinfachter Prothesenwechsel bei Patienten unter 60 Jahren
Die Zeit nach der Operation
Im Rahmen einer Hüftgelenksoperation bleiben Sie rund 14 Tage lang im Krankenhaus, ehe Sie an einer ambulanten oder stationären Rehabilitationsmaßnahme teilnehmen.
Diese hat zum Ziel, Sie bei der Genesung zu unterstützen sowie Sie darauf vorzubereiten, Ihren Alltag selbst zu meistern.
Insbesondere in den ersten Tagen und Wochen nach der Operation besteht das Risiko, dass eine Luxation auftritt, also die Prothese aus ihrer Verankerung entkoppelt wird. Deshalb sind folgende Hinweise zu beachten:
- Beine nicht überschlagen
- nicht auf der Seite liegen
- Beine nicht zu stark beugen
- das Bein nicht beugen, heranziehen und Fußspitzen einwärtsdrehen (passiert oft im Schlaf)
- nachts eine Schiene für die Beine nutzen
- Keilkissen zwischen die Beine stecken
- Hilfsmittel nutzen (z. B. Greifzangen, Schuh- und Strumpfanzieher,
Toilettensitzerhöhungen)
Wenn bei der Operation und der anschließenden Rehabilitation alles wie geplant verläuft, dürfen Sie sich auf ein schmerzfreies Leben freuen.
Bereits nach etwa sechs Wochen oder bei der zementierten Variante auch schon früher, können Sie das Gelenk wieder voll belasten.
Bis Sie jedoch Ihre volle Belastbarkeit wieder erreicht haben, sollten Sie zur Sicherheit zwei Gehstützen verwenden.
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