Hormone und Parabene in Kosmetika via Smartphone-App aufspüren

Immer wieder finden sich Schlagzeilen über ungeeignete Stoffe in Kosmetikprodukten. So hat der Bund für Umwelt und Naturschutz eine App herausgebracht, die den Verbraucher über hormonell wirksame Substanzen in Kosmetik informiert. Erfahren Sie hier, warum hormonell wirksame Substanzen schädlich sein können und wie Sie Ihre Kosmetik darauf prüfen.

Hormonell wirksame Stoffe: Verwendung und Wirkung

Die Stoffe, die am häufigsten in vom BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) untersuchter Kosmetik gefunden wurden, waren die Konservierungsmittel Methylparaben, Propylparaben, Ethylparaben und Butylparaben ebenso wie der UV-Filter Ethylhexyl Methoxyconnamate.

Diese Konservierungsstoffe sind Parabene, die über antimikrobakterielle und fungizide Wirkung verfügen. Parabene sind jedoch ebenfalls im Verdacht, Allergien auszulösen. Zudem ähneln sie strukturell dem weiblichen Sexualhormon Östrogen und hemmen das männliche Sexualhormon Androgen.

Parabene werden daher in einigen Untersuchungen mit einer Störung des Hormonhaushaltes, verfrühter Pubertät bei Mädchen, Brustkrebs und einer Beeinträchtigung der Zeugungsfähigkeit beim Mann in Verbindung gebracht.

Auch der UV-Filter Ethylhexyl Methoxyconnamate hat eine östrogene Wirkung. Die Stoffe können bei Kosmetik über die Haut aufgenommen werden, je nach Produkt auch über die Lunge. Problematisch ist laut BUND aber vor allem der Mix aus verschiedenen hormonellen Wirkstoffen. Auch wenn die einzelnen Grenzwerte eingehalten werden, werden meist mehrere Kosmetikprodukte über den Tag verteilt genutzt. So kommt der Verbraucher dennoch mit größeren Mengen hormonell belasteten Stoffen in Verbindung.

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Probleme bei der Risikobewertung

Zwar ist Vorsicht im Allgemeinen besser als Nachsicht, jedoch sollten solche Untersuchungsergebnisse nicht zu Panik führen. Klare Aussagen über die Gefährlichkeit von hormonell wirksamen Substanzen zu treffen, ist schwierig. Das liegt unter anderem daran, dass durch Forschungen ständig neue Wirkstoffe auf den Markt gebracht werden, sowie bekannte Wirkstoffe verändert werden.

Ein weiteres Problem liegt bei der Risikobewertung: Substanzen, die in Europa in Kosmetik enthalten sein dürfen, sind zwar in Tierversuchen getestet worden und als nicht gesundheitsgefährdend eingestuft worden, allerdings gibt es nur selten Langzeitstudien zu ihrer Wirkung bei Menschen. Solche Studien ziehen sich nicht nur hin, sondern sind auch schwierig durchzuführen.

Das Problem ist nicht nur, dass solche Untersuchungen zeit- und kostenintensiv sind, sondern auch, dass unerkannte Wechselwirkungen mit anderen Substanzen ausgeschlossen werden müssen.

Problematische Wechselwirkung

Während einzelne Stoffe bisher vor allem in Tierversuchen gut untersucht sind, ist es schwierig, die Kombination verschiedener Stoffe zu untersuchen. Dabei ist gerade diese Wechselwirkung das Problem. Denn kaum jemand benutzt pro Tag nur einmal Kosmetik. Zahncreme, Shampoo, Waschgel, Bodylotion.

Bei vielen Frauen kommen noch diverse Make-Up-Produkte hinzu. So ergibt sich im Laufe des Tages ein Hormonmix, mit dem die Grenzwerte überschritten werden können, auch wenn sie in den einzelnen Produkten eingehalten werden.

So vermeiden Sie hormonell wirksame Substanzen

Hormonell wirksame Chemikalien sind keine Seltenheit. Laut BUND enthält sie nahezu jedes dritte Kosmetikprodukt in Deutschland. Vor allem die Marktführer Beiersdorf (u.a. Nivea, Labello, Florena, Eucerin, Hansaplast), Procter & Gamble (u.a. Head & Shoulders) und L’Oréal (u.a. Garnier) nutzen diese Substanzen: Bei ihnen sind sie in fast jedem zweiten Produkt.

Viel besser schneidet Naturkosmetik ab. Aufgrund entsprechender Richtlinien darf Naturkosmetik keine Parabene enthalten. Dies gilt für Naturkosmetik vom Discounter ebenso wie für hochpreisige Produkte.

ToxFox hilft, Parabene zu meiden

Der BUND hat eine App so wie ein Webformular veröffentlicht, um es Verbrauchern zu erleichtern, kritische Stoffe in Kosmetik zu finden und daher zu vermeiden. Damit erhofft der Naturschutzverein sich auch, bei den Firmen ein Umdenken zu bewirken. Wenn die schädliche Wirkung bestimmter Stoffe bekannt ist und Verbraucher ihre Produkte dementsprechend auswählen, werden die Firmen gezwungen, alternative Inhaltsstoffe zu nutzen.

Die Smartphone-App des BUND ist bisher nur für iOS (Apple) über den App-Store verfügbar und trägt den Namen ToxFox – wohl eine Zusammensetzung aus toxic (Gift/giftig) und Fox (Fuchs). Benutzer eines anderen Smartphones können ToxFox über eine mobile Seite aufrufen, andere Internetnutzer über ein Formular auf www.bund.net/toxfox.

Ist ein Produkt eingescannt, informiert ein grünes Herz, dass das Produkt frei von hormonellen Stoffen ist, ein rotes Warnzeichen warnt vor solchen Stoffen, während ein blaues Fragezeichen angibt, dass dieses Produkt noch nicht erfasst ist.

Änderungen erst ab 2015

So hilfreich ToxFox ist, bieten App oder Website nur eine schnelle, aber nicht perfekte Entscheidungshilfe. Denn es wird lediglich auf sechzehn kritische Stoffe geprüft und die Inhaltsangaben stammen von der Seite codecheck.info, die ähnlich wie Wikipedia auf informierte Laien setzt, die dort Produkte bewerten. Die Idee ist also gut und bietet schnellen Überblick, für die (Un-)schädlichkeit eines Produktes garantieren kann ToxFox jedoch nicht.

Erst für August 2015 ist eine Neubewertung des Risikos hormonell wirksamer Substanzen geplant und dementsprechend eine eventuelle Änderung der EU-Richtlinien. Was wie eine Hinhaltetaktik wirkt, ist dem immensen Aufwand einer Neubewertung geschuldet. Bis dahin muss der Verbraucher also selbst ein waches Auge haben.

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