Wie entwickelt sich ein Underachiever?
Kinder mit besonderen Fähigkeiten im kognitiven Bereich (der so genannten Hochbegabung mit einem IQ ab 130), begreifen viele Dinge die sie wahrnehmen, viel schneller. Sie können die an sie gestellten Anforderungen schneller und umfassender erledigen und sie sind häufig noch mit einer besonderen Sensibilität ausgestattet. Dies führt nicht selten zu Problemen im zwischenmenschlichen Bereich. Eltern und anderer Autoritätspersonen können sich durch das enorme Wissen und die besonderen Fähigkeiten angegriffen und bloßgestellt fühlen. Gleichaltrige haben oft ganz andere Interessen und schließen das Kind mit Hochbegabung aus dem Klassenverband aus, wenn es sich nicht sowieso schon von sich aus zurückgezogen hat, weil es sein Anderssein spürt.
Warum Schüler mit Hochbegabung nicht immer die Besten in der Klasse sind
Kinder, die über eine besonders hohe Begabung verfügen, sind keineswegs immer besonders leistungsstarke Schüler. Viele klagen über Langeweile. Sie haben Probleme Freunde zu finden oder geraten schnell in Konflikte mit den Lehrern und anderen Autoritäten.
Eine besondere Begabung im kognitiven Bereich, die sogenannte Hochbegabung, beinhaltet in der Regel eine sehr schnelle Auffassungsgabe und die Fähigkeit auch komplexe Strukturen rasch zu erfassen sowie Erfolg versprechende Lösungsmöglichkeiten zu finden. Während die Mitschüler noch über der Aufgabe brüten und versuchen zu verstehen, was sie jetzt machen sollen, haben hochbegabte Kinder und Jugendliche die Aufgabe schon längst gelöst oder suchen nach ausgefallenen Lösungswegen.
Schüler mit Hochbegabung werden oft ausgeschlossen
Das ständige Anderssein, das schneller sein und andere Interessen zu haben, kann dazu führen, dass ein hochbegabtes Kind versucht sich zu verstellen, um den Anschluss an den Klassenverband zu bekommen und um nicht länger allein zu sein. Auch bei den Eltern und den Lehrern kann es dazu neigen, sein Licht unter den Scheffel zu stellen, um keine ablehnenden Reaktionen auf seine Beiträge hin zu bekommen.
Erlernen einer negativen Grundhaltung bei Hochbegabung
Wenn ein Kind mit einer deutlichen Hochbegabung in der Schule erfährt, dass es weniger gemocht wird, wenn es sich anstrengt und mehr akzeptiert wird, wenn es sich und seine Fähigkeiten ein Stück weit verleugnet, kann diese zu einer entsprechenden Grundhaltung bei ihm führen, die lautet: Wenn ich weniger leiste, bekomme ich mehr Anerkennung und Zuwendung von meinen Freunden.
Die meisten Underachiever hatten am Anfang ihrer Schullaufbahn Probleme mit ihren besonderen Fähigkeiten, was sie in eine Außenseiterrolle gedrängt hat. Erst nach dem sie ihre Motivation gute Schulnoten zu bekommen verloren haben, konnten sie sich ein Stück weit in den Klassenverband integrieren. Logischer Weise wirkt sich diese Erfahrung ganz besonders auf die Lernmotivation aus.
Hochbegabung: Effektive Lernstrategien werden nicht gelernt
Ein weiterer Faktor bei der Entwicklung eines Underachievers ist die, das die leichte Auffassungsgabe lange Zeit ausreicht um im Schulstoff gut mitzukommen. Grundlegende Lernstrategien wurden häufig nicht gelernt. Später wenn der Schulstoff zunehmend komplexer wird und es auch einem hochbegabten Kind nicht mehr möglich ist, alles mit seiner Auffassungsgabe allein zu lernen und zu behalten, fehlen ihm wichtige Techniken, die ihm das Lernen erleichtern und es verliert unter Umständen sogar den Anschluss an den Schulstoff obwohl es von seinen kognitiven Fähigkeiten her den anderen weit voraus ist.
Hochbegabung: Erhöhte Sensibilität und geringes Selbstbewusstsein
Die geringe Akzeptanz im Klassenverband, die häufigen Konflikte mit Lehrern und Autoritäten, das Gefühl irgendwie anders zu sein und es nicht benennen zu können, können dazu führen, dass das hochbegabte Kind entgegen seiner besonderen Begabung ein niedriges Selbstbewusstsein hat und psychisch wenig belastbar ist. Manche hochbegabte Kinder entwickeln auch eine gewisse Verhaltensauffälligkeit, die häufig mit ADHS diagnostiziert wird. Aus Langeweile und Unterforderung stören sie den Unterricht, sie laufen herum oder lenken die anderen Kindern vom Lernen ab.
Hier ist es die Aufgabe der Lehrer zu erkennen, was hinter dem auffälligen Verhalten steckt und möglicher Weise die Eltern des Kindes anzusprechen und sich gemeinsam um eine besondere Förderung zu bemühen.
Hochbegabung: Fazit
Hochbegabung ist nicht nur ein Geschenk – es ist im wesentlichen eine wichtige Aufgabe. Die besonderen Fähigkeiten benötigen eine individuelle Förderung, die möglichst schon im Grundschulalter beginnen sollte. Der Umgang mit hochbegabten Schülern stellt starke Anforderungen an die Lehrkräfte. Um ein Ausschließen des hochbegabten Kindes aus dem Klassenverband zu verhindern, sollten Eltern und Lehrer gemeinsam nach Förderungsmöglichkeiten in der Schule suchen. Wichtig ist es auch, dass das hochbegabte Kind selbst, erfährt was hinter seinem „Anderssein“ steckt, damit es sich nicht falsch oder minderwertig vorkommt.
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