Nur wenige wissen, was Histamin eigentlich ist. Histaminhaltige Lebensmittel können wegen ihres hohen Histamingehalts allergieähnliche Symptome auslösen. Vielen sind die damit verbundenen Symptome bekannt. Erfahren Sie mehr über diesen Stoff:
Histamin ist ein Naturstoff, welcher im menschlichen und tierischen Organismus als Gewebshormon wirkt. Auch im Pflanzenreich und in Bakterien ist Histamin weit verbreitet.
Histamin bei Mensch und Säugetier
Histamin spielt beim Menschen und Säugetieren eine bedeutende Rolle bei allergischen Reaktionen. Insbesondere ist Histamin am Immunsystem bzw. an der Abwehr körperfremder Stoffe beteiligt.
Darüber hinaus wirkt Histamin im Magen-Darm-Trakt, bei der Steuerung der Magensäureproduktion sowie im Zentralnervensystem bei der Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus und der Appetitkontrolle als wichtiger Regulator.
Histamin besitzt im menschlichen Organismus vielfältige Funktionen. Im Vordergrund steht hierbei vor allem seine Beteiligung an Abwehrreaktionen.
Auf molekularer Ebene vermittelt Histamin seine Funktionen über eine Aktivierung der Histamin-Rezeptoren H1, H2, H3 und H4.
Lebensmittel, die Histamin enthalten
Histamin wird nicht nur im menschlichen Körper produziert, sondern kommt auch in manchen Nahrungsmitteln vor.
Das bekannteste Beispiel für eine hohe Produktion von Histamin in Pflanzen ist wohl die Brennnessel, die bei einer Berührung der stark histaminhaltigen Pflanzenhaare juckende Hautreaktionen auslöst. Insgesamt ist die Anzahl der pflanzlichen Nahrungsmittel, die einen sehr hohen natürlichen Gehalt an Histamin aufweisen, aber eher gering.
Dass dennoch manche Produkte stark mit Histamin belastet sind, hängt eher mit der Weiterverarbeitung und Haltbarmachung sowie mit dem natürlichen Alterungsprozess zusammen.
Insbesondere Nahrungsmitteln, die für ihre Reifung zusätzliche Bakterien benötigen, können eine hohe Histaminkonzentration aufweisen. Zusätzlich kann der Verzehr von Lebensmitteln belasten, die das im Körper vorhandene Histamin freisetzen (insbesondere Alkohol).
Betroffen von einem hohen Histamingehalt sind zum Beispiel Wein, bestimmte Käsesorten, Rohwurst, Bier, Sauerkraut oder Fisch.
In der Regel wird das in Lebensmitteln vorkommende Histamin von uns gut vertragen. Nur bei der Aufnahme extrem großer Mengen von Histamin kann es zu Vergiftungserscheinungen kommen. Auch histaminüberempfindliche Menschen zeigen bereits bei geringen Histaminmengen Reaktionen.
Entdeckung von Histamin
Bereits im Jahr 1907 begann man damit, sich mit der Bedeutung des Histamins näher zu befassen. Drei Jahre später konnten Henry H. Dale und G. Barger Histamin im Mutterkorn und Henry H. Dale und P. P. Laidlaw als körpereigene Substanz nachweisen. Gleichzeitig erkannten Dale und Laidlaw einige wesentlichen Funktionen des Histamins.
Viele Jahre später – 1937 – entdeckten Daniel Bovet und A. Staub erste Substanzen (Antihistaminika), die die Auswirkung von Histamin hemmen. Einige Jahre später wurden mit Phenbenzamin und Mepyramin bereits die ersten Antihistaminika in Therapien eingesetzt.
1972 gelang James W. Black eine Differenzierung zwischen H1- und H2-Rezeptoren. Jean-Michel Arrang entdeckte als weiteren Subtyp des Histaminrezeptors den H3-Rezeptor und 2000 wurde durch Entschlüsselung des menschlichen Genoms der H4-Rezeptor gefunden.
Funktionen des Histamins
Zu den wichtigsten Funktionen des Histamins gehören seine Beteiligung an der Abwehr körperfremder Stoffe und seine pathologische Beteiligung an der Symptomatik von Allergien und Asthma.
Darüber hinaus ist Histamin eine der Mediatorsubstanzen (chemische Vermittler, die vor allem im Nerven- und Immunsystem eine bedeutende Rolle spielen) bei Entzündungen und Verbrennungen.
Funktion von Histamin im Magen-Darm-Trakt
Histamin ist im Magen-Darm-Trakt an der Regulation der Magensäureproduktion beteiligt.
Die über eine Aktivierung von H2-Rezeptoren hervorgerufene Steigerung der Magensäureproduktion lässt sich dabei als Bestandteil einer durch Histamin hervorgerufene Abwehrreaktion des Körpers interpretieren.
Histamin und Herz-Kreislaufsystem und Zentralnervensystem
Auch die Wirkung von Histamin auf die Blutgefäße lässt sich als Bestandteil einer Abwehrreaktion interpretieren. Es kontrahiert die großen Blutgefäße und erweitert – verbunden mit einer Hautrötung – kleinere Blutgefäße.
Durch Aktivierung von H2-Rezeptoren besitzt Histamin am Herzen eine Schlagkraft steigernde und Schlagfrequenz steigernde Wirkung.
Über eine Aktivierung von H1-Rezeptoren im Zentralnervensystem ist Histamin an der Auslösung von Brechreiz und der Regulierung des Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt. Außerdem soll Histamin an der Steuerung der Körpertemperatur, der Überwachung des Blutdrucks und der Schmerzempfindung beteiligt sein.
Verträglichkeit von Histamin
Beim Menschen liegt die Verträglichkeitsgrenze von Histamin bei etwa 10 mg. Größere Mengen von Histamin können zu Vergiftungserscheinungen führen, die durch Übelkeit, Erbrechen, Atemnot, Blutdruckabfall, Rötung der Haut, Kopfschmerzen und Durchfall gekennzeichnet ist.
Verwendung von Histamin
Histamin wird in der Medizin vielfältig eingesetzt. So verwendet man es z. B. zur Diagnose von Allergien, etwa zur Positivkontrolle beim Intrakutantest.
In der Therapie verwendet man Arzneistoffe, um die Freisetzung von Histamin aus Mastzellen (Mastzellenstabilisatoren) oder die Wirkung von Histamin an Histaminrezeptoren zu blockieren (Antihistaminika).
Mit H1-Antihistaminika lassen sich allergische Beschwerden symptomatisch behandelt. Schlafstörungen, Übelkeit und Erbrechen lassen sich mit H1-Antihistaminika ebenfalls behandeln. Durch Einsatz von H2-Antihistaminika kann die Produktion von Magensäure verringert werden.
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