„Hilfe, mein Kind ist Linkshänder!“ – So reagieren Sie richtig auf Sorgen der Eltern

"Meinen Sie nicht, dass mein Kind als Linkshänder zu viele Nachteile hat?", fragen besorgte Eltern Sie als Kindergärtnerin in einem Gespräch. Nach wie vor hält sich hartnäckig die Meinung, dass Linkshänder zu sein ein großer Nachteil sein kann und mit einem Verlust an Lebensqualität einhergeht. Dabei sind Linkshänder überhaupt nicht benachteiligt. Ganz im Gegenteil. Vier von sechs US-Präsidenten seit 1974 waren was? Genau: Linkshänder!

Linkshänder gelten noch immer oft als benachteiligt
Und das kommt nicht von ungefähr: In vielen Kulturen gilt die linke Hand als unrein oder böse und mit der linken Seite werden eher negative Dinge verbunden. Auch in unserem Sprachgebrauch ist das so: Eine Person kann linkisch oder link sein, und wenn man „etwas mit links macht", meint man, eine Aufgabe sei nicht mit Anstrengung verbunden und damit nichts wert. Anders sieht es da mit dem Begriff „rechts" aus: Jemand ist rechtschaffen, eine Tatsache ist recht und billig oder auch rechtens.

Linkshänder sind absolut gleichberechtigt
Es ist an der Zeit, endlich damit aufzuräumen und die Position der Linkshänder zu stärken! Mit diesen Tipps werden auch Sie die Eltern beim Gespräch gut beraten und entlasten.

Erklären Sie Eltern die Ursachen
„Woher kommt Linkshändigkeit und warum hat mein Kind das?", fragen vielleicht auch Eltern in Ihrer Einrichtung. Erklären Sie den Eltern, dass Linkshändigkeit einfach eine Laune der Natur ist, es ist kein Makel und keine Krankheit. Links- und Rechtshänder sind gleich geschickt, gleich intelligent und gleich schnell! Die Ursache für die Linkshändigkeit liegt im Gehirn: Die beiden Gehirnhälften sind durch einen Balken voller Nervenstränge miteinander verbunden und steuern so den Körper.

Die dominantere Gehirnhälfte ist verantwortlich für die Händigkeit eines Menschen. Da die Nervenstränge über Kreuz verlaufen, bedeutet das: Bei Rechtshändern ist die linke Gehirnhälfte dominanter, bei Linkshändern die rechte. Eine weitere Tatsache: Bei der Dominanz der Gehirnhälften, also der Frage der Händigkeit, spielt Vererbung eine große Rolle. Das heißt also: Linkshändigkeit liegt in der Familie.

Das sind die Tatsachen, nicht mehr und nicht weniger. Geben Sie diese Informationen an besorgte Eltern weiter. So können Sie ihnen ihre Ängste nehmen. Wenn Sie oder die Eltern zu dieser Thematik weiterführende aktuelle Informationen benötigen, bekommen Sie diese bei der 1. Deutschen Beratungsstelle für Linkshänder: Sendlinger Str. 17 in 80331 München, Tel. /Fax: 0 89 / 26 86 14 oder per E-Mail: info@lefthander-consulting.org. Die Homepage finden Sie unter http://www.linkshaenderberatung.de/.

Unsicherheiten in der Händigkeitsfrage
Viele Eltern sind sich unsicher, welche Händigkeit ihr Kind hat, da es die Hand häufig wechselt. Im Kleinkindalter ist dies auch noch ganz normal. Viele Kinder, egal ob später Links- oder Rechtshänder, tun dies zu Anfang immer wieder. Hier sollten die Eltern und Erzieherinnen das Kind auch gewähren lassen. Etwa im Alter von fünf Jahren sollte allerdings die Händigkeitsfrage geklärt sein, damit das Kind einen problemlosen Übergang in die Schule erlebt.

Kein Grund zur Umschulung!
Linkshändigkeit ist kein Grund, das Kind umschulen zu wollen. Raten Sie den Eltern eindringlichst davon ab! Denn ein Eingriff in die Händigkeit des Kindes bedeutet zugleich einen indirekten Eingriff ins Gehirn: Wenn ein linkshändiges Kind gezwungen wird, immer wieder die rechte Hand zu benutzen, wird die dominantere Gehirnhälfte unterfordert, die schwächere Hälfte dagegen ständig überfordert. Umgeschulte Linkshänder brauchen schätzungsweise 1/3 mehr Energie für alle Tätigkeiten. Die eigentlichen Stärken der dominanten Gehirnhälfte werden nach einer Umschulung nämlich nicht mehr genutzt.

Sollten Sie und die Eltern festgestellt haben, dass ein Kind tatsächlich linkshändig ist, gilt es, wichtige Dinge zu beachten:

  • Unterstützen Sie die Eltern durch Ihre Informationen, voll hinter der Linkshändigkeit ihres Kindes zu stehen und ihr Kind entsprechend zu fördern. Wenn Eltern in dieser Frage selbst verunsichert sind oder es aber innerlich ablehnen, spürt das Kind dies. Die mögliche Folge: Es wird selbst verunsichert und kann sich auf keine Hand festlegen oder es erzieht sich selbst auf die rechte Hand um.
  • Raten Sie den Eltern unbedingt zu einer Linkshänderschere. Später sollte das Kind selbstverständlich auch einen Linkshänderfüller bekommen. Mit einem Linkshänderlineal sollte allerdings so lange gewartet werden, bis das Kind mit dem Umgang eines Lineals vertraut ist.
  • Sprechen Sie dem Kind immer wieder Mut zu und bitten Sie auch die Eltern darum. Ermutigen Sie die Eltern, das Kind in seiner „Andersartigkeit" positiv zu unterstützen und zu bestärken, aber nicht als „Sorgenkind" zu behandeln.
  • Empfehlen Sie den Eltern, gleich zu Beginn der Schulzeit die Lehrerin auf die Linkshändigkeit ihres Kindes hinzuweisen. Gegen den Willen der Eltern darf kein Lehrer ein Kind umerziehen.