Heilpraktiker: Was machen die denn? allgemeine Gesichtspunkte
Die öffentliche Wahrnehmung des Heilpraktikerstandes hat viele verschiedene Aspekte. Sie ist genauso vielfältig wie der Berufsstand selbst und seine Vertreter. In dieser Artikelserie gebe ich Ihnen eine Reihe von Informationen und gehe auf die gängigen Vorurteile ein.
Sie erfahren unter anderem etwas zum rechtlichen und geschichtlichen Hintergrund, zum praktischen Tun und zur Finanzierung. Außerdem möchte ich ein paar Kriterien für die Suche nach einem passenden Heilpraktiker anbieten.
Ich selbst bin seit 15 Jahren vollberuflich tätig und bewege mich in dem „Heilpraktikerdorf“. Ein kleines Dorf voller mehr oder weniger liebenswerter Verrückter, die sich nicht den aktuellen Moden der Medizin ergeben wollen und dann manchmal auf der anderen Seite den jeweiligen Moden der Alternativmedizin anhängen.
Was tut ein Heilpraktiker denn in der Praxis?
Zunächst mal arbeitet er in einer solchen. Die Ausübung der Heilkunde im Umherziehen ist nämlich nicht gestattet. Natürlich machen viele Heilpraktiker auch Hausbesuche. Die Praxen können sehr unterschiedlich gestaltet sein.
Es gibt das Einmannunternehmen, in dem einen Raum einer teilgewerblichen Wohnung oder im Souterrain des Eigenheims. Genauso gibt es die große Praxis mit Tresenkraft und Angestellten bzw. Assistenten und eigenem Labor, deren Ausstattung Ihrem Hausarzt locker Konkurrenz machen kann. Diese Variante kommt aber eher selten vor. Ansonsten gibt es alle denkbaren Zwischentöne.
Heilpraktiker: Das Aufnahmegespräch
Gleich bei Ihrer ersten Vorstellung bei einem Heilpraktiker, lernen Sie einen unglaublichen Luxus kennen: Der Heilpraktiker hat nämlich Zeit und hört zu. Egal mit welcher Methode der Kollege arbeitet, er wird versuchen seine Patienten in ihrer Ganzheit zu erfassen und zu behandeln. Für diese Leistung zahlen sie dann auch privat, wenn Sie nicht in der glücklichen Lage sind privat versichert zu sein (siehe auch den Finanzierungsartikel dieser Serie).
Ein Arzt, der dies tun wollte, also sich wirklich Zeit nehmen, würde von der Krankenkasse einfach nicht dafür bezahlt. Es ist also oft schlichte wirtschaftliche Notwendigkeit, die den Schulmediziner zur schnellen Abfertigung seiner Patienten zwingt. Wer kennt das nicht: Erst wartet man lang und bevor man Guten Tag zu Ende gesagt hat, ist man schon wieder aus dem Sprechzimmer raus… Irgendwas läuft da gründlich falsch, und das ist sicher nicht den Ärzten anzulasten.
Zeit und zwischenmenschliche Kommunikation sind doch eigentlich Grundbedingungen für einen Veränderungs- oder Heilungsprozess.
Der Heilpraktiker wird in der Regel viele Fragen stellen, um sich ein individuelles Bild von Ihrer Krankheit machen zu können. Er wird auch vorhandene schulmedizinische Untersuchungsergebnisse mit einbeziehen und vielleicht ist er der erste, der Ihnen mal das Fachchinesisch Ihrer Arztbriefe übersetzt.
Zum Erstgespräch gehört auch eine körperliche Untersuchung (auf die manche Kollegen leider verzichten). Ansonsten ist der Stil der Erstvorstellung stark von der jeweiligen Methode abhängig.
So wird eine homöopathische Anamnese sehr viele Symptome abfragen, ein Akupunkteur eine Puls und Zungendiagnose machen und der Irisdiagnostiker schaut in Ihre Augen, um nur ein paar der gängigsten Verfahren zu nennen.
Am Ende des Erstgespräches steht (entweder sofort oder nach Konsultation einiger Bücher) die Diagnose und als Konsequenz daraus eine therapeutische Idee. Es kann auch sein, dass Sie der Heilpraktiker zur weiteren Abklärung an einen Spezialisten überweist.
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