Hamburger Schreibprobe als Diagnoseinstrument

Die Hamburger Schreibprobe ist ein diagnostisches Verfahren, das sehr häufig bei Kindern angewandt wird, um eine mögliche Lese-Rechtschreib-Schwäche festzustellen. Die HSP bietet die Möglichkeit, sehr genau zwischen den einzelnen Fehlerarten zu differenzieren und ermöglicht es so auch Lerntherapeutin oder Lehrer, den Schüler genau in dem Bereich zu fördern, wo er die größten Schwierigkeiten hat.

Die Hamburger Schreibprobe (HSP) – der Aufbau
Die HSP enthält vier Seiten, wobei auf den ersten beiden Seiten von den Kindern lediglich einzelne Wörter eingesetzt werden müssen und auf den letzten beiden Seiten ganze Sätze geschrieben werden müssen.

Die Kinder bekommen zuerst die einzelnen Wörter vorgelesen und müssen sie, so gut sie es können, hinschreiben. Ein Bild vor jeder Zeile hilft den Kindern, sich an das Wort zu erinnern. Auch bei den Sätzen ist jeweils ein Bild vorgegeben, das den Kindern helfen soll, den Satz vollständig zu behalten. Bei Bedarf können aber auch einzelne Satzteile wiederholt werden.

Durchführung und Auswertung der Hamburger Schreibprobe
Die Durchführung ist denkbar einfach und besteht darin, dass der Testleiter/die Testleiterin die Worte bzw. Sätze einzeln und langsam vorliest und dann wartet, bis das Kind das Wort bzw. die Sätze hingeschrieben hat. Es gibt kein Zeitlimit und das Kind kann das, was es geschrieben hat, so lange verbessern oder überdenken, wie es möchte.

Die Auswertung der HSP hingegen ist recht anspruchsvoll. Auf zwei Seiten werden die vier Seiten des Tests sehr akribisch ausgewertet. Wort für Wort müssen alle Lupenstellen (jeder Buchstabe oder jede Buchstabenkombination) geprüft und erfasst werden. Die einzelnen Lupenstellen werden gezählt und noch mal in Graphem-Treffer, alphabetische Strategie, morphematische Strategie und orthographische Strategie unterteilt.

Am Ende der Auswertung erhält man Ergebnisse für die Summe der richtigen Worte, die Graphem-Treffer (Lupenstellen), und die drei verschiedenen Rechtschreib-Strategien. Für die älteren Kinder gibt es dann noch zwei zusätzliche Spalten mit wort-übergreifender Strategie und überzählige Orthographie.

Hamburger Schreibprobe und die verschiedenen Rechtschreibstrategien
Die Auswertung nach verschiedenen Gesichtspunkten der deutschen Rechtschreibung ist für die möglichen Fördermaßnahmen sehr wichtig. Hat ein Kind beispielsweise die größten Defizite in der Anwendung der morphematischen Strategien, gilt es mit ihm Übungen in Bezug auf den Wortstamm, Vorsilben und Endungen zu machen.

Sind seine Defizite im Bereich der Anwendung der alphabetischen Strategie am größten, müssen einzelne Buchstaben und Buchstabenkombinationen geübt werden. Meistens weisen Kinder Defizite in allen Bereichen auf, wenn sie unter einer Lese-Recht-Schreibschwäche leiden.

Die Auswertung beinhaltet eine Einschätzung der erzielten Ergebnisse in Prozenträngen. Hier kann dann abgelesen werden, ob ein Kind im Bereich einer LRS liegt oder nicht. Allgemein gilt, dass bei einem Prozentrang von unter 3 eine Lese-Rechtschreib-Störung vorliegt. Ein Prozentrang von unter 3 bedeutet, dass nur 2% der Kinder der gleichen Altersstufe schlechtere Ergebnisse erzielen als das getestete Kind.

Fazit
Die Hamburger Rechtschreibprobe eignet sich im besonderen Maße, um den genauen Förderbedarf für Kinder festzustellen, die unter einer Lese-Rechtschreib-Schwäche leiden. Besonders die Einteilung in Graphem-Treffer, alphabetische Strategie, orthographische Strategie und morphematische Strategie gibt sehr genau Auskunft darüber, in welchem Bereich das getestet Kind Unterstützung benötigt.