Gordon Hölsken: Der richtige Computer

Das Angebot bei Computern ist gerade für Einsteiger völlig unüberschaubar. Dabei ist es gar nicht so schwierig, den richtigen Computer zu finden, wenn man einige Eckdaten beachtet und ein wenig Background-Wissen an die Hand bekommt. Dieses vermittelt Ihnen der IT-Fachjournalist und Computer-Techniker Gordon Hölsken.
Es ist heute nicht mehr so schwierig wie noch vor ein paar Jahren, das Einsatzgebiet eines Computers exakt einzugrenzen. Aktuelle Rechner haben in der Regel genügend Leistungspotenzial für fast jeden Anwendungsfall. Um als reine „Schreibmaschine“ zu fungieren oder Tabellenkalkulation und das Surfen im Internet zu übernehmen, sind aktuelle Rechner durchweg überdimensioniert. Das Leistungspotenzial reicht für die meisten Multimedia-Anwendungen zum Spielen und für vieles mehr völlig aus. Viel wichtiger ist es, auf die Ausstattung der Geräte im Detail zu achten.
Wenn Sie genau wissen was Sie wollen und keine Beratung benötigen, können Sie durchaus bei einem Schnäppchen einer Lebensmittelkette oder in einem Elektronik-Großmarkt zuschlagen. In der Regel können Sie hier nicht mit einer fachgerechten Beratung rechnen. Auch wenn der Computer von vornherein nicht einwandfrei arbeitet und Reparaturen oder ein Umtausch anstehen, kann es in solchen Fällen Wochen dauern, bis Sie Ersatz oder ihr repariertes Gerät zurückerhalten. Ausnahmen bestätigen diese Regel. Wenn Sie fachgerechte Beratung benötigen und einen direkt greifbaren Ansprechpartner bei Problemen vorziehen, sollten Sie lieber ein paar Euro mehr investieren und Ihren Rechner in einem kleineren Computerladen kaufen. Oft ist es hier möglich, für unwesentliche Mehrkosten einen Rechner auf die persönlichen Bedürfnisse angepasst zusammenstellen zu lassen. Und, wenn es Probleme gibt, wird Ihnen in vielen Fällen sofort geholfen.
Fazit
Im Idealfall sollten Sie einen kleinen Computerhändler aufsuchen und diesem schildern, für welchen Zweck Sie einen Computer benötigen. Hier stellt man Ihnen den Computer auf Ihre Ansprüche hin optimal zusammen. Kaufen Sie ein Komplettsystem bei einer Lebensmittelkette oder einem großen Elektronik-Markt, sollten Sie sich nie durch die reine Prozessorleistung blenden lassen. Lesen Sie auch im klein Gedruckten nach, welche Komponenten zusätzlich zum Einsatz kommen. Wenn Sie nie beabsichtigen, Ihren Computer aufzurüsten, können Sie mit einem solchen Komplettsystem durchaus ein Schnäppchen machen. Wollen Sie später einmal aufrüsten, stellt sich oft heraus, dass dies häufig, bedingt durch das eingesetzte Mainbord, gar nicht oder nur schwer möglich ist.

In der Werbung werden meist die Leistungsdaten des Prozessors als Verkaufargument herangezogen. So übertrumpfen sich Elektronik-Großmärkte in Ihren Prospekten mit GHz Angaben den Prozessor betreffend, die eine Hochwertigkeit des gesamten Systems suggerieren. Doch die Prozessorleistung ist kein Kriterium für die Gesamtleistung eines Systems und eher zweitrangig. Spielen die anderen eingesetzten Komponenten wie Mainboard, Grafikkarte, Speicher und Festplatte nicht im Einklang mit dem Prozessor zusammen, bringt der schnellste Prozessor keinen realen Nutzwert. Daher sollte der Prozessor nie als Kaufkriterium allein ausschlaggebend sein!

Prozessor
Bei den Prozessoren buhlen die Hersteller Intel und AMD um Käufer. Deren Spitzenmodelle – bei Intel ist das der Pentium 4 und bei AMD der Athlon XP+ – arbeiten in Bereichen um die 2GHz Leistung. Bei der Taktfrequenz geht AMD allerdings einen anderen Weg als Intel. So wird bei AMD nicht die „echte“ MHz Leistung angegeben, sondern nur die, die der Prozessor im Vergleich zu einem Intel-Prozessor leistet. So bietet der aktuellste Prozessor Athlon XP 2100+ eine reale Leistung von 1733 MHz. Intel hingegen gibt die echte Leistung der Prozessoren an. AMD steht besonders wegen des besseren Preis-Leistungs-Verhältnisses in der Gunst der Käufer. Dagegen hat Intel den Ruf, zuverlässigere Prozessoren zu bauen. Beides lässt sich allerdings nicht pauschalisieren. Die Zuverlässigkeit eines Systems ist nicht nur abhängig vom eingesetzten Prozessor, sondern hängt vom einwandfreien Zusammenspiel aller Komponenten ab. Im unteren Preissegment bieten beide Hersteller „abgespeckte“ Versionen ihrer Prozessoren an. Das ist bei Intel der Celeron- und bei AMD der Duron-Prozessor. Diese Prozessoren eigenen sich durchaus für die meisten Einsatzgebiete im Heimbereich und ermöglichen sehr günstige Systeme. Leistungsmäßig rangiert Intel momentan mit einem 2,4 GHz Modell in der Königsklasse. Erschwingliche Systeme bieten eher eine Leistung um die 1,5 bis 2GHz. Ob Sie sich hier für einen Prozessor von AMD oder Intel entscheiden, ist Geschmackssache und natürlich eine Kostenfrage. Wollen Sie es sehr günstig, greifen Sie zu einem System mit Duron- oder Celeron-Prozessor. Wie schon erwähnt, sollte die reine Prozessorleistung nicht allein ausschlaggebend für den Kauf sein.

Speicher
Pauschal lässt sich zum Speicher sagen, dass es heute mindestens 128MB, besser 256MB Speicherausstattung sein sollten. Ein wichtiger Punkt ist hier, dass Intels Pentium 4 Prozessoren ihre volle Leistungsfähigkeit nur mit etwas teurerem Rambus-Speicher (RIMM) und einem dafür ausgelegten Mainboard ausspielen können. Daher werden Komplett-Systeme mit Pentium 4 Prozessor häufig nur mit DDR-Speicher ausgestattet und arbeiten sozusagen mit angezogener Handbremse. Bedingt durch das eingesetzte Mainbord ist es in der Regel auch nicht möglich, dieses Manko zu beseitigen. Achten Sie also beim Kauf eines P4-Systems darauf, dass dieses im Idealfall mit Rambus-Speicher ausgestattet ist. Leider haben Sie bei einem Komplettsystem keinen Einfluss auf die allgemeine Qualität des eingesetzten Speichers. Daher bleibt Ihnen hier nur die Möglichkeit auf eine möglichst hohe Speicherausstattung zu achten. Wie schon erwähnt, sind 256MB empfehlenswert. Fragen Sie auch nach, ob eine spätere Aufrüstung noch möglich ist.

Festplatte
An der Festplatte wird bei Komplettsystemen oft gespart. So erwirtschaftet der Hersteller ein paar Euro mehr, wenn er z.B. an Stelle einer 40GB großen Festplatte ein nur 20GB fassendes Modell verbaut. Waren vor ein paar Jahren 20GB noch völlig ausreichend, fressen aktuelle Anwendungen so viel Speicherplatz, dass es mittlerweile schon fast Pflicht ist eine größere Festplatte im System zu haben. Eine Festplatte mit 20GB-Kapazität sollten Sie als Minimum im System haben, besser sollten Sie jedoch eine größere Festplatte, ein paar MHz Mehrleistung beim Prozessor vorziehen und zu einem Modell mit mindestens 40GB Speicherkapazität greifen. In der Regel sind größere Festplatten auch leistungsfähiger als ihre kleineren Pendants. Auch eine 60GB Festplatte ist keineswegs übertrieben.

Grafik- und Sound
Auf Komplettsystemen verrichten häufig On-Board-Sound- und Grafikkarten ihren Dienst. Das heißt, die Sound- und Grafik-Funktionalität ist auf speziellen IC´s direkt auf dem Mainboard untergebracht.

Dies ist insofern nicht schlecht, da sich kostengünstige Systeme realisieren lassen. Für die meisten Anwendungen reichen diese Onboard-Komponenten auch aus, bei anspruchsvolleren Spielen gerät aber gerade die Grafikkarte häufig in Schwierigkeiten. So setzen einige Hersteller bei Ihren Systemen zwar auch auf den On-Board-Sound, die Grafikkarte wird aber häufig als AGP-Steckkarte realisiert. Leistungsfähige Modelle arbeiten mit Chipsätzen wie dem NVIDIA Geforce 2, 3 oder gar 4 Chipsatz oder Chipsätzen  aus der ATI-Radeon-Familie. Sollten Sie wert auf Spiele legen, achten Sie darauf, dass mindestens eine Geforce 2 Grafikkarte mit dem Anhängsel „MX“ oder eine ATI-Radeon 7500 mit der Erweiterung „LE“ zum Einsatz kommt. Das sind beides relativ günstige und dennoch leitungsfähige Grafikkarten. Die Kürzel „MX“ und „LE“ stehen für eine „light“-Version dieser Modelle. Grafikkarten ohne dieses Kürzel aus dieser Klasse sind leistungsfähiger, aber auch teurer. Bessere Systeme arbeiten mit Grafikkarten der Geforce 3-Klasse, sind aber auch dementsprechend teuer. Systeme mit Geforce 4 oder ATI Radeon 8500 Grafikkarten sind in der Highend-Klasse angesiedelt und für die meisten Anwendungen eher überdimensioniert und bieten zurzeit das schlechteste Preis- und Leistungsverhältnis.

Monitor
Ein Standard-Monitor in Röhrenbauweise (CRT) sollte mindestens eine Größe von 17“ haben, damit ein vernünftiges Arbeiten möglich ist. Messen Sie dem Monitor hohe Beachtung zu und greifen Sie hier nicht zu Billigst-Modellen – Ihre Augen werden es Ihnen danken. TFT-Displays werden immer günstiger und stellen zunehmend eine echte Alternative zu Röhrenmonitoren da. Hier entspricht ein 15“-Gerät der Größe eines 17“-Röhrenmonitors. In der Regel haben TFT-Displays ein gestochen scharfes Bild, sind stromsparend und verbreiten keinerlei Strahlung. Über den Daumen lässt sich sagen, dass Sie für einen guten 17“ Röhrenmonitor 350-400 Euro bezahlen müssen. 15“ TFT-Displays der Einsteigerklasse kosten hingegen um die 450-500 Euro. Erwerben Sie ein Komplettsystem mit Monitor, haben Sie meist keinerlei Einfluss darauf, welches Gerät Sie erhalten. Leider werden diesen Komplettangeboten oft billige Modelle beigepackt und deren Qualität ist reine Glückssache. Haben Sie die Wahl, kaufen Sie lieber Rechner und Monitor getrennt voneinander.