Glühwein selbst gemacht: Qualität statt Billigplörre

In unseren Breitengraden gehört er zum Advent und zu Weihnachten einfach dazu: der Glühwein. Auf den Weihnachtsmärkten fließt er in Strömen. Doch Geschmack und Qualität lassen fast immer zu wünschen übrig. Da wird gerne billigste Tetra-Pak-Ware zum Glühen gebracht. Schade eigentlich, denn mit guten Zutaten lässt sich Glühwein in ein feines Getränk verwandeln.

Nie mehr Glühwein aus dem Tetra Pak

Wer schon einmal Glühwein aus guten Zutaten getrunken hat, wird an der süßen Standardplörre kaum mehr Gefallen finden. Da hilft nur noch eins: Glühwein selber machen. Das ist nicht nur ganz einfach, sondern macht auch viel Freude. Selbstgemachter Glühwein ist immer eine kleine Attraktion – beim Adventskaffee, bei Weihnachtsfeiern, zu Weihnachten, am Silvesterabend oder bei einer Party in der kalten Jahreszeit.

So machen Sie mehr aus Glühwein

Experimentieren Sie ruhig mit verschiedenen Grundweinen, Zutaten oder Süßegraden (auch trockener Glühwein schmeckt!) und entwickeln Sie Ihr eigenes Geheimrezept. Dann haben Sie auch gleich ein schönes, individuelles Weihnachtsgeschenk parat: alle Zutaten einschließlich Wein plus Ihr selbstgeschriebenes Rezept.

  • Glühwein muss nicht immer rot sein. In Süddeutschland und in Österreich ist weißer Glühwein sehr beliebt. Durch die meist etwas höhere Säure des Weißweins erhält er eine angenehme frische Note. Auch Glühwein aus Roséwein (z. B. aus einem Weißherbst) schmeckt sehr gut.
  • Stellen Sie Ihre Gewürzmischung selbst zusammen mit Zimtstangen (kein Pulver), Nelken, Sternanis, nach Gusto auch Vanilleschoten, selbst eingelegten Rum-Rosinen usw.
  • Kombinieren Sie mit frisch gepresstem Saft (Orange, Blutorange, Zitrone) und frischen Orangen- oder Zitronenscheiben. Auch Beeren (Cranbeery bzw. Moosbeere) oder Grantapfelkern können für eine interessante Note sorgen.
  • Auch in anderen Ländern gibt es Glühwein. Variieren Sie beispielsweise mit nordischem Glögg (mit Mandeln und Rosinen) oder den italienischem Vino Brulè (mit Zitrone).
  • Stellen Sie neben dem Klassiker brauner Rum auch eine Auswahl an Likören und Spirituosen zum Experimentieren bereit: Amaretto, Cointreau, Grand Marnier, Grappa, Weinbrand, Cognac usw.
  • Denken Sie auch an die Kinder und Autofahrer: Machen Sie auch eine alkoholfreie Variante aus Trauben- oder Beerensaft.

Qualitätstipps für selbstgemachten Glühwein

Wie bei Cocktails auch, steht und fällt die Qualität bei Glühwein mit derjenigen der Zutaten. Da man die tatsächliche Anzahl der geleerten Glühweinbecher gerne mal vergisst, kann es nicht schaden, wenn die Qualität des Inhalts hoch ist.

  • Verwenden Sie guten Basiswein. Geben Sie dafür nicht viel weniger aus als für einen Wein, den Sie „pur“ trinken würden.
  • Für roten Glühwein nehmen Sie am besten einen soliden trockenen Landwein aus Frankreich (Côtes du Rhône, Vin de Pays), Italien (Merlot aus dem Veneto, Montepulciano d’Abruzzo, einen Roten aus Sizilien), Spanien (einfacher Tinto, keine Crianza oder Reserva!) oder Deutschland (Dornfelder oder Trollinger).
  • Als Grundwein für weißen Glühwein eignet sich gut ein trockener oder halbtrockener (oft auch feinherb genannt) Müller-Thurgau, Gutedel, Silvaner oder Weißburgunder. Wenn Sie viel frische Säure haben wollen, geht auch ein Riesling. Aus Frankreich ist ein weißer Vin de Pays des Côtes de Gascogne eine gute Wahl oder ein Vin de Pays d’Oc. Aus Italien kann man einen einfachen norditalienischen Bianco nehmen, Soava, Bianco di Custoza, Lugana oder Pinot Grigio oder Chardonnay. Auch Frascati geht gut. Aus Spanien sind einfache Weißweine aus Katalonien (Penedés) passend. Chenin Blanc aus Südafrika ist auch einen Versuch wert.
  • Für Rosé-Glühwein eignet sich ein deutscher Weißherbst oder ein Rosé aus Südfrankreich oder Süditalien.
  • Achten Sie darauf, dass Ihr Grundwein nicht zu schwer ist, mehr als 12,5% sollte er nicht haben (es kommt ja vielleicht noch ein „Schuss“ Rum hinein).
  • Wählen Sie unbedingt einen Wein ohne Eichenfassgeschmack. Weine, die in kleinen Eichenfässern gelagert wurden (das sind viele spanische Rotweine), eignen sich nicht für Glühwein, da die Eichennote den Geschmack zu sehr verändert.
  • Setzen Sie den Glühwein einen Tag vorher auf und lassen Sie alles über Nacht abgedeckt durchziehen. Das intensiviert den Geschmack.
  • Erhitzen Sie Ihren Glühwein nur langsam. Das schont das Aroma und vermeidet übermäßigen Alkoholverlust. Kochen Sie ihn nie auf, dann schmeckt er plötzlich nicht mehr.
  • Verschließen Sie den Topf immer mit einem Deckel.
  • Schmecken Sie regelmäßig ab. Wird der Glühwein zu leicht, geben Sie einen Schuss Basiswein dazu. Nicht jedoch mit Hochprozentigem „aufbessern“. Sonst verlieren Sie leicht das Gefühl, wie stark Ihr Gebräu eigentlich ist. Den „Schuss“ Rum beispielweise geben Sie immer direkt in den Trinkbecher.

Vorsicht: Nicht alle Töpfe eignen sich für Glühwein!

Am besten sind Edelstahltöpfe oder Glühweinkocher, die Sie auch bei einem Caterer leihen können. Nicht geeignet sind dagegen Töpfe oder Utensilien aus bestimmten Metallen, da davon schädliche Substanzen in den Glühwein übergehen können:

  • Innen verzinnte oder verkupferte Kessel oder Aluminiumbehälter
  • Schöpfkellen aus Kupfer oder vernickelt
  • Edelstahlbehälter mit innenliegender kupferner Heizschlange
  • Zapfhähne mit Anteilen von Messing
  • Abgenutzte oder beschädigte Emaillebehälter
  • Direkte Heizsysteme wie Tauchsieder (führen zur Karamellisierung, Geschmacksverschlechterung und Bildung von unerwünschten Nebenstoffen)

Bildnachweis: Grafvision / stock.adobe.com