Gesetzliche oder private Krankenversicherung: Die wichtigen Vor- und Nachteile beider Varianten

Bereits seit einigen Jahren – genauer gesagt seit Anfang 2011 – haben Verbraucher die Möglichkeit, unter bestimmten Voraussetzungen sich zwischen der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung zu entscheiden. Ganz egal, welche Variante es letztendlich wird, Fakt ist, ohne Krankenversicherung geht es nicht. Im Jahr 2013 schien es sogar kurzfristig so, als können die PKV abgeschafft werden, nach der Bundestagswahl scheint dieser Punkt jedoch wieder vollkommen vergessen, denn die Privaten haben ihr Tarifwerk gründlich überarbeitet und die Krankenkassen können sich aufgrund der guten Konjunktur ohnehin über eine Menge Profit freuen.

Es scheint also, als würde auf beiden Seiten alles zur vollsten Zufriedenheit verlaufen, doch gerade für Verbraucher stellen sich beim Wechsel noch immer viele Fragen. Was unterscheidet die gesetzliche eigentlich von der privaten Krankenkasse? Wie werden die Beiträge gemessen und von welchen Vorteilen können Verbraucher in beiden Fällen Gebrauch machen? 

Die gesetzliche Krankenkasse

Die gesetzliche Krankenkasse zeichnet sich dadurch aus, dass sich der Beitrag an dem Einkommen ausrichtet. Wer also wenig verdient, der muss auch nur wenig zahlen. Sie beruht außerdem auf dem Solidaritätsprinzip, alle Versicherten stehen demnach füreinander ein und werden als gleichwertig betrachtet. Auch der Anspruch auf Leistungen hängt nicht von den Beiträgen oder anderen Faktoren ab, die Maßnahmen müssen allerdings wirtschaftlich sein und dürfen das medizinisch Notwendige nicht überschreiten.

Würden beispielsweise mehrere Heilmethoden zur Auswahl stehen, so erstattet die Kasse lediglich die Behandlung, die mit dem geringsten Aufwand Erfolg verspricht. In Deutschland sind rund 90 Prozent der Bevölkerung gesetzlich versichert, unter anderem zum Beispiel die meisten Studenten und Rentner sowie diejenigen, die weniger als 52.200 Euro im Jahr verdienen. Der Rest, unter die auch Besserverdienende oder Selbständige fallen, kann sich freiwillig gesetzlich versichern.

Vorteile der GKV

Sowohl Jung und Alt als auch Gesunde und Kranke werden in der GKV gleichwertig behandelt. Die Risiken werden demnach also ständig gemischt.
 
Nicht berufstätige Ehepartner als auch Kindern können in der GVK kostenfrei mitversichert werden. Darüber hinaus gibt es eine sechswöchige Beitragsfreiheit während der Mutterschafts- und Erziehungszeiten sowie Vorsorgekuren und ein Mutterschaftsgeld.
 
Bei einer Krankheit, die mindestens sechs Wochen anhält, besteht keine Beitragspflicht.
 
Die Abrechnung erfolgt nach dem Sachleistungsprinzip, demnach müssen Versicherte also nicht erst selbst Rechnungen bezahlen und diese bei der Kasse einreichen, sondern lassen den Leistungsbringer direkt mit der Krankenkasse abrechnen. 

Nachteile

Der Versicherungsschutz lässt sich nicht frei gestalten, so wie es bei der PKV der Fall ist. Die Leistungen werden allein vom Gesetzgeber bestimmt. Ändert dieser etwas, so müssen die Versicherten dies zwangsläufig akzeptieren.
 
Hat ein Verbraucher sich für eine Krankenkasse entschieden, so ist er zunächst für mindestens 18 Monate an diese gebunden.

Der Leistungsumfang ist eingeschränkt, Heil- und Naturheilkundeverfahren werden beispielsweise nicht übernommen. Für Medikamente, Hilfs- und Heilmittel, Krankenhausaufenthalte oder Kuren müssen Patienten in der Regel außerdem etwas hinzusteuern. Der Versicherungsschutz im (europäischen) Ausland ist nur sehr eingeschränkt nutzbar.

Die private Krankenkasse

Grundsätzlich ist es so, dass jemand, der in die private Krankenversicherung wechselt, bekanntlich weniger Wartezeiten, freie Arztwahl, volle Kostenerstattung und eine Vorzugsbehandlung bei Klinikaufenthalten genießen kann. Trotz allem sollten Verbraucher jedoch immer kritisch bleiben, auch wenn Versicherungsberater praktisch nur Vorteile bei geringen Kosten versprechen.

Denn einerseits werden noch immer hohe Abschlussprovisionen an Versicherungsmakler und Versicherungsvermittler gezahlt, andererseits müssen die anfangs noch geringen Kosten später oftmals durch erhöhte Beiträge ausgeglichen werden.

Vorteile

Tatsächlich können sich Privatversicherte in der Regel über eine bevorzugte Behandlung durch niedergelassene Ärzte und Zahnärzte freuen. Dies liegt vor allem daran, dass Privatversicherer normalerweise höhere Sätze für medizinische Leistungen als die gesetzlichen Kassen erstatten.

Privatversicherte profitieren häufig von einer bevorzugten und schnelleren Behandlung. pixabay.com © tpsdave (CC0 1.0)

Versicherte können mithilfe des passenden Tarifs selbst über den Leistungsumfang ihres Krankenschutzes entscheiden, wobei die Höhe des Betrags demnach also das individuelle Leistungspaket beeinflusst. Das kann bis zur Behandlung durch den Chefarzt, die Unterbringung im Einzelzimmer oder die freie Krankenhauswahl reichen.
 
Faktoren wie das Alter, das Geschlecht, Vorerkrankungen und Selbstbeteiligungen beeinflussen die Beitragszahlungen. Mit einem Selbstbehalt lässt sich die Versicherungsprämie daher merklich reduzieren. Auch interessant: Wer ein Jahr lang keine Leistungen in Anspruch nimmt, kann bis zu drei Monatsbeiträge zurückerhalten.

Wer im Ruhestand sparen möchte, der kann in den Basistarif wechseln, der mit den Leistungen in der gesetzlichen Krankenkasse vergleichbar ist. Ebenso kann aber auch einfach auf einzelne Bausteine verzichtet werden, sodass der Beitrag automatisch reduziert wird.

Bezüglich der Leistungen hat die PKV meist auch alternative Methoden und Praktiken im Angebot. 

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Nachteile

Voraussetzung für die Aufnahme in die PKV ist ein vergleichsweise hohes Einkommen, welches derzeit bei mindestens 52.200 Euro brutto im Jahr liegen muss. Allerdings können selbst diese Gutverdiener nicht automatisch aufgenommen werden, denn wer zu viele Vorerkrankungen hat und somit zu risikoreich eingestuft wird, wird entweder mit hohen Risikozuschlägen versichert oder sogar abgelehnt.
 
Wer einmal in die PKV gewechselt ist, der kommt nur schwer wieder hinaus. Möglich ist der erneute Wechsel in die GKV nur, wenn der Versicherte arbeitslos wird oder einen neuen Job mit einem Einkommen unter der Versicherungspflichtgrenze annimmt. Darüber hinaus ist ein Rückwechsel nur bis zum Alter von 55 Jahren möglich.
 
Leider können Familienmitglieder anders als in der GKV nicht kostenfrei mitversichert werden. Stattdessen muss jedes Familienmitglied einen eigenen, beitragspflichtigen Vertrag abschließen. Die Beiträge für Kindern sind aufgrund des jungen Eintrittsalters allerdings besonders niedrig, sodass sich ein Wechsel dennoch lohnen kann. Bei besonders vielen Kindern sollte wiederum ganz genau abgewogen werden. 

Fazit

Bei den richtigen Voraussetzungen kann der Wechsel in die PKV durchaus lohnenswert sein, dies gilt allerdings nicht immer. Gerade die Steigerung der Prämien kann sich im Verlauf der Jahre langsam aber sicher immer weiter erhöhen, sodass die Beiträge bei einem Eintrittsalter von 35 Jahren vielleicht noch tragbar sind, bei einer jährlichen Steigerung von rund 5 Prozent kann das im Rentenalter aber schon ganz anders aussehen.

Vereinzelt haben Versicherer ihren Kunden sogar Steigerungen von bis zu 50 Prozent in einem einzigen Jahr zugemutet und somit so manchen Rentner an den Rand des Ruins getrieben. Zwar handelt es sich hierbei nur um wenige schwarze Schafe, dennoch legen sich Versicherungen grundsätzlich auch auf keine Höchstgrenze bei Vertragsschluss fest.

"Am sinnvollsten ist ein Wechsel, weil man höhere Leistungen wünscht und nicht, weil man beim Beitrag sparen will." Stephan Nuding, Krankenversicherungsexperte der Verbraucherzentrale Bayern

Dementsprechend ernst sollte auch die Suche nach einer passenden Krankenversicherung genommen werden. Erste Anlaufstellen können zu diesem Zweck beispielsweise die Verbraucherzentralen der Länder sein. Sinnvoll ist außerdem ein Blick in neutrale Vergleichsportale wie tarifcheck24.com, bei denen unterschiedliche Anbieter und Tarife miteinander verglichen werden können.

Grundsätzlich gilt aber zu bedenken, dass das Thema an sich sehr komplex ist, weshalb ein Online-Abschluss ohne fachkundige Beratung nicht zu empfehlen ist, im Idealfall sollte also auf einen Experten zurückgegriffen werden.