Geschichte der Fotografie: Helmut Newton

"Ich war drei oder vier Jahre alt, lag in meinem Bett... Mein Kinderfräulein, die sich gerade fürs Ausgehen fertig macht, ist halb nackt. ...Ich weiß dass dies das erste Mal war, das erste Mal soweit ich mich daran erinnern kann, dass ich eine halb nackte junge Frau vor einem Spiegel gesehen habe", so der erste Absatz (Prolog) von Helmut Newtons Autobiografie (Nan A. Talese). Wer Newtons fotografisches Werk kennt, weiß, wie wegweisend diese Sätze durch die Geschichte der Fotografie des Helmut Newton sind.

Geschichte der Fotografie: Helmut Newton persönlich
Helmut Newtons Geschichte der Fotografie begann 1920 in Berlin, wo er als Sohn einer wohlhabenden jüdischen Fabrikantenfamilie geboren wurde. Dort besuchte er das Gymnasium, das er allerdings vorzeitig verließ, um eine Fotografenlehre zu beginnen. Auch diese brach er ab.1938 folgte die Vertreibung durch die Nazis.

1940 wanderte er nach Australien aus, wo er 1945 ein Fotostudio in Melbourne eröffnete. Ab 1956 arbeitete Newton für die australische Ausgabe der Vogue – nach und nach auch für die französische, die italienische , amerikanische sowie die deutsche Ausgabe. Weitere Modezeitschriften folgten als Auftraggeber. Ab den 70iger Jahren kamen Aufträge aus den Bereichen Mode, Werbung und Akt hinzu. 2004 starb er bei einem Autounfall und wurde – seinem Wunsch entsprechend – auf einem Berliner Friedhof beerdigt.

Geschichte der Fotografie: Helmut Newton und der Einfluss seiner Biographie
Newtons Geschichte der Fotografie ist eng mit seiner Biografie verbunden – auch wenn das auf den ersten Blick nur schwer zu erkennen ist. Denn das Markenzeichen seiner Fotografie sind die nackten Frauen, die in verstörenden Szenen der Unterwerfung inszeniert sind – umgeben oftmals von korrekt gekleideten Männern. Dieses Motiv setzte er sowohl in seinen "freien" Werken als auch in Aufträgen von Werbekunden ein. In der Inszenierung dieser Albtraumwelten stellte sich Newton seiner Vertreibung aus Nazideutschland.

Geschichte der Fotografie: Helmut Newton und Alice Schwarzer
Eben diese Fotos führten auch zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit der feministischen Zeitschrift Emma: Alice Schwarzer, Herausgeberin der Emma, warf Helmut Newton vor, seine Bilder seien nicht nur sexistisch und rassistisch, sondern auch faschistisch. Sie untermauerte diese Aussage mit dem Abdruck einiger von Newtons Bildern – ohne Genehmigung. Dies führte zu einem (erfolgreichen) Prozess vom Verlag Schirmer/Mosel mit Billigung Newtons.

Vor dem Hintergrund der speziellen Geschichte  der Fotografie Newtons ist durchaus ein zweiter Blick auf "seine" nackten Frauen angebracht. Fragwürdig ist allerdings, warum die nackte Frau in unserer Gesellschaft Synonym für (den Mann ängstigende) Kraft und Unterwerfung zugleich ist – aber das ist eine gesellschaftliche Frage. Und nicht eine "Erfindung" des Helmut Newton.

Geschichte der Fotografie: Helmut-Newton-Stiftung
2003 gründete Helmut Newton die Helmut-Newton-Stiftung. Diese Stiftung mit Sitz in Zürich arbeitet international und hat die Aufgabe, die Arbeiten von Helmut Newton sowie seiner Frau June Newton (auch bekannt als Alice Springs) zu wahren und zu schützen).

Mehr Infos und Links finden sich auf der ArtCyclopedia.