Viele Menschen haben sowohl Kredite als auch Gelder auf Spar- oder Festgeldkonten. Letztere verzinsen sich im Prinzip kaum noch; die Anlage lohnt sich also im Kern nicht mehr. Die Kreditzinsen sind hingegen auch bei neuen Abschlüssen mit niedrigen Prozentsätzen regelmäßig höher als der Ertrag, den man mit Festgeldanlagen oder sicheren Anleihen erzielen kann. Vor allem, wenn man noch die fälligen Steuern berücksichtigt. Daher sollte man der Tilgung von Krediten stets Vorrang vor einer klassischen Geldanlage einräumen.
Eine vollständige oder teilweise vorzeitige Tilgung ist i. d. R. bei Dispo- oder Ratenkrediten sowie bei Kreditkartenlimits möglich. Bei Hypothekendarlehen kommt es auf den abgeschlossenen Vertrag an. Oft besteht zumindest die Möglichkeit, in einem bestimmten Umfang jährlich Sondertilgungen leisten zu können, z. B. 5 % vom Darlehensbetrag. Davon sollte speziell bei älteren Verträgen mit relativ hohen Zinsen Gebrauch gemacht werden.
Möglich ist auch, mit der Bank über eine Ablösung des alten Vertrags zu verhandeln, um einen neuen Hypothekenkredit mit niedrigen Zinsen zu bekommen. Aktuell beginnen die Zinsen hier bei ca. 1,5 %. Das Problem ist, dass die Bank hierfür eine Entschädigung verlangt, um ihren Verdienstausfall zu kompensieren. Lohnenswert ist eine Ablösung oft, wenn der alte Vertrag nicht mehr lange läuft und man ohnehin noch eine Anschlussfinanzierung benötigt. Hier sollte man sich ein Angebot machen lassen und dieses kritisch prüfen, ggf. mithilfe von Dritten, z. B. der Verbraucherzentrale.
Allerdings sollte man nie alle Ersparnisse zur vorzeitigen Tilgung verwenden, sondern immer darauf achten, dass man über eine "eiserne Reserve" verfügt, mit der man die Möglichkeit hat, unvorhergesehene Ausgaben, z. B. Reparaturen oder Ersatz defekter Haushaltsgeräte, ohne neue Kredite bezahlen zu können. Faustregel: 2-3 Netto-Monatseinkommen sollte man trotz schlechter Verzinsung als Reserve zurückhalten, ggf. zuzüglich des Betrages, der für ohnehin geplante Anschaffungen in den kommenden gut 12 Monaten fällig wird.
Und wie sieht es aus, wenn man sein Geld in Aktien investieren möchte?
Hier gibt es häufig noch Dividendenrenditen, die im Bereich von 2 bis gut 3 %, teilweise sogar höher, liegen, allerdings vor Steuern. Geht man rein nach den Prozentzahlen, könnte man sagen: Wenn die Rendite nach Steuern höher ist als die Zinsen, die man für einen Kredit zahlen muss, lohnt sich die Anlage in Aktien. Doch Vorsicht, diese einseitige Sichtweise birgt Gefahren.
Zum einen hängt die Zahlung einer Dividende vom wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens ab. Dividenden können in guten Zeiten erhöht, in schlechten Zeiten aber auch gekürzt oder sogar gestrichen werden. Das Risiko ist zwar bei Unternehmen, die schon lange Dividenden zahlen und sie auch kontinuierlich erhöhen, den sogenannten Dividenden-Aristokraten, relativ gering, kann aber nicht vollkommen ausgeschlossen werden.
Zudem können die Kurse auch von sehr guten Aktien fallen, auch über einen längeren Zeitraum. Wenn man dann Geld benötigt, muss man mit Verlusten verkaufen und alle Zins- bzw. Dividendenvorteile gehen verloren.
Daher sollte man immer nur einen Teil des für mindestens 5-10 Jahre frei verfügbaren Geldes in ausschließlich qualitativ hochwertige Aktien investieren, und auch auf eine breite Streuung in verschiedene Unternehmen aus mehreren Branchen achten. Die Kriterien für die Auswahl guter Aktien wurden schon mehrfach genannt. Den Rest des Kapitals kann man dann zur Schuldentilgung und dem Aufbau der eisernen Reserve nutzen.