Geduld und Gleichmut erlernen – so geht’s

Geduld ist keine besonders weit verbreitete Tugend im westlichen Lebensalltag. Sie gilt jedoch gemeinsam mit der Gleichmut in der Buddhistischen Philosophie als eine der vier Tugenden, die zur Erleuchtung führen sollen. Jedenfalls ist sie dazu geeignet, Stress im Alltag gelassener zu begegnen. Wie werden Sie geduldig?

Die sogenannten vier Brahma Viharas (die göttlichen Verweilzustände), die im Buddhismus als die vier Grundpfeiler auf dem Weg zur Erleuchtung dargestellt werden, beinhalten die folgenden vier Tugenden:

  • Liebe (Metta)
  • Mitgefühl (Karuna)
  • Mitfreude (Mudita)
  • Gleichmut (Upekha)

Die Gleichmut ist ein Zustand, in dem jeglicher Situation die Stirn geboten werden kann, ohne in emotionale Aufruhr zu geraten oder schwerwiegende Krisen zu durchleben. Wie dies nun tatsächlich funktionieren soll, beziehungsweise wie dies für einen europäischen nicht-meditierenden Menschen umsetzbar sein soll, lesen Sie hier.

Im wesentlichen gilt Meditation, vor allem die Vipassana, oder auch Klarsichtmeditation genannt, als unumgängliche Praktik, um zu Gelassenheit zu finden. Für Personen, die mit der buddhistischen Lebensweise nicht allzu viel am Hut haben oder schlicht und ergreifend keine Zeit und Lust haben, sich auf ein Sitzkissen zu setzen und bewegungslos zu verharren, indem sie ihre Atemzüge beobachten, gibt es eine mentale Variante, die in den Alltag eingeflochten werden kann.

Reflektieren Sie alltägliche Situationen

Durch das Beobachten der Gedanken, Emotionen als auch Wahrnehmungen auf körperlicher Ebene sind wir in der Lage einen höheren Grad an Bewusstheit zu entwickeln, wodurch ein größerer Spielraum an Reaktionsweisen ermöglicht wird. Das heißt, je genauer ich mich beobachte, desto genauer weiß ich, welche Themen mich an- oder aufregen, welche Emotionen mir vertraut sind und wo eine niedrigere Frustrationstoleranz gegeben ist.

Für diese Beobachtungspraxis ist es zwar hilfreich zu meditieren, es ist aber auch möglich, dies in alltäglichen Situationen immer wieder zu reflektieren. In der buddhistischen Lehre gibt es diesbezüglich auch den Hinweis auf das achtsame Hinterfragen, das darauf abzielt, sich immer wieder in konkreten Situationen die Frage zu stellen, ob eine gewisse Handlung oder Emotion heilsam oder unheilsam ist.

Durch das Erkennen, dass das spontane oder auch unwillkürliche Reagieren ein unheilsamer Akt ist, kann zum einen eine höhere Reflexionsfähigkeit entwickelt werden. Zum anderen entsteht dadurch die Möglichkeit, sich in seinen günstigen als auch unliebsamen Seiten zur Kenntnis zu nehmen, wodurch in weiterer Folge ein ganzheitliches Annehmen der eigenen Person erfolgen kann.

Das einzige, das dafür vonnöten ist, ist ein immer wieder Hinschauen, Wahrnehmen und zur Kenntnis nehmen, dass es Situationen als auch Seiten an der eigenen Person gibt, die schwieriger zu handeln sind als andere. Dies kann als ein Akt der Selbstliebe und Selbstannahme betrachtet werden.

Bildnachweis: megakunstfoto / stock.adobe.com