Gartentherapie für Demenzkranke

Der Garten beinhaltet so viele Metaphern und Symbole, dass ich mich stundenlang mit Demenzkranken darüber unterhalten könnte und vermutlich auch beim Demenzkranken eine gewisse Leidenschaft dafür herauskitzeln könnte. Alles, was bei mir große Freude erweckt, kann durch ebendiese Kraft der Freude auch bei meinem Gegenüber, der an Demenz leidet, zum Thema werden.

Alles im Garten birgt Metaphern und Symbole, Erinnerungen und Reize, die in der Demenzbetreuung bewusst eingesetzt werden. In der Kommunikation mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind, brauchen sie Themen, die sowohl sie selbst als auch die Betroffenen berühren.

Die Gartentherapie liefert nicht nur Gesprächsstoff im übertragenen Sinne, sondern kann gleichzeitig ganz praktisch erfahren werden. Das jedenfalls haben Gartentherapie und Kunsttherapie gemeinsam, die Kreativität herausfordern und spielerisch mit Botschaften zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein arbeiten.

Neulich traf ich die Mutter eines Freundes auf seinem Geburtstagsfest. Mir lag es fern, professionell zu sein, doch ich merkte sofort, dass „etwas nicht in Ordnung war“. Ihre Art, nur auf den letzten Teil meiner Sätze zu reagieren und sich kaum auf das ganze Gespräch zu beziehen, kam mir irgendwie bekannt vor. Sehr schnell kamen wir auf das Thema Garten, denn hier konnten wir dem Gespräch freien Lauf lassen. „Mein Garten, ein Zauber!“ schwärmte sie leidenschaftlich.

Die haptischen und olfaktorischen Reize, die im Garten immer wieder angeregt werden, hinterlassen ihre Spuren und können Gedankengänge verlängern. Die Verbindung zwischen der „Arbeit“, der praktischen Umsetzung im Garten und dem Genuss von natürlichen Aromen und Düften gibt dem Demenzkranken ein positives Selbstgefühl und Genugtuung.

Ich konnte mit der Dame erörtern, was zu dieser Jahreszeit wächst und blüht. Wir unterhielten uns über „junge“ Triebe und „alte Blüten“, lachten über Geheimnisse, die wir lieber „hinterm Busch halten“ und bestätigten uns gegenseitig die Mühen, die ein Garten mit sich bringt.

Von diesem vertrauten und fast leidenschaftlichen Gespräch kamen wir auf andere Themen zu sprechen, sodass sich die alte Dame in der Umgebung der großen Gesellschaft auch mit mir als fremder Gesprächspartnerin wohl fühlte. Ich muss aber auch sagen, dass ich angenehm überrascht war, wie die ganze Familie die demenzkranke Mutter in das Partygeschehen integrierte.

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