Fusion von Vereinen richtig organisieren

Im ersten Augenblick hört sich alles sehr verlockend an. Zwei oder mehr Vereine schließen sich zusammen und exponieren dadurch ihre Leistungsfähigkeit. In der Tat kann dies eintreffen. Der Weg bis zur tatsächlichen Fusion ist jedoch steinig und hart. Was müssen Sie bedenken?

Wenn 2 Unternehmen miteinander fusionieren, bedeutet dies für einen Teil der Belegschaft das Aus. So ähnlich ist es bei jeder Fusion von Vereinen. Denn es gibt immer ein paar Traditionalisten, die eben nicht die Seele des Vereins aufgeben möchte.

Diese Mitglieder bleiben auch bei einer Vereinsfusion auf der Strecke. Gegenwind wird es immer geben. Ich persönlich habe erst kürzlich wieder eine Fusion miterlebt und kann Ihnen daher aus erster Hand über die größten Gefahren und Chancen berichten und wie Sie eine Fusion doch erfolgreich betreiben.

Das Ziel

Als erstes gilt es ein klares Ziel, eine Vision und eine Mission zu benennen. Denn ohne Ziel werden Sie keine Argumente gegen Widerstände finden. Ist das Ziel definiert, muss eine Präsentation erstellt werden, wieso die Fusion vollzogen werden soll. Denn Fusionen machen auch nur Sinn, wenn dadurch ein bestimmtes Ziel verfolgt wird. Dies kann zum Beispiel eine höhere sportliche Wettbewerbsfähigkeit sein.

Ist das Ziel definiert und eine erste Präsentation herausgearbeitet, gilt es sich um rechtliche Hürden zu kümmern. Am besten zusammen mit einem Steuerberater, der sich im Vereinsrecht auskennt. Ist auch das geschafft, muss über die künftige Struktur des neuen Vereins nachgedacht werden. Wie soll der Vorstand aussehen? Muss es eventuell sogar einen hauptamtlichen Geschäftsführer auf Grund der neuen Vereinsgröße geben? Wie soll der Verein in seinen Abteilungen strukturiert sein? 

Versammlung mit allen Mitgliedern

Da gibt es einiges zu tun. All diese Informationen fassen Sie nun wiederum in eine Präsentation als Konzept zusammen und stellen dies auf einer offiziellen Veranstaltung allen Mitgliedern aller Fusionsvereine vor. Dabei sollten Sie sich Antworten auf mögliche Einwände überlegen. Denn die wird es bestimmt geben.

Hier entscheidet sich, ob das Projekt eine positive Stimmung im Verein unter den Mitglieder erzeugt, oder doch eher eine negative. Umso mehr Diskussionen aufkommen, umso größer ist die Gefahr, dass neutral eingestellte Mitglieder sich von der schlechten Stimmung im Saal anstecken lassen und doch gegen die Fusion stimmen.

Bedeutung der Fusion für den Verein

Hinter einer Vereinsfusion steckt jedoch viel mehr. Ein Verein gibt seine Seele und Tradition auf. Die Strukturen werden in der Regel komplizierter. Auf einmal hat man mit Menschen zu tun, die man nur sehr flüchtig kennt, im schlimmsten Falle noch nie etwas zu tun hatte. Der Umgang wird natürlich ein anderer sein. Zumindest in den ersten 12 Monaten.

Denn der Verein als ganzes Gebilde muss sich erst einleben. Hier gilt es ganz besonders, den Finger des neuen Vorstandes drauf zu halten. Es muss viel für die neue Gemeinschaft getan werden. Es darf in keinem Falle eine 2-Klassen-Gesellschaft zwischen den fusionierten Vereinen geben getreu dem Motto "Wir vom Verein 1 sind besser als die vom Verein 2".

Wirtschaftliche Risiken der Fusion

Neben Gefahren beim Vereinsleben gibt es zum Beispiel auch wirtschaftliche Risiken. Was passiert, wenn die Mitglieder doch nicht miteinander können und es Massenabmeldungen gibt? Es gibt selten ein Zurück zum alten Verein. Oder was ist, wenn Großsponsoren abspringen und man nicht die vorher besprochenen Einnahmen zur Verfügung hat. Das Projekt Fusion kann so schnell kippen. Eine genaue Planung ist also unabdingbar.

Positive Seiten

Bei all den Gefahren und Risiken gibt es aber auch die positiven Seiten. Ein neuer Verein mit einer neuen Seele kann erschaffen werden. Mit größerer wirtschaftlicher Stärke und größerem Know-how, denn die Experten der Fusionsvereine in verschiedenen Bereichen können sich unterstützen. Und natürlich erlangen Sie größere Publicity, um sich selber zu vermarkten.

Bei der von mir angesprochenen Fusion bestand die Absicht, drei Vereine zu verschmelzen. Ein Verein machte nicht mit und somit wurde die Fusion von nur zwei Vereinen vollzogen. Die Ursachen können differenziert bewertet werden. Man könnte sagen, dass die Konzepte nicht schlüssig genug waren oder es zu viele Traditionalisten gab.

Fakt ist, dass man es nie jedem Recht machen kann. Und Fakt ist auch, dass es auch Vereine gibt, die auf Grund Ihrer Mitgliederstruktur niemals in der Lage sein werden, Fusionen zuzustimmen.