Männer brauchen eine Weile, bis sie es durchschaut und akzeptiert haben: Frauen sind heute nicht wie morgen, Frauen sind anders! Ihr Leben wird durch komplizierte hormonelle Vorgänge bestimmt, die sich sowohl körperlich als auch psychisch auf ihren Alltag auswirken. Wozu dieses Auf-und-Ab gut ist und wie Sie es für sich nutzen und konstruktiv in Ihr Leben integrieren können, erfahren Sie hier.
Wenn ich mit jungen Frauen über den Zyklus spreche, gibt es immer die ein oder andere, die genervt aufstöhnt. Der Zyklus wird in der Schule mehrfach durchgenommen. Er ist höchst komplex und die meisten Vorgänge laufen ohne jede Einflussmöglichkeit der Frau, also völlig außerbewusst ab. 1/4 Stunde Sexualkunde im Biounterricht und spätestens dann ist allen klar: Mit Sex hat das wenig zu tun, es geht ja doch bloß ums Kinderkriegen.
Verhütung wird immer einfacher
Der Natur ist unsere Lust herzlich egal, sie setzt sie nur als Mittel zum Zweck ein, um den Bestand der Menschheit zu gewährleisten. Der Luxus, dem Thema Kinderkriegen so wenig Bedeutung beimessen zu müssen, ist in der Menschheitsgeschichte brandneu. Denn so wirksame und zuverlässige Verhütungsmittel wie heute, gab es in früheren Zeiten nicht. Wer heute Lust und Liebe vor allem genießen will, kommt an dem uralten Programm des Menstruationszyklus jedoch nicht vorbei. Aber keine Sorge, wer es durchschaut, kann es sogar (sexuell) für sich nutzen.
Der Zyklus begleitet Frauen ab der Geschlechtsreife bis hin zu den Wechseljahren
Ein Zeitraum, in dem zumindest die Natur davon ausgeht, dass eine Frau ein Kind schon beziehungsweise noch großziehen kann. Die westlichen Gesellschaften haben sich inzwischen aber erstaunlich weit davon wegentwickelt. Ein Mädchen in der Pubertät, ist im Durchschnitt 12 Jahren, sie ist in Sachen Selbständigkeit noch lange nicht in der Lage ein Kind großzuziehen, während eine Frau in den 50ern heute um ein Vielfaches gesünder und aktiver ist als die Frauen es in den vergangenen Jahrhunderten waren und einer solchen Aufgabe durchaus noch gewachsen sein könnten.
Eine weitere von der Natur so nicht vorgesehene Entwicklung betrifft den Menstruationszyklus selbst. Ca. 40% der sexuell aktiven fruchtbaren Frauen verhütet mit der Pille und das über lange Zeiträume ihres Lebens. Das bedeutet, dass die im folgenden beschriebenen Phänomene auf sie nicht zutreffen.
Was geschieht im Menstruationszyklus
Streng genommen handelt es sich um zwei Zyklen, die im Körper vor sich gehen, den Schleimhautzyklus und den Eierstockzyklus. Der Schleimhautzyklus spielt sich in der Gebärmutter ab, die ich gerne als Hotelzimmer für Babys bezeichne. Er beginnt mit dem ersten Tag der Blutung. Etwa 50-150 Milliliter Blut, Gewebereste und Schleim werden ausgeschieden. Dem schließt sich fast umgehend die nächste Aufbauphase an: Neue Schleimhaut, „ein Bettchen“ für ein befruchtetes Ei, wird gebildet. Sieben Tage nach dem Eisprung ist alles fertig und bereit zur Aufnahme eines neuen Lebens.
Was geschieht im Eierstock? Viele Frauen wissen nicht, dass sie bereits mit ca. 400.000 Eiern, verteilt auf zwei Eierstöcke, auf die Welt gekommen sind. Ganz im Gegensatz zu den Erbgutträgern des Mannes, den Samen, die tatsächlich erst ab der Geschlechtsreife und dann immer wieder neu gebildet werden müssen. Bis zur Pubertät geschieht mit den Eiern der Frau nicht viel. Sie liegen als Halbfertigprodukte auf den Eierstöcken und warten.
Erst bei Inbetriebnahme durch Pubertät schicken die Eierstöcke abwechselnd jeden Monat ein Ei ins Rennen. Genauer gesagt werden pro Zyklus etwa 20-25 Folikel (Eibläschen) aktiviert. Diese zusätzlichen dienen als kleine Hormonfabriken, die die Aufgabe haben, wie bei einem Dominospiel den nächsten Schritt im Zyklus auszulösen.
Zyklen sind nicht immer gleich lang
In einem der Eibläschen jedoch entwickelt sich ein besonderes Ei, das als Einziges bis zur vollen Reifung gebracht wird und dann 10-14 Tage vor dem ersten Tag der nächsten Blutung in den Eileiter springt. Warum drücke ich das so kompliziert aus. Ganz einfach, weil die wenigsten Frauen den vielzitierten 28-Tage-Zyklus haben. Viele Frauen haben Zyklen die unterschiedlich lang sind und obendrein kann sich innerhalb des Zyklus der Eisprung durch emotionale Ereignisse, Krankheit oder Stress verschieben, ohne dass sie das erkennen. Wann Ihr Eisprung war, können Sie rechnerisch also lediglich rückwirkend bestimmen.
Zurück zum Ei. Das Ei wird nun Stück für Stück durch den Eileiter transportiert und ist dort etwa 24 Stunden lebendig und befruchtungsbereit. Nur hier kann das Ei befruchtet werden. Weder, wenn es noch am Eierstock sitzt, noch wenn es sich bereits in der Gebärmutter befindet. Stehen dem Ei keine Spermien zur Verfügung weil die Frau verhütet oder keinen Sex hat, so stirbt das Ei ab und wandert das letzte Stück Weges in die Gebärmutter. Das abgestorbene Ei signalisiert seinerseits der Gebärmutter, dass ihre Schwangerschaftsvorbereitungen vergeblich waren.
Das Hotelzimmer wird nicht benötigt. Die Bettwäsche wird abgezogen, die Minibar ausgeräumt, die Frau blutet die Schleimhaut mitsamt dem abgestorbenen Ei in ca. fünf Tagen ab und schon während dieser Zeit wird der andere Eierstock wieder aktiv und setzt auf die nächste Chance. Viele Mädchen und Frauen spekulieren auf die vermeintlich gefahrlose Zeit vor und nach dem Eisprung. Sie rechnen nicht damit, dass Sex außerhalb des Eisprungs zu einer Schwangerschaft führen könnte.
Schwangerschaften sind praktisch immer möglich
Nach fast 20 Jahren Beratungsarbeit fehlt mir jedoch der Glaube daran, dass es überhaupt einen Tag im Zyklus gibt, der ungefährdet sein könnte. Sex ist wie bereits beschrieben für die Natur nur ein Mittel zum Zweck und der heißt: Schwangerschaft! Frauen werden in Fernbeziehungen schwanger. Frauen von Wechselschichtarbeitern werden schwanger, Frauen von Männern, die den größten Teil des Jahres auf Montage sind werden schwanger – Warum? Weil der Körper der Frau sich mit aller Energie darum bemüht, die Rhythmen ihres Sexuallebens zu erkennen, um sich dann von ihr völlig unbemerkt genau darauf einzustellen.
Er versucht Eisprünge dann zu produzieren, wenn sie gebraucht werden und muss er dazu den Zyklus verändern, so tut er dies. Es gibt Zyklen mit verfrühten oder späteren Eisprüngen, ja es gibt sogar Zyklen mit mehreren Eisprüngen. Die Körper der Sexualpartner kommunizieren miteinander, denn sie haben diesen unausgesprochenen gemeinsamen Auftrag. Forscher konnten feststellen, dass der weibliche Körper, wenn das Ei noch nicht fertiggereift ist, eintreffende Spermien im Eileiter mit Nährstoffen so gut versorgt, dass sie dort mindestens drei, unter guten Bedingungen sogar bis zu acht Tagen durchhalten und auf den nächsten Eisprung warten können.
Das bedeutet, Sie werden möglicherweise erst eine Woche nach dem Sex mit ihrem Partner schwanger: unglaublich aber möglich.
Psyche und Zyklus sind eng miteinander verknüpft
Das ist nicht der einzige Trick der Natur, um eine Schwangerschaft wahrscheinlich zu machen. Ohne, dass Sie sich dessen bewusst sind, haben Sie kurz vor, während und kurz nach ihrem Eisprung eine ganz besondere Zeit. Sie selbst haben jetzt die vergleichsweise meiste Lust auf Sex. Das trifft sich gut, denn ihr Partner, bzw. ihre gesamte männliche Umgebung hat ebenfalls Lust auf Sie.
Wie das funktioniert?
Durch die Macht der Hormone. Ihre Haut strahlt, ihr Körper präsentiert sich prall und fest und schlanker als im übrigen Zyklus, ihr Geruch ist unwiderstehlich. Das macht Sex wahrscheinlich! Das macht eine Befruchtung wahrscheinlich. Überdies haben Frauen in dieser Zeit den besten Riecher für geeignetes, also möglichst zu ihrem eigenen unterschiedliches Erbgut. Sie sind damit in der Lage, eine für die Zukunft der Menschheit ideale Partnerwahl zu treffen und das ohne, dass Sie sich einen bewussten Gedanken darüber machen brauchen.
Es muss sich in dieser Zeit aber für Sie nicht alles nur um Sex drehen. Der große Elan, die positive Ausstrahlung, das Selbstbewusstsein und die Durchsetzungskraft, die Frauen in dieser Zeit verspüren sind für viele berufliche, sportliche oder familiäre Vorhaben günstig. Sie können, so es Ihnen planungstechnisch möglich ist diesen Zeitraum also ganz bewusst für sich und Ihre Interessen nutzen. Aus den ansonsten eher indifferenten Zyklustagen stechen die Tage vor den Tagen bei vielen Frauen als eher unangenehm hervor.
Viele Frauen leiden unter PMS
Viele Frauen leiden selbst unter ihrer Unausgeglichenheit und Empfindlichkeit und ziehen sich in diesen Tagen gern etwas zurück. Dem schlechten Ruf dieser prämenstruellen Phänomene will ich an dieser Stelle nichts hinzufügen, sondern lieber eine andere Sichtweise darauf eröffnen.
Vielleicht nehmen Sie selbst auch an sich wahr, dass Ihre Intuition in dieser Zeit sehr ausgeprägt ist, dass Sie durchlässiger für Emotionen sind und eine sensiblere Wahrnehmung haben als im übrigen Zyklus. Die Antennen sind auf eine besondere Art des Empfangens gestellt. Sie können diesen Zeitraum für sich nutzen, indem sie sich wichtige Entscheidungen und Kurskorrekturen in ihrer Lebensplanung vorlegen und überdenken.
Während der Menstruation gewinnen die meisten Frauen mental dann wieder an Souveränität zurück
Auf der körperlichen Ebene sieht es anders aus. Gerade in den ersten Tagen der Blutung machen Bauch-und Rückenschmerzen, Müdigkeit und Erschöpfung vielen Frauen zu schaffen. Es gibt absolut keinen Grund, die Menstruation und damit Ihre besonderen Bedürfnisse zu ignorieren oder zu unterdrücken. Gerade im Familien- und Freundeskreis sollte es möglich sein, dass eine Frau sich jetzt den Raum nehmen kann, den sie braucht um sich zu regenerieren.
Dass dieser Schonraum für jede Frau typmäßig etwas anders sein kann versteht sich von selbst. So gibt es Frauen, die gerade dann Bewegung brauchen, aber auch solche, die sich lieber hinlegen und entspannen. Einigen tut die Wärmflasche gut, anderen eher der Kältewickel. Finden Sie das für sich selbst heraus und machen Sie es sich und Ihren Liebsten leichter, indem Sie Ihren Bedürfnissen nachgeben um dann mit neuer Kraft und neuem Elan in den nächsten Zyklus zu starten.
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