Fotomanipulation – Wenn Fotos nicht die Wahrheit sagen

Der Mensch nimmt einen Großteil seiner Umwelt über die Augen wahr. Und der Mensch traut seinen Sinnen. Was man also gesehen hat, das entspricht der Wahrheit. Entsprechend geneigt sind wir, Fotos für ein Abbild der Wahrheit zu halten. Damit arbeiten Nachrichtensendungen, Zeitungen und Newsportale aber auch werbliche Medien. Was aber, wenn Fotos lügen? Wenn diese nicht das Abbild der Wahrheit sind?

Unter einer Fotomanipulation versteht man nach einer gängigen Definition die Veränderung oder Manipulation einer Fotografie unter Zuhilfenahme technischer Mittel, um einen fremden Sachverhalt vorzutäuschen. Was aber ist ein "fremder Sachverhalt"? Wo endet die Bildbearbeitung und wo beginnt die Bildmanipulation? Ist es bereits eine Bildmanipulation, wenn bei einem Gruppenbild ein Ausschnitt gewählt wird, so dass einige der Anwesenden nicht mehr wahrnehmbar sind?

Veränderung aus Absicht

Manchmal handelt es sich lediglich um ein Gestaltungselement. Manchmal aber wird auch absichtlich ein falscher Eindruck erweckt, nämlich das bestimmte Personen bei einem Ereignis nicht anwesend waren. Das ist insbesondere bei so genannten Dokumenten des Zeitgeschehens sehr heikel.

Denken Sie an ein wichtiges politisches Ereignis, nach dessen glücklichem Abschluss die Politiker zu einem Gruppenfoto zusammen kommen. Wenn einzelne anwesende Vertreter auf dem Bild (aufgrund des gewählten Bildausschnittes) nicht wahrnehmbar sind, kann dies durchaus als Bildmanipulation bezeichnet werden. Es kommt bei der Beurteilung, ob eine Bildbearbeitung oder eine Bildmanipulation vorliegt, also oftmals auch auf den Kontext an.

Manipulation bedeutet Aufwand

Meist wird bei der Bildmanipulation mit weit höherem technischen Aufwand agiert. Allerdings sind die Möglichkeiten zur Bildmanipulation nicht erst seit Photoshop und Co. gegeben. Schon lange vor der Digitalisierung der Fotografie wurde – insbesondere zu politischen Zwecken – Bildbearbeitung betrieben. Hier einige Beispiele:

  • Das im Internet kursierende Foto vom getöteten Terroristenführer Osama bin Laden erwies sich als Fälschung.
  • Josef Stalin ließ beispielsweise den ungarischen Revolutionär Tibor Szamuely herausretuschieren auf dem Leninstand. So sollte er nicht mehr mit der bolschewistischen Revolution in Verbindung gebracht werden.
  • Auch Hitler ließ Goebbels aus einigen Bildern retuschieren, in denen beide mit Leni Riefenstahl zu sehen waren.

Die Liste ließe sich noch endlos weiter fortsetzen. Und noch viel größer ist die Dunkelziffer, also Fotos mit vermeintlicher Beweiskraft, bei denen eine Bildmanipulation nicht nachweisbar ist. Die oben genannten Bildmanipulationen betreffen den Einzelnen in seinem Alltag nur indirekt. Ganz unmittelbar aber sind wir alle von den Bildmanipulationen in der Werbung betroffen: Da werden Modells schlank und faltenfrei retuschiert. Und Hotels werden durch Photoshop und Co. renoviert statt durch Handwerker.