Fotojournalismus: Berichterstattung auf visuelle Weise

Fotojournalismus, auch Reportagefotografie genannt, bedient sich der Ausdrucksformen und Mittel der Fotografie, um Berichterstattungen auf visuelle Weise zu erstellen. Wie auch bei der Textreportage geht es darum, Hintergründe zu Geschehnissen aus Politik, Kultur, Gesellschaft etc. zu beleuchten.

Der Fotojournalismus ist, ebenso wie die Textreportage auch, folgenden journalistischen Maximen verpflichtet:

  • zeitlicher Bezug zum Geschehen
  • Erzählcharakter als Methode der Reportage
  • Bemühen um Authentizität

Insbesondere der letzte Punkt ist Inhalt der Ausstellung "Rhetorik der Bilder – Über das journalistische Foto", die das Museum für Photographie in Braunschweig zwischen dem 11. März und dem 25. April 2010 zeigt.

Fotografie gehört (auch) in den Bereich der Kunst. Der Fotojournalismus jedoch hat einen anderen Zweck als die künstlerische Fotografie. In den 1960er Jahren begannen Soziologen, Semiologen und Künstler diese zweite Dimension von in Zeitungen veröffentlichten Fotos zu hinterfragen: Sie befassten sich mit der durch die Fotos transportierten Botschaft. Eine Fragestellung, die heute wichtiger ist denn je.

Fotojournalismus – Verführung mit der Kamera
"Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" – oft zitiert und trotzdem wahr. Die Macht von Bildern ist unbestritten, da der Mensch ein visuelles Wesen ist. Zudem ist, gerade in unserer schnelllebigen Zeit, eine Bildinformation wie sie der Fotojournalismus liefert, leichter zu konsumieren als ein Text. Fotos werden nur selten hinterfragt. Dabei gibt es gleich zwei Aspekte, die beim Fotojournalismus zu bedenken sind:

  • Entspricht das Bild der Realität?
  • Nach welchen Kriterien wurde das Bild ausgesucht?

Realität des Fotojournalismus
Die erste Frage zielt darauf ab, ob ein abgebildetes Foto verändert wurde. Sprich: Hat eine die Aussage verfälschende Bildretusche stattgefunden? Dies ist mit den Regeln des Fotojournalismus klar unvereinbar. Fotos, die als journalistisches Element verwendet werden, dürfen ausschließlich zu dem Zweck nachbearbeitet werden, dass die Bildqualität gesteigert wird. Inhaltliche Veränderungen verstoßen gegen die Regeln des journalistischen Arbeitens, an die eben auch der Fotojournalismus gebunden ist.

Weit komplexer ist die zweite Frage: Denn hier geht es darum, welche Fotos von einem Ereignis gemacht wurden und welche nicht. Sprich: Aus welchem Blickwinkel hat der Fotojournalist ein Ereignis fotografiert? In welchem Augenblick entstand das Zeugnis des Fotojournalismus? Und schließlich: Welches Foto wurde von der Redaktion aus der Vielzahl der angebotenen Fotos ausgewählt.

Hierbei handelt es sich – wir unterstellen, dass die Regeln des Fotojournalismus beachtet werden – um unbewusste Wirkungsbeeinträchtigungen. Und das macht die Problematik so kompliziert. Denn Bilder entwickeln in unserer medialen, visualisierten Welt eine enorme Eigendynamik und führen dazu, dass die Betrachter meinen, am Ereignis tatsächlich teilgehabt zu haben.