Fotografieren mit dem iPhone von nah bis fern: Makro, Fisheye und Tele

Wie sich bei einem iPhone das Objektiv wechseln lässt

Die Digitalkamera ist mit Linse fest in das iPhone integriert. Es fehlt ein Gewinde zum Anschrauben eines Objektivs. Da stellt sich die Frage, wie beim iPhone ein Wechselobjektiv angebracht werden soll. Das funktioniert beim Teleobjektiv mit einem passenden Hard Case (einer Kunststoffschale) für das iPhone 3/3G oder das iPhone 4/4s.

Das Hard Case enthält das Gewinde für das Objektiv. Die Schale wird auf das iPhone gesteckt und das Teleobjektiv eingeschraubt. Vorsicht ist hier angebracht, denn sowohl Gewinde als auch Teleobjektiv haben ein Gehäuse aus Kunststoff.

Empfehlenswert ist das Set der Firma Rollei mit 8xTeleobjektiv (18 mm, F = 1.1, Bildwinkel: 16°), Hard Case, Mini-Stativ, der Halterung für das Stativ, einem Reinigungstuch, einem Säckchen zur Aufbewahrung des Objektivs und der Bedienungsanleitung zum Marktpreis von rund 25 €.

Das Set der Firma Rollei gibt es auch mit einem zusätzlichen Fisheye-Objektiv (23 mm, Bildwinkel: 153°, 0,5-fache Vergrößerung) für rund 40 € mit ansonsten identischer Ausstattung. Zwar geht es am Markt auch deutlich billiger, aber Rollei bietet 24 Monate Austauschgarantie und ein Stativ wird bei Teleaufnahmen ohnehin benötigt.

Anziehende Objektive: Magnetische Befestigung am iPhone

Daneben gibt es magnetische Fisheye-, Weitwinkel- und Makrolinsen, die durch den starken Magnet auf dem iPhone 4/4s in Position bleiben sollen. Laut Angaben der Hersteller sind die Linsen aus vergütetem optischen Glas mit hohem Brechungsindex und geringer Dispersion, das Gehäuse aus hochwertigem Aluminium. Dabei liegt der Preis teilweise bei unter 10 €.

Das patente Ding mit der Ecke: 3-in-1-Objektiv von Olloclip zum Aufstecken

Ein anderes System verwendet der Olloclip, der einfach auf die rechte obere Ecke des iPhone 4/4s gesteckt wird. Es handelt sich um ein Kombisystem aus Fischaugen- (Bildwinkel: 180°), Makro- (rund 10x Vergrößerung) und Weitwinkelobjektiv. Der Preis ist mit rund 70 € vergleichsweise hoch, doch dafür ist das Gehäuse aus Aluminium und die Linsen sind nach Herstellerangaben aus Glas und vergütet.

Wie ist die Qualität der Objektive angesichts der niedrigen Preise?

Abgesehen vom Olloclip sollten Sie angesichts der Preise der Objektive und der Massenfertigung aus China nicht die Maßstäbe anlegen, die bei einem hochwertigen Objektiv für eine digitale Spiegelreflexkamera angemessen wären.

Gerade im Noname-Bereich der untersten Preisklasse stimmen die Versprechungen auf den Angebotsseiten der Versandhändler nicht immer mit der Wirklichkeit überein. Die Linsen sind teilweise aus Kunststoff statt aus Glas und es fehlt mitunter die sonst übliche Vergütung. Auch das Gehäuse ist meist aus Kunststoff, der teilweise durch eine silberne Beschichtung auf Aluminium getrimmt wird.

Getestet wurden von der Redaktion die Objektive Olloclip und das Rollei-Set mit Fisheye und Tele. Im Fall des Olloclips waren die Aufnahmen einwandfrei, der Clip erscheint hochwertig, die Vergütung war auf den Linsen des Olloclips klar zu erkennen. Auch das Tele von Rollei hat eine Beschichtung zur Vergütung.

Lassen sich mit den iPhone-Wechselobjektiven denn wirklich gute Aufnahmen machen?

Im Praxistest fiel sowohl bei Olloclip als auch bei Rollei das geringe Gewicht und die geringen Maße der Objektive positiv auf. Das Aufstecken des Olloclips geht jedoch schneller und die Verbindung mit dem iPhone ist stabiler als die des Hard Case.

Eine gute Beleuchtung vorausgesetzt, gelingen mit dem Olloclip und Fisheye von Rollei problemlos gute Bilder. Es sollte nur bei Makroaufnahmen nicht so nahe an das Motiv herangegangen werden wie bei einer Spiegelreflex, da das iPhone sonst nicht scharf stellen kann.

Ein Stativ wird bei Makro-, Fisheye- und Weitwinkelaufnahmen nicht benötigt. Das ist beim Teleobjektiv völlig anders, hier wünscht man sich den von der Spiegelreflexkamera her gewohnten Bildstabilisator. In der Praxis lassen sich Aufnahmen mit dem Teleobjektiv daher nur mit dem Stativ durchführen oder zumindest mit abgestützter oder aufgelegter Hand.

Die Entfernung lässt sich über eine Skala am Teleobjektiv grob einstellen in Schritten von 3m, 10m, 20m, 30m, 40m und unendlich. Das Scharfstellen klappt jedoch besser über das Display. Ob es wirklich geklappt hat, sieht man erst zu Hause am höher auflösenden PC- oder Mac-Bildschirm – oder nach dem Übertragen auf das neue iPad.

Im Freien bei Sonnenschein reicht das Licht für die Teleaufnahmen aus, in geschlossenen Räumen, bei bedecktem Himmel oder Dämmerung wird es schwierig. Weiter entfernte Objekte lassen sich mit dem kleinen Blitz des iPhones nicht aufhellen, und da das Teleobjektiv eine minimale Brennweite von 3m hat, sind praktisch alle damit aufgenommenen Objekte zu weit für den Blitz entfernt.

Lohnt sich die Anschaffung und wo können die iPhone-Objektive bezogen werden?

Mit einem iPhone haben Sie nicht die Möglichkeiten einer Profikamera mit leistungsstarkem Blitz, hochwertigen, bewegungsstabilisierten Teleobjektiven mit Motorzoom, automatischem Scharfstellen und hohen Brennweiten bis zu 1.300mm, die dann auch noch mit Konvertern verlängerbar sind. Was bei einer Digitalkamera Sache von Sekundenbruchteilen ist, braucht bei der Rollei-Tele-iPhone-Kombination erheblich Zeit, ohne auch nur ein annähernd hochwertiges Ergebnis zu erzielen.

Benötigen Sie jedoch häufiger Makro- oder Weitwinkelaufnahmen, kann der Olloclip empfohlen werden. Das Fisheye von Rollei ist eher ein Effektobjektiv und das Tele in der Praxis zu selten einsetzbar.

Angesichts der relativ niedrigen Preise der Objektive verlieren Sie allerdings auch nicht viel Geld, wenn Sie diese anschaffen, um damit selbst zu experimentieren. Die hier vorgestellten Objektive von Rollei und Olloclip erhalten Sie bei Amazon und zahlreichen weiteren Onlineshops. Ein Preisvergleich ist zu empfehlen.

Links mit Produktests und Musterbildern zum Teleobjektiv

Die folgenden Links führen Sie zu Tests des Teleobjektivs von Rollei und des Olloclips mit zahlreichen Musterbildern. Insbesondere die Beispielbilder auf der Rollei-Herstellerseite von "zufriedenen Kunden" zeigen die Grenzen des Objektivs recht deutlich.

Die recht brauchbare Vergrößerung des Tele zeigt der Link des Praxistests "Mein lieber Schwan" mit vielen Bildern sehr gut. Die merkwürdige Farbgebung liegt allerdings nicht am Tele, das kann die Farben durchaus realistisch wiedergeben.

Vergleichen Sie auch die Bilder auf den Testseiten für den Olloclip und das Rollei-Tele. Sie werden unschwer den Qualitätsunterschied bemerken. Olloclip-Kunden dürften mit ihren Objektiven zufriedener sein als Rollei-Kunden oder die Ansprüche an die Fotografie sind sehr unterschiedlich.

Mangels Tele-Alternative bleibt im Zoombereich aber ohnehin keine Wahl, sofern Sie nicht einfach mit Ihrem iPhone näher an das Objekt herangehen, als Qualitätseinbußen bei der Aufnahme hinzunehmen.