Firefox OS: Welche Vorteile bietet Mozillas Betriebssystem?

Firefox ist bereits als Browser auf vielen Smartphones vertreten, in Deutschland ist Firefox der beliebteste Browser auf Windows-PCs. Jetzt soll Firefox OS als neues Betriebssystem mit preiswerten Smartphones ausgeliefert werden. Doch bietet Ihnen Firefox OS überhaupt Vorteile im Vergleich zu Android, iOS und Windows Phone und wenn ja, wie groß sind die Chancen für den Newcomer?

Firefox OS zieht wie ein Komet in den Smartphone-Markt ein

Der große Messestand von Mozilla auf dem Mobile World Congress 2013 in Barcelona (MWC) wurde von einem flammenden Wahrzeichen beherrscht: Der Feuerfuchs zog einen langen Schweif hinter sich her wie ein strahlender Komet.

Gezeigt wurde die erste kommerzielle Version von Firefox OS, die bereits beachtliche Unterstützung durch die Mobilfunk-Industrie vorweisen kann:

  • Firefox OS wird laut Pressemeldung zur MWC bereits in Kürze in Brasilien, Kolumbien, Mexiko, Montenegro, Polen, Serbien, Spanien, Ungarn und Venezuela zur Verfügung stehen. Für Deutschland werden erste Geräte frühestens 2014 erwartet.
  • Bereits 22 Unternehmen der Telekommunikationsindustrie unterstützen Firefox OS: Alcatel, América Móvil, China Unicom, Deutsche Telekom, Etisalat, Huawei, Hutchison Three Group, KDDI, KT, LG, MegaFon, Qtel, Qualcomm, SingTel, Smart, Sprint, Telecom Italia Group, Telefónica, Telenor, TMN, VimpelCom und ZTE.
  • Erste Geräte mit Firefox OS werden das Alcatel One Touch Fire und das ZTE Open sein, die wahrscheinlich auch über Polen nach Deutschland kommen werden.

Firefox OS ist zunächst für Smartphones im Niedrigpreis-Segment gedacht, mit einfacher Ausstattung zu Preisen von rund 100 US-Dollar für Schwellen- und Entwicklungsländer.

Welche Vorteile kann Ihnen Firefox OS bieten?

Zumindest für den Absatz in Deutschland ist der Preis nicht revolutionär, da bereits schon länger für unter 100 € diverse Android-Smartphones angeboten werden, auch solche mit dem neuen Android 4.0 und nicht nur ältere Geräte mit Android 2.x.

Auf den ersten Blick ist auch die Oberfläche von Firefox OS nicht besonders spektakulär, sie sieht wie eine Mischung aus Android und einem eher "hässlichen" iOS aus. Da die günstigen Smartphones mit Firefox OS keine hochauflösenden Displays und Quad-Prozessoren haben, wird die Optik auch zumindest anfangs nicht berauschend werden.

Noch gibt es zudem wenige Apps für Firefox OS – und zwar noch weniger als für Windows Phone, mit den jeweils 750.000 Android- und iOS-Apps kann Firefox OS derzeit schon gar nicht konkurrieren. Das allerdings kann sich schnell ändern.

Während Android-Apps auf Java basieren, setzt Firefox OS auf den Web-Standard HTML5 und weitere offene Standards. Entwickelt ein Software-Anbieter ein Webspiel oder auch eine andere Cloud-Anwendung mit HTML5, lässt sich diese relativ leicht für Firefox OS portieren.

Die HTML5-Apps können Sie auch mit Ihrem Firefox-Browser nutzen

Es gibt bereits Apps für Facebook und Twitter, das Abspielen von Youtube-Videos und Spiele wie "Cut the Rope", die über den Firefox Marketplace (Aurora) bezogen werden.

Das Interessante daran: Sie können die Apps auch mit Ihrem Firefox-Browser nutzen, er kann schließlich auch HTML5 – und derzeit haben die Apps den Einheitspreis "Free", sie sind also kostenlos.

Bislang sind die Apps allerdings überwiegend in englischer oder spanischer Sprache. Die Auswahl ist jedoch bereits ordentlich, auch wenn sie eher "Special Interest" ist. Dazu sind die Apps trotz kostenlosem Angebot häufig sehr aufwändig gemacht.

So erhalten Sie beim "wikiHow Survival Kit" etwa umfangreiche Informationen, wie Sie die Gefahren des Alltags überleben, etwa das Beheben einer Autopanne, Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Krankheit oder Unfall, das Überleben in der Wildnis bis hin zum Überleben von Angriffen wilder Tiere wie Braunbären, Haien, Killerbienen oder einer Klapperschlange.

Solche Apps werden nach der Installation nicht über Firefox, sondern über das Start-Menü aufgerufen, es sind Desktop-Apps. Ihr Windows-PC wird hier also zusammen mit dem Firefox-Browser zum "Firefox OS". 

Gibt es überhaupt noch einen Markt für Firefox OS?

Die Überlebens-App wurde hier aber nicht zufällig herausgegriffen, sondern hat eine tiefere Bedeutung. Mozilla stellt sich mit Firefox OS einer großen Herausforderung, denn Smartphone-Betriebssysteme werden nicht wie bei Desktop-PCs nachträglich gewechselt. Schließlich kaufen Sie ein Smartphone mit dem vorinstallierten Betriebssystem – und das auch nicht jedes Jahr.

Im Jahr 2012 waren die Marktanteile der Betriebssysteme für Smartphones laut IDC wie folgt verteilt:

1. Android mit 68,3 Prozent
2. iOS mit 18,8 Prozent
3. BlackBerry OS mit 4,7 Prozent
4. Windows Phone mit 2,6 Prozent

Alle anderen Betriebssysteme wie etwa das noch vor wenigen Jahren führende Symbian kamen zusammen auf die restlichen 5,6 Prozent. In dieser Gruppe "Andere" ist zunächst auch Firefox OS einzuordnen und das ist sehr wichtig, wenn man sich die erwartete Entwicklung bei den Betriebssystemen ansieht.

IDC prognostiziert, dass sich an den Plätzen 1 und 2 bis zum Jahr 2016 wenig ändert, dafür jedoch Windows Phone auf 11,4 Prozent Marktanteil und damit Platz 3 kommt, während Blackberry ein wenig auf 4,1 Prozent verliert und "Andere" mit 1,6 Prozent praktisch bedeutungslos werden.

Die Marktprognosen für Firefox OS sehen also nicht gut aus, allerdings hätte vor fünf Jahren auch niemand gedacht, dass Android oder iOS einmal die führenden Betriebssysteme für Smartphones werden könnten. Der Markt wird also entscheiden und der hält sich im schnelllebigen IT- und Telekommunikationsmarkt meist nicht an Jahre vorher erstellte Prognosen.

Ein Dutzend Betriebssysteme für Smartphones – welcher Kunde soll da noch durchblicken?

Für Sie als Smartphone-Kunde wird es allerdings durch Firefox OS nicht einfacher. Wie sollen Sie angesichts der vielen Smartphone-Betriebssysteme noch den Durchblick behalten? Hier eine Übersicht der mittlerweile ein Dutzend Betriebssysteme auf dem Smartphone-Markt:

  1. Android in den Versionen 1.x, 2.x, 3.x und 4.x (alle nebeneinander, je nach Alter des Geräts)
  2. Bada, ein Betriebssystem von Samsung, das nur auf Samsung-Handys läuft
  3. Blackberry OS, ein Betriebssystem von RIM (Research in Motion), das nur auf Blackberries läuft
  4. Firefox OS, das gerade in der Einführungsphase ist
  5. iOS 6.0, im Laufe des Jahres wahrscheinlich 7.0, das Betriebssystem der iPhones
  6. MeeGo, ein von Intel und Nokia entwickeltes Betriebssystem, seit dem Wechsel von Nokia zu Windows Phone ohne Zukunft
  7. Openmoko ist ein Betriebssystem von Openmoko Inc., das im Mobiltelefon Neo verwendet wird
  8. Symbian, früher Marktführer, heute kaum noch von Bedeutung, nur noch für Billig-Handys verwendet
  9. Tizen ist in 2012 neu gestartet, soll MeeGo und Bada fortführen und einen Plattform-übergreifenden Betrieb ermöglichen
  10. Ubuntu for Phones, die Version des Linux-Derivats für Smartphones
  11. webOS ist ein Smartphone- und Tablet-Betriebssystem von HP und der Nachfolger von Palm OS, es ist nun OpenSource und die Zukunft höchst ungewiss
  12. Windows Phone, das bisher wenig erfolgreiche Betriebssystem von Microsoft

Angesichts der Dutzenden konkurrierenden Betriebssysteme ist es ratsam, sich an den Marktführern zu orientieren, schließlich kostet die Einarbeitung Zeit und die Beschaffung der Apps auch mitunter viel Geld. Dazu sind die Daten bei einem Wechsel zu migrieren.

Derzeit ist aus dieser Sicht bislang nur der Kauf von Smartphones mit Android oder iOS zu empfehlen, selbst Windows Phone ist noch weitestgehend unbedeutend und Firefox OS im hiesigen Markt noch gar nicht angekommen, auch wenn ein kometengleicher Aufstieg durchaus möglich ist.