Vorgeschichte der neue EU-Verordnung
Lebensmittelzusätze sind nur dann zugelassen, wenn sie als unbedenklich für die Gesundheit eingestuft werden. Trotzdem stehen künstliche Farbstoffe in Lebensmitteln bei Verbraucherschützern unter Verdacht, Krebs zu erregen oder Allergien zu erzeugen.
Eine von der Universität Southampton durchgeführten Studie im Jahr 2007 kam zu dem Ergebnis, dass sich das Verhalten von Kindern durch den Verzehr von künstlichen Farbstoffen verändert. Die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA jedoch kritisierte die Studie und befand die Ergebnisse als nicht eindeutig.
EU-Verordnung schützt Kinder vor künstlichen Farbstoffen
Ob beziehungsweise ab welchen Mengen die künstlichen Farbstoffein Lebensmitteln das Verhalten von Kindern beeinflussen, muss noch weiter untersucht werden. Trotzdem erließ das Europäische Parlament die Verordnung (EG) Nr. 1333/2008: Ab dem 20 Juli 2010 besteht für Lebensmittel eine Kennzeichnungspflicht, wenn sie besagte Farbstoffe enthalten.
Die schwammige Aussage: "Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen.“ führt beim Verbraucher allerdings eher zur Verunsicherung. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz rechnet jedoch damit, dass die Hersteller aufgrund der Kennzeichnungspflicht in Zukunft ganz auf diese Farbstoffe in den Lebensmitteln verzichten.
Für welche Farbstoffe besteht Kennzeichnungspflicht?
Lebensmittel müssen mit dem Hinweis "Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen.“ versehen sein, wenn sie mindestens einen dieser künstlichen Farbstoffe enthalten:
- Allurarot AC ( E 129). Färbt Lebensmittel rot.
- Azorubin ( E122). Färbt Lebensmittel rot.
- Chinolingelb ( E 104). Färbt Lebensmittel gelb.
- Cochenillerot A (E 134). Färbt Lebensmittel rot.
- Gelborange S (E 110)
- Tartrazin (E 102). Färbt Lebensmittel zitronengelb.
Was sind Azo-Farbstoffe?
Bis auf Chinolingelb gehören die kennzeichnungspflichtigen Farbstoffe zu den Azo-Farbstoffen. Diese Farbstoffe werden synthetisch hergestellt und geben den Lebensmitteln kräftige Gelb- und Rottöne. Die Signalfarben gefallen besonders Kindern. Deshalb enthalten vor allem nichtalkoholische, aromatisierte Getränke, Süßwaren, Kaugummis und Speiseeis diese Zusatzstoffe.
Warum benutzt die Lebensmittelindustrie Farbstoffe?
Viele Lebensmittel verlieren beim Erhitzen ihre Farbe, denken Sie zum Beispiel an Apfelmus. Die Industrie verwendet die hitze- und lichtbeständigen Farbstoffe in Lebensmitteln, um die Waren optisch aufzupeppen oder den Erwartungen der Verbraucher zu entsprechen.
So sind Produkte mit Vanillegeschmack künstlich gelb eingefärbt. Und ganz ehrlich, wir erwarten von Lebensmitteln, dass sie frisch und appetitlich aussehen. Grundnahrungsmittel wie Milch, Brot oder Obst und unbehandelte Lebensmitteln dürfen allerdings nicht mit Farbstoffen versetzt werden. Das gilt ebenfalls für Säuglings- und Kindkindnahrung.
Sind künstliche Farbstoffe schädlich?
Azofarbstoffe befinden sich nicht nur in Lebensmitteln sondern sie werden auch vom Färben von Textilien verwendet. An sich sind diese Farbstoffe unbedenklich für die Gesundheit. Allerdings besteht die Gefahr, dass zum Beispiel in Verbindung mit Speichel oder Schweiß aromatische Amine entstehen und in den Körper gelangen.
Diese Amine gelten als krebserregend und gesundheitsgefährdend. “Ein Verbot der betroffenen Farbstoffe hätte einen besseren Schutz gerade auch für Kinder geboten”, moniert Waltraud Fesser, Ernährungsreferentin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
Stets die Inhaltsstoffe studieren
Gewöhnen Sie sich vor allem bei Lebensmitteln mit kräftigen Farben daran, stets einen Blick auf die Zutatenliste zu werfen. Verzichten Sie wenn möglich auf Lebensmittel mit künstlichen Farbstoffen und greifen Sie stattdessen zu Bio-Produkten. Achten Sie auch darauf, ob sich das Verhalten Ihres Kindes nach dem Verzehr der gekennzeichneten Süßigkeiten verändert. Wirkt Ihr Kind hyperaktiv und überdreht, kann es an den künstlichen Farbstoffen in den Lebensmitteln liegen.