Fantasiereisen laden Kinder zum Entspannen ein

Kindern und auch Erwachsenen fällt es immer schwerer, die Fülle von Informationen aus der Umwelt zu verarbeiten. Die Überflutung der Reize nimmt Kindern Raum und Zeit zum Entspannen. Bei Fantasiereisen wie zum Beispiel der Geschichte "Am Meer" kann Ihr Kind wieder die Seele baumeln lassen.

Fantasiereisen, Gedankenreisen bzw. Traumreisen laden Kinder ein, in Gedanken auf eine Reise zu gehen. Die Geschichten enthalten kaum spannungs- oder aktiongeladene Ereignisse sondern bildbetonte Erlebnisse. Indem sich Kinder die Bilder dieser Geschichten in ihrer Fantasie ausmalen, erreichen sie einen Zustand tiefer Entspannung. Fantasiereisen erzählen oft von der Natur, weil diese Bilder harmonisierend und beruhigend wirken.

Auf Fantasiereisen einstimmen

Schlagen Sie Ihrem Kind vor, sich einen gemütlichen Ort für die Gedankenreise zu suchen. Es kann sich zum Beispiel bequem mit einem Kissen auf das Sofa legen. Es legt sich auf den Rücken oder Bauch und die Arme ruhen entspannt neben dem Körper. Stimmen Sie Ihr Kind mit diesen Worten auf die Fantasiereise ein. „Schließ die Augen und atme ganz tief ein und aus. Dein Bauch hebt sich beim Einatmen zu einem großen Berg. Wenn du jetzt tief ausatmest, fühlst du dich ganz leicht.“

Eine Fantasiereise erzählen

Ist Ihr Kind ruhig, beginnen Sie die Geschichte vorzulesen. Noch besser ist es, wenn Sie die Fantasiereise mit eigenen Worten vortragen. Versuchen Sie dabei, sich die Bilder der Reise selbst vorzustellen. Legen Sie unbedingt Pausen ein. Die Pünktchen im Text zeigen, an welcher Stelle Sie am besten die Geschichte unterbrechen. Stimmen Sie die Länge der Pausen auf Ihr Kind ab. Wird es unruhig, fahren Sie mit der Erzählung fort.

Fantasiereisen beenden

Holen Sie Ihr Kind behutsam aus der Traumreise zurück. „Deine Fantasiereise ist nun beendet und du kehrst wieder zurück. Du spürst, wie dein Körper auf dem Sofa liegst. Wenn du magst, reck und streck deine Arme und Beine. Gähne einmal und dann öffne die Augen. Wenn du magst, setzt dich langsam auf.“ Sprechen Sie anschließend mit Ihrem Kind über seine Gefühle. Was hat ihm auf der Reise besonders gut gefallen? Wo fühlte es sich nicht wohl?

Fantasiereise „Am Meer“

(Die Pünktchen markieren Stellen, an denen Sie eine Erzählpause einlegen können. Für kleine Kinder können Sie die Geschichte auch beliebig kürzen.)

„Stell dir vor, du bist am Meer. Du stehst auf einer hohen Sanddüne und blickst hinunter auf das dunkelblaue Wasser. Hohe Wellen schwappen mit glitzernden weißen Schaumkronen an das sandige Ufer…

Über dir kreischt eine Möwe. Du schaust in den Himmel, aber die Sonne blendet dich. Puh, ist das warm…

Du bekommst Lust, dich am Wasser zu erfrischen. Deshalb setzt du dich hin und ziehst dir Schuhe und Strümpfe aus. Dann krempelst du deine Hose hoch. Deine nackten Zehen bohren sich tief in den Sand. Er fühlt sich ganz heiß und weich an…

Du läufst ganz schnell über den heißen Sand die Düne hinunter bis zum Wasser. Tut das gut, die Füße in das kalte Meerwasser zu tauchen. Du atmtest tief ein und aus und schmeckst die salzige Luft auf deinen Lippen…

Wieder kreischt eine Möwe. Sie fliegt dicht an deinem Kopf vorbei und lässt sich vom Wind in der Luft tragen. Einen Moment lang streckst du deine Arme auf und schwebst federleicht wie die Möwe über das dunkelblaue Meer…“

Leider kannst du nicht fliegen und deshalb gehst du langsam am Strand entlang. Die Wellen treiben das Wasser zum Strand. Jetzt kommt eine große Wellen und überschwemmt deine Füße. Zum Glück hast du deine Hose hochgekrempelt, und so werden nur die Füße und die Unterschenkel nass…

Das Wasser schwemmt ganz viel Strandgut an. Du siehst einen walnussgroßen Stein und hebst ihn auf. Er ist ganz weiß und mit grünen Adern durchzogen. Fühlst du, wie das Wasser den Stein glatt geschliffen hat…

Du steckst den Stein in die Hosentasche und schaust dich nach anderen Schätzen um. Da siehst du eine riesengroße Muschel. Sie schimmert perlmuttfarben im Sonnenlicht. Als du die Muschel an dein Ohr hältst, hörst du das Meer rauschen…

Plötzlich fühlst du ein Zwicken an deinem Fuß. Ein Krebs schwenkt ärgerlich seine Zangen, denn dein Fuß ist im Weg. Blitzschnell springst du zur Seite und beobachtest den Krebs aus sicherer Entfernung. Seitlich flitzt das Tier ins Wasser und vergräbt sich in dem losen Sand. Nur wenn du ganz genau hinschaust, kannst du noch seine Augen erkennen…

Jetzt wirst du etwas müde und möchtest dich ausruhen. Du legst dich im Schatten in den warmen Sand. Nach und nach trocknen deine Füße, während du entspannt dem Rauschen der Wellen zuhörst…

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