Fallbesprechungen – Anlässe erkennen, Lösungen dokumentieren

Fallbesprechungen sind bei Medizinern und Psychologen schon länger bekannt. Doch immer häufiger zählen auch Pflegende dieses Instrumentarium zu ihrem Handwerkszeug. Zudem werden sie vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen und dem Bundesministerium für Gesundheit empfohlen. Welchen Stellenwert haben Fallbesprechungen im Kontext des Pflegeprozesses?

Anlässe für eine Fallbesprechung erkennen
Im Rahmen von Übergaben haften die Mitglieder eines Pflegeteams oft an akuten oder hartnäckigen Problemen des Bewohners. Leider verpuffen, die dabei "erzählten" Fälle leicht. Es findet keine Dokumentation der Entscheidungen für Lösungsansätze statt. Noch häufiger erfährt das Ganze dann keine systematische Überprüfung. Allerdings sind in letzter Zeit vermehrt Versuche gemacht worden, den Fallbesprechungen einen größeren Stellenwert mit entsprechenden Empfehlungen und Standards beizumessen.

Im Gegensatz zu Bewohnerbesprechungen, die regelmäßig, geplant und gut vorbereitet stattfinden, sind Fallbesprechungen in der Regel anlassbezogen. Die Kunst besteht nun darin, dass leitende Mitarbeiter oder Bezugspflegekräfte die Anlässe als solche identifizieren und zu einer strukturierten, lösungsorientierten Fallbesprechung den Impuls geben und ihr den notwendigen Rahmen verleihen.

Anlässe können sein:

  • Stürze, Verschlechterung von Gesundheits- oder Ernährungszustand, hartnäckige Pflegeprobleme
  • Wünsche, Ziele und Beschwerden von Bewohnern oder Angehörigen
  • Herausforderndes Verhalten

Pflege ist Teamarbeit
Die Pflege eines Menschen ist immer auch Teamarbeit und erfordert ein abgestimmtes, möglichst einheitliches Vorgehen. Daher bieten sich Fallbesprechungen in besonderer Weise an. Die Fallbesprechung lebt geradezu von den vielen unterschiedlichen und subjektiven Wahrnehmungen und Erfahrungen der Teammitglieder.

Gelegentlich sind auch interdisziplinäre Fallbesprechungen oder die Einbeziehung von Betreuern und Bevollmächtigten angezeigt. Allerdings braucht die Fallbesprechung einer Moderation durch eine leitende Mitarbeiterin. Diese Aufgabe kann gegebenenfalls auch von der Bezugpflegekraft wahrgenommen werden.

Fallbesprechungen müssen moderiert werden
Nicht selten ergeben sich Fallbesprechungen spontan im Rahmen der Übergabe. Hier ist es Aufgabe der Schichtleitung, die zentralen Ergebnisse in der Dokumentation zu sichern und in den Pflegeplan zu integrieren.

Bei umfangreicheren und bedeutenderen Problematiken, die besonders das abgestimmte Vorgehen und einen effektiven Informationsaustausch erfordern, ist es wichtig, einen eigenen Termin für die strukturierte Fallbesprechung anzusetzen, zu dem eventuell noch Experten oder Betroffene eingeladen werden.

Folgende Schritte lassen sich hinsichtlich einer Fallbesprechung differenzieren:

Schritte

Merkmale

Wer

1. Problemidentifikation

Erkennen von Anlasszeichen

Schichtleitung, Wohnbereichsleitung, PDL, Bezugspflegekraft

2. Impulsgabe, Terminierung, Vorbereitung

Einbeziehen möglichst vieler Teammitglieder, Datenaufbereitung durch Bezugspflegekraft

Pflegeteam, Betreuer, Experten

3. Moderierte Fallbesprechung

nach festen Regeln und unter Einhaltung des Zeitfensters (Strukturstandard)

Moderation durch Leitungsmitarbeiter

4. Ergebnisdokumentation

z.B. im Pflegeplan

Protokollant (Bezugspflegekraft) oder Moderator

5. Verlaufsdokumentation

Pflegeberichte, Befunde

Pflegeteam

6. Auswertung

Im Rahmen von Pflegevisite oder Evaluation des Pflegeprozesses

Bezugspflegekraft, PDL

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