Erste Hilfe bei Kindern: So verhalten Sie sich richtig

Sicherheitsmaßnahmen schützen nie hundertprozentig

Sie kennen solche Situationen sicher aus eigener Erfahrung: Ständig hat man ein Auge auf das Kind und alles ist in Ordnung. Kaum dreht man sich um, schon zieht es die Decke von Tisch, klettert auf ein Möbelstück, von dem es leicht fallen kann oder es fasst auf die heiße Herdplatte. Natürlich gibt es viele Sicherheitsmöglichkeiten, zum Beispiel für den Herd oder Steckdosen, dennoch kann man das Kind nicht immer vor allen Gefahren schützen. Zudem muss es lernen, gefährliche Momente zu erkennen. Eine gute Vorbeugung ist daher eine möglichst frühe Aufklärung des Kindes über die Risiken im Alltag.

Bei schweren Verletzungen immer den Notarzt rufen

Geschieht schließlich doch ein Unfall, sollten Sie ruhig bleiben und nicht in Panik verfallen. Ist das Kind nur leicht verletzt und hat zum Beispiel Schürfwunden davon getragen, können Sie es selbst versorgen. Sollte es jedoch bewusstlos sein, den Kopf heftig angeschlagen haben oder heftige Schmerzen in einem Körperteil verspüren, rufen Sie sicherheitshalber den Notarzt unter 112.

Bei Verletzungen an der Wirbelsäule und am Kopf lassen Sie das Kind lieber liegen, damit keine zusätzlichen Probleme durch falsche Bewegungen entstehen. Bei Blutungen legen Sie einen Druckverband an, der in Ihrem Erste-Hilfe-Kasten enthalten sein sollte. Eine solche Box sollte in jedem Haushalt vorhanden sein!

Bei heftigen Verletzungen sollten Sie umgehend den Rettungswagen rufen. Erklären Sie in kurzen Sätzen, was wo wie passiert und wer betroffen ist. Beantworten Sie die Fragen des Rettungsdienstes ebenfalls so kurz wie möglich, damit keine wertvolle Zeit verloren geht. Außerdem werden Sie nach Ihrem momentanen Aufenthaltsort  und nach Ihrer Telefon- beziehungsweise Handynummer gefragt.

So reagieren Sie bei verschiedenen Unfallarten

  • Vergiftung

Hat das Kind möglicherweise eine giftige Lösung geschluckt, rufen Sie sofort den Notarzt und stellen die Flasche oder Verpackung des Gifts bereit, um den Arzt zu informieren. Umso schneller kann er die richtigen Maßnahmen ergreifen. Geben Sie Ihrem Kind keinesfalls etwas zu trinken und lösen Sie kein Erbrechen aus, denn falls es einen ätzenden Stoff zu sich genommen hat, würde dieser auch noch die Speiseröhre schädigen und/oder Atemnot auslösen. Handeln Sie nur auf Anweisung des Arztes!

  • Sonnenbrand, Sonnenstich und Insektenstiche

Insektenstiche und Sonnenbrand kühlen Sie am besten mit feuchten Tüchern oder  Gelkompressen, die jedoch nur im Kühlschrank, nicht im Eisfach lagern dürfen, damit sie geschmeidig bleiben. Wickeln Sie die Kompresse in ein Tuch, damit sie nicht zu kalt ist und die Haut noch mehr reizt.

War Ihr Kind zu lange in der Sonne, kann es über Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit klagen. Die Haut ist zudem gerötet und kann Blasen bilden. Diese Beschwerden sind Hinweise auf einen Sonnenstich. Bringen Sie Ihr Kind sofort in den Schatten und rufen Sie einen Arzt oder bringen Sie es selbst in die Klinik.

  • Nasenbluten

Beim Toben passieren schnell kleine Unfälle, sodass ein Kind Nasenbluten bekommt. Auf keinen Fall darf der Kopf zurückgelehnt werden, denn so würde das Blut in den Rachen laufen und Erbrechen auslösen. Hilfreich sind  ein leicht nach vorn geneigter Kopf und ein kühler Waschlappen im Nacken. Ist die Nase ansonsten unverletzt, können Sie die oberen Nasenflügel zusammendrücken, um die Blutung zu beenden.

  • Verschlucken von Wasser oder Fremdkörpern

Beim Schwimmen oder Spielen im Meer oder Schwimmbad bekommt ein Kind schnell einmal etwas Wasser in den Mund. Muss es husten, beruhigen Sie es und klopfen ihm leicht zwischen die Schulterblätter. Hat es viel Wasser geschluckt, halten Sie es nicht kopfüber, da es sonst zu Übelkeit und Erbrechen kommen kann. Diese Methode eignet sich nur, wenn das Kind einen Fremdkörper verschluckt hat. Beugen Sie es in so einem Fall vornüber und schlagen Sie ihm mit der flachen Hand kräftig auf den oberen Rücken. Sehr kleine Kinder können Sie im Sitzen über Ihre Beine legen und den Kopf abstützen, während Sie ihm auf den Rücken schlagen. Kommt der Gegenstand nicht wieder heraus, rufen Sie den Rettungsdienst!

  • Stromunfälle

Hat ihr Kind trotz aller Vorkehrungen eine Stromquelle erwischt und hängt daran fest, ziehen Sie sofort den Stecker des Geräts oder schalten Sie die Hauptsicherung aus. Suchen Sie nicht lange nach der Sicherung des entsprechenden Raumes. Wenn Sie die Stromzufuhr nicht unterbrechen können, nehmen Sie einen Gegenstand, der Strom nicht leitet, und stoßen Sie das Kind von der Stromquelle weg. Das können Sie mit einem Besenstiel aus Holz oder Plastik erreichen. Oder Sie nehmen eine Decke und schlagen Sie zwischen die Hand Ihres Kindes und die Stromquelle. Fassen Sie das Kind auf keinen Fall an, da Sie sonst selbst einen Schlag bekommen. Anschließend den Notarzt rufen!

Erste-Hilfe-Kurse für Kinderunfälle

Diese Tipps ersetzen natürlich keinen Erste-Hilfe-Kurs. Wenn Sie ganz sicher gehen wollen, nehmen Sie an einem speziellen Erste-Hilfe-Kurs teil, in dem Sie lernen, wie Sie sich bei Unfällen mit Kindern verhalten müssen. Kurse finden Sie zum Beispiel beim Deutschen Roten Kreuz und den Johannitern.

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