Die Gicht zählt zu den so genannten unabhängigen Risikofaktoren fürs Herz. Das heißt, dass auch ohne zusätzliche Beschwerden oder Krankheiten durch die Erkrankung auch das Herz geschwächt sein kann. Ist das Herz bereits geschwächt, man spricht hier von einer Herzinsuffizienz, kann eine zusätzlich auftretende Gicht-Erkrankung sogar die Sterberate erhöhen.
Höheres Herz-Risiko
Im Vergleich zu gesunden Menschen haben Gicht-Patienten ein rund 1,8-fach erhöhtes Risiko für eine Herzinsuffizienz. Das Risiko für eine unnatürlich niedrige Auswurffraktion der linken Herzkammer ist sogar vierfach erhöht. In diesem Fall kann das Herz schon Probleme damit haben, den Körper ausreichend mit Blut und Nährstoffen zu versorgen.
Dass die Gicht durch erhöhte Harnsäure das Risiko für eine Herzschwäche erhöht, ist das Ergebnis der Framingham Offspring Study. Bei dieser bevölkerungsbasierten Untersuchung werden seit 1971 alle vier Jahre die Gesundheitsdaten von rund 5.000 Teilnehmern gemessen und dokumentiert (BMJ Open 2012; 2: e000282).
Männer haben schwächere Herzen
Im Laufe der Untersuchung entwickelten 202 Teilnehmer eine chronische Herzschwäche. Umgerechnet auf die Personenjahre entspricht das einer Inzidenz von 1,5 pro 1.000 Personenjahre (PJ). Das bedeutet, dass man die Personen und die Jahre der Studie nimmt und daraus mit dem Eintreten der Herzschwäche einen Quotienten bildet.
Bei den Männern war die Entwicklung einer Herzschwäche dabei deutlich häufiger als bei den Frauen. Bei Männern lag die Inzidenz bei 2,2, bei den Frauen nur 0,8 je 1.000 PJ.
Es ist nicht verwunderlich, dass die Sterberate bei den Personen mit Herzschwäche deutlich höher war als bei den Teilnehmern mit einem gesunden Herzen. Die Sterberate war bei den Herzpatienten fast viermal so hoch. Doch besonders gefährlich wird es, wenn mit der Herzschwäche noch eine Gicht-Erkrankung durch erhöhte Harnsäure einhergeht.
In diesem Fall hatten 22 Herz-Patienten auch Gicht. 73 Prozent der Betroffenen starben an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Bei den Herzpatienten ohne Gicht waren es „nur“ 61 Prozent. Man kann also sagen, dass Gicht die Sterbequote von Menschen mit einer Herzschwäche deutlich erhöht.
Warum Gicht das Herz schwächt
Dass Gicht die Sterberate von Herzpatienten schwächt, könnte an den erhöhten Harnsäurewerten liegen. Denn wenn die Harnsäure erhöht ist, sinkt die maximale Sauerstoffaufnahme. Bei akuten Gichtanfällen kann das Herz Probleme bekommen, den Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen.
Gleichzeitig nimmt bei einem erhöhten Harnsäurespiegel die Zahl der Entzündungsmarker im Blut zu. Das Risiko für Entzündungen steigt also mit der Harnsäure. Gleichzeitig steigt der so genannte oxidative Stress. Weiter hat die erhöhte Harnsäure negative Auswirkungen auf die Geschmeidigkeit der Blutgefäße.
Die schlechte Nachricht ist also, dass Gicht das Herz schwächt. Die gute Nachricht ist, dass man etwas dagegen tun kann. Denn durch eine harnsäuresenkende Therapie kann auch das Herzrisiko wieder gesenkt werden.
Insofern sollten Gicht-Patienten nicht nur wegen Ihrer Erkrankung einen Arzt aufsuchen und eine entsprechende Therapie vornehmen, sondern auch immer zusätzlich auf ihr Herz achten.
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