Giersch oder Geißblatt: eine fast vergessene Heilpflanze
Giersch (lat. Aegopodium podagraria L.) gehört zur Familie der Doldenblütler (lat. Umbelliferae). Das Spektrum dieser Familie ist so breit gefächert, wie es selten vorkommt. Zu seiner Verwandtschaft zählen so illustre Giftpflanzen wie der Schierling, aber auch Mohrrübe und Sellerie und außerdem Gewürzpflanzen wie Kümmel, Fenchel und Anis, sowie Heilpflanzen wie die Engelwurz. Unser Giersch wirkt da etwas verloren, ja fast vergessen.
Außer bei den Gärtnern, die ihn als lästiges, kaum zu vertreibendes Unkraut kennen. Im Gegensatz zu seinen Verwandten bildet Geißblatt nämlich Wurzelausläufer, ähnlich wie ein anderes Gartenunkraut: die Quecke. Diese Ausläufer vollständig zu entfernen ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Aus dem kleinsten Stück sprosst dann als bald wieder eine neue Pflanze. Hier zeigt sich die unglaubliche Vitalität und vegetative Kraft dieser Pflanze. Sie belebt den Boden und erscheint bereits sehr früh im Jahr. Die weißen Doldenblüten erscheinen dann im Juni oder Juli.
Heilwirkungen von Giersch
Interessanterweise gibt es wenig Hinweise in der Literatur. Giersch gehört eben zu den stillen Arbeitern, die den Boden bereiten für die spektakulären Heilwirkungen der berühmteren Pflanzen. Aber keine dauerhafte Genesung findet ohne Entsäuerung, ohne Entschlackung oder Verbesserung des Lymphflusses statt. Giersch verbessert die Grundbedingungen, hier liegt seine große Kraft.
Wir setzen Giersch daher gerne in der Frühjahrskur ein. Er enthält große Mengen Wasser und ist eine der kaliumreichsten Pflanzen überhaupt. Außerdem finden wir ätherische Öle und Bitterstoffe, wie in dieser Familie üblich. Giersch aktiviert die Ausscheidung über die Nieren, insbesondere die Entsäuerung. Der Name Podagra ist ein altes Wort für Gicht. An dieser Stelle, bei den gichtig-rheumatischen Erkrankungen hat Giersch eine große Wirkung.
Der zweite Teil des Namens podagraria weist darauf hin und bedeutet gichtheilend. Der erste Teil kommt aus dem Griechischen und bedeutet ziegenfüßig. Er bezieht sich auf die Form der Blätter.
Anwendung von Giersch oder Geißblatt
In der Apotheke werden Sie Gierschtee vergeblich verlangen. Diese Pflanze muss selbst gesammelt werden. Wohl dem, der einen Garten hat. Sie ist Teil der Neunkräutersuppe und auch als Teil eines Salates schmackhaft. Diese Form der Anwendung kann über mehrere Wochen in März und April erfolgen. Zur Trocknung als Tee sammeln wir erst vor der Blüte etwa Anfang Juni. Wichtig ist schnell zu trocknen. Trinken Sie drei Tassen täglich als Kur für drei Wochen.
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