Einzelkinder sind keine Problemkinder

Es gibt viele gute Gründe, warum sich Eltern immer mehr für Ein-Kind-Familien entscheiden. Meistens mit einem schlechten Gewissen, denn Einzelkindern werden viele negative Eigenschaften unterstellt. Sie gelten als egoistisch, verwöhnt und altklug. Lassen Sie sich nicht von diesen Vorurteilen verunsichern. Unsere Erziehungstipps helfen Ihnen , die Entwicklung Ihres Kindes zu fördern.

Nicht nur Eltern von Einzelkindern neigen dazu, ihre Kinder maßlos zu verwöhnen. Als Folge quellen die Kinderzimmer vor Spielzeug über und die Kinder hängen viel zu lange vor Fernseher und PC. Es ist verständlich, wenn Sie Ihr Kind verwöhnen. Allerdings gehört zur Erziehung auch ein klares “Nein”. Stellen Sie einige wenige Regeln auf, die von beiden Seiten eingehalten werden müssen. Sie werden erstaunt sein, wie leicht sich Kinder an Regeln halten können, wenn Sie gezeigt haben, dass Sie sich von Wutausbrüchen und Tränenattacken nicht beeindrucken lassen.

Einzelkinder halten sich oft für den Mittelpunkt ihrer kleinen Welt. Eltern, Großeltern und Verwandte überschütten sie mit Aufmerksamkeiten. Durch übertriebene Vorsorge kann das Kind den Bezug zur realen Welt verlieren. Aber Kinder müssen lernen, mit Gefühlen umzugehen. Es ist nicht einfach, Enttäuschungen, Langeweile, Frustrationen oder Wut zu meistern. Gefühle müssen erlebt und selbstständig überwunden werden. Wichtig ist ein einfühlsames Klima im Elternhaus, in dem über Gefühle offen gesprochen werden.

Eltern neigen oft dazu, Einzelkinder zu besitzergreifend zu behüten. Rigoros werden scheinbar gefährliche Kletteraktionen verboten. Das hemmt die Kreativität und die Neugierde der Kinder. Auch wenn es manchmal schwer fällt, lassen Sie Ihr Kind seine Grenzen selber austesten.

Einzelkindern fehlt der robuste Umgang mit den Geschwistern. Deshalb verhalten sie sich bei anderen Kindern manchmal schüchtern und zurückhaltend. Schon von klein auf an sollten sie mit anderen Kindern zusammentreffen. Besuchen Sie eine Krabbelgruppe und organisieren Sie Treffen mit anderen Kindern. Kinder sollten regelmäßig Freunde besuchen und auch nach Hause einladen.

Wer Streitigkeiten unter Geschwisterkindern miterlebt hat, wird nicht mehr glauben, dass nur Einzelkinder nicht gut teilen können. Kinder sind von Natur aus ichbezogen, erst durch Ihre Erziehung erlernen sie Werte und Normen. Wenn Sie Hilfsbereitschaft und soziales Verhalten vorleben, wird Ihr Kind automatisch in Ihre Fußstapfen treten.

Einzelkinder werden nicht zwangsläufig zu Einzelgängern. Wenn es mit anderen Kindern spielt, lernt es Beziehungen aufzubauen. Lassen Sie Ihr Kind selber entscheiden, mit wem es befreundet sein möchte. So baut es ein positives Selbstwertgefühl auf. Achten Sie auch darauf, Ihr Kind nicht ständig zu kritisieren. Noch wichtiger ist häufiges Loben, aber nur wenn es wirklich angebracht ist.

Zum Schluss eine gute Nachricht. Einzelkinder haben oft eine besonders intensive Bindung zu ihren Eltern. Diese gute Beziehung entsteht, weil Eltern sich intensiv in der gemeinsamen Zeit ihrem Kind widmen. Da Geschwisterrivalitäten fehlen, gestaltet sich das Miteinander überwiegend harmonisch.

Literatur:
Margarete Kümpel: Typisch Einzelkind? So gewinnt Ihr Kind soziale Kompetenz. Urania Verlag 2003
ISBN: 3- 332-01398-X

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