EHEC: Gute und schlechte Darmbakterien

Was machen die Darmbakterien im menschlichen Körper? Lesen Sie über die Abspaltung des besonderen Stammes EHEC, der großen Schaden im Darm anrichten kann und zum meldepflichtigen HUS (hämolytisch-urämischen Syndrom mit blutigem Durchfall, Nierenversagen) führen kann. Wie infiziert sich der Mensch mit EHEC und wie hat sich EHEC weiter verändert?

Welche wichtigen Darmbakterien gibt es?
In unserem Darm befinden sich ständig Darmbakterien E. coli, die Bestandteil der normalen Darmflora sind. Darunter haben sich Ausnahmen entwickelt, die negative Wirkungen entfalten können und aktuell eine Welle der Angst entfacht haben. 1977 wurde die Sonderform der menschlichen Stäbchenbakterien erstmals beschrieben unter dem Namen EHEC (Enterohämorrhagische Escherichia coli).

Diese Abart ist ein echter Darmbakterien-Fiesling und kann heftige Darmstörungen auslösen. EHEC ist ein serologisch unterscheidbarer Stamm von besonders hoher pathogener Potenz. So kann es sich wie eine Klette an die Darmwand anheften, Toxine produzieren, die die Blutzellen zerstören und an Ort und Stelle Schäden anrichten. Es bietet tatsächlich allen Grund, ihm mit Angst zu begegnen.

Was macht EHEC im Darm? Die veränderten Ausprägungen
EHEC stammt ursprünglich aus tierischen Därmen von Wiederkäuern: Rind, Schaf, Ziege. Es befiel bislang gewöhnlich Kinder und hat aus noch nicht erforschten Gründen plötzlich seine Speerspitze auf Erwachsene gerichtet, insbesondere auf Frauen (ca. 65%).

Dieses Phänomen lässt selbst Wissenschaftler staunen, ohne bislang eine Antwort darauf zu wissen. Behörden erklären sich den hohen Frauenanteil so: Frauen kommen häufiger mit der Infektionsquelle in Berührung, weil sie häufiger in der Küche stehen, häufiger die (kontaminierten) Lebensmittel in der Hand haben, häufiger verzehren.

Das mag eine mögliche Überlegung sein, wenn man aber in die Haushalte junger Paare schaut, findet man oftmals die Männer häufiger in der Küche stehen, was die Relation und die Vermutung schnell ins Wanken bringen würde. Der Hintergrund ist sicher noch in weiteren Faktoren zu suchen.

Zellgifte im EHEC-Bakterium
Das EHEC-Bakterium enthält starke Zellgifte (Shiga -Toxin und blutzellenzerstörendes Toxin bzw. Verotoxin , mutiert damit zum giftproduzierenden Escherichia (E) coli-Bakterium (STEC/VTEC)). Diese Zellgifte können beim Menschen schwere Erkrankungen erzeugen (das sog. HUS = hämolytisch-urämische Syndrom mit blutigem Durchfall, Nierenversagen).

Das HUS ist meldepflichtig. Der an HUS Erkrankte muss rasch intensivmedizinisch versorgt werden mit Nierenfunktion unterstützenden Medikamenten oder Dialyse (Blutwäsche) bei Nierenversagen. Erkrankte erhalten eine Hämo- oder Peritonealdialyse, um den Körper möglichst schnell von EHEC-Bakterien befreien und entgiften zu können. Der bekannteste Vertreter mit schwersten Krankheitsbildern und vielen Erkrankten ist EHEC 0157:H7.

Derzeit sind allerdings weitere neue EHEC-Typen identifiziert worden (HUSEC 41, Sequenztyp ST678; Uni Münster), die verantwortlich für die aktuellen Krankheitsfälle sind. HUSEC 41 ist besonders aggressiv und spricht nicht wie die bisherigen EHEC-Stämme auf die Therapie mit Penicillin an (nur auf andere Antibiotika).

Zum anderen ist es auch nicht dafür geeignet, weil dann noch mehr Toxine gebildet und der Krankheitsverlauf noch verschlimmert würde. Stattdessen werden die Symptome behandelt: Infusionen, die wertvolle Elektrolyte und Flüssigkeit ersetzen, die dem Körper durch Erbrechen und Durchfall verloren gingen, den geschwächten Körper stärken und den Heilungsprozess beschleunigen.

HUSEC 41 erzeugt HUS mit Nierenversagen, Blutarmut durch Zerfall roter Blutkörperchen und Mangel an Blutplättchen. Selbst nach Abklingen der Infektion können dauerhafte Nieren- und Gefäßschäden bleiben.

Was sind die Kennzeichen einer normalen und einer schweren EHEC-Infektion

  • unblutiger, wässriger Durchfall
  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit, Erbrechen
  • eventuell Fieber
  • Inkubationszeit: durchschnittlich drei bis vier Tage
  • bei 10-20% der Fälle treten schwere Krankheitsverläufe (blutiger Durchfall, krampfartige Bauchschmerzen, Fieber, Nierenversagen mit tödlichem Ausgang) auf.

Wie kann der Mensch sich mit EHEC infizieren?
Eigentlich war es ein Tierphänomen, das durch kontaminierte Lebensmittel infolge Gülledüngung (1. oraler Weg zum Menschen), oder Kontakt zu EHEC-Ausscheidern (2. – Weg über erkrankte Menschen oder gesunde Nutztiere, Kot) oder Kontakt zur kontaminierten Umwelt (3. Weg über Erde, Wasser) zum menschlichen Fall mutierte. Die Übertragung von Mensch zu Mensch mittels Schmierinfektion (4) kommt eher selten vor. Das sind die möglichen Infektionswege von EHEC.

Der Bakterienstamm EHEC ist in der ganzen Welt verbreitet, auch bei uns in Deutschland, wo es pro Jahr etwa 900 bis 1200 Erkrankungsfälle gibt. Zum Vergleich: Was für die Tiere völlig unschädlich ist, lässt den Menschen schon nach Aufnahme von 10 – 100 Keimen erkranken.

Erreger können oft über viele Wochen in der Umwelt überleben. Über verseuchtes Wasser und Düngung mit Exkrementen kann Gemüse und Obst verunreinigt werden. Wird es obendrein schlecht gesäubert und roh verzehrt, kann es den Menschen infizieren.