Durchschlafen: Warum frühe Schlaferziehung bei Kindern wichtig ist

Warum sich das Schlaf-Thema bei Kindern vor allem auf das Durchschlafen fokussiert, warum der erste wichtige Marker in der (Schlaf-)Erziehung heute leider meist verpasst wird und welche Empfehlung aus dem Erfahrungstransfer auch heute noch die optimale Lösung ist, das erfahren Sie in diesem Artikel.

Durchschlafen mithilfe von Schlaflernprogrammen?

Auch bei Kindern können Schlafprobleme auftreten, sie leiden hauptsächlich an Einschlaf- und Durchschlafstörungen, Para-Somnien wie Albträume, nächtliches Aufschrecken, Schlafwandeln. Aber wirklich krankhafte Schlafstörungen spielen hier nur eine untergeordnete Rolle, dafür gibt es ein ganz spezifisches Schlafproblem, an dem sich alles ausrichtet: das Durchschlafen von Kleinkindern. Das ist der Punkt, der die Gemüter erhitzt, der alle Eltern bewegt und zugleich in zwei Lager teilt: in Befürworter und Gegner von Schlaflernprogrammen.

Das Problem des Durchschlafens als massenhaftes Phänomen war noch in der vorigen Generation unbekannt, weil diese nach traditionellen Erfahrungen verfuhr und dieses Wissen immer weitergab (Ältere an Jüngere). Man brauchte noch keine Schlaflernprogramme, weil man sich an Mutter oder Schwiegermutter orientierte. Damit wurden die Neugeborenen gleich zu Beginn Ihres Lebens einer Drei-Tage-Gewöhnzeit unterzogen, um das Durchschlafen sofort zu erlernen und die Erziehung anzustoßen (die erste „Nein-Erfahrung“).

Da diese Tradition (auch im Weiteren „optimale Lösung“ genannt) verloren gingen, entwickelten sich neue Phänomene, aber auch Fehlentwicklungen, die schließlich die kontrovers diskutierten Schlaflernprogramme hervorbrachten, um diese Fehlentwicklungen wieder korrigieren zu können. Natürlich wäre es optimaler, auf den obigen Weg zurückzugreifen. Doch dieser ist nur zu Beginn des Babylebens praktikabel, wo es die Bedingungen noch zulassen.

Wie funktionierte der „Erfahrungstransfer von Generation zu Generation“ zur Schlaferziehung?

Der „Erfahrungstransfer von Generation zu Generation“ war nichts anderes als ein praxiserprobter Ratschlag der Älteren über die ersten Schritte mit dem Neugeborenen, der zur rechten Zeit gegeben werden musste. Der Kern war die „Dreitage-Gewöhnzeit“, die sofort zu Beginn des Babylebens eingeleitet werden musste, wozu eine praktische Anleitung gegeben wurde.

Damit sollte das Neugeborene erfahren, dass es Schlafenszeiten gibt und sein Schreien in einer eingeschränkten nächtlichen Kernzeit unbeantwortet bleibt („das erste Nein“), bis es von selbst einschlief. Während dieser Zeit durfte keiner das Kind hochnehmen oder trösten. Das Baby hatte seine Lektion zu lernen: jetzt kommt niemand!

Das war bereits Erziehung pur beim noch winzigen Säugling und künftiges Familienmanagement zum Zimmern aushaltbarer stabiler Fundamente. Und es ergab deshalb die optimalste Lösung für das Erlernen des Durchschlafens, weil sie noch am einfachsten umsetzbar war, als jede Korrektur später. Die frühe Gewöhnungszeit war dabei von allergrößter Bedeutung, denn das Gehirn war noch frisch und bekam mit dieser Erziehungsmaßnahme seine erste Weichenstellung für das Leben: die ersten hochwichtigen Informationen, die das Kind prägen würden.

Es würde zuallererst erfahren, dass es nicht alles durch Schreien bekommt, dass auch ein Nein existiert, dass es sich gedulden muss mit seinem Wunsch nach Mama und dass das Einschlafen auch allein und im Dunklen funktioniert, und würde dies alles in seinen „Speicher“ eingravieren. Wäre die Erfahrung anders, hätte man sein Schreikind geprägt. Es zählt also anfangs jeder Tag. Und auch den Eltern fiele das Schreien lassen mit jedem Tag schwerer, als in den allerersten Tagen, wo sie selbst noch mit sich zu tun haben und Erholung brauchen.

Fazit: Die Drei-Tage-Gewöhnzeit war also viel mehr als nur eine Schlafrhythmus-Prägung. Sie wirkte darauf ein, dass das Baby nicht von Anfang an zum kleinen Bestimmer der Familie würde. Allerdings verlangte sie die Beachtung wichtiger Grund-Voraussetzungen: mit dem Kind musste rundherum alles in Ordnung sein.

Muss mein Kind wirklich durchschlafen?

Ob es richtig oder falsch ist, entscheiden Sie selbst, oder Ihr Kind ringt Ihnen eine Entscheidung ab, weil es Sie braucht. Weil niemand Sie ersetzen kann und niemand für Ihr Kind so wichtig ist, wie Sie. Sie müssen fit sein und die Geschicke Ihres Sprösslings lenken können und dürfen dabei selbst nicht an den Rand des physischen Zusammenbruchs geraten.

Daher ist es wichtig, dass sowohl Sie als auch Ihr Baby die notwendigen Ruhepausen erhalten. Ihr Neugeborenes braucht seinen Schlaf zudem noch für seine Gehirnentwicklung. Und Sie, um der Familie mit Tatkraft zur Verfügung zu stehen. Daher ist das Durchschlafen des Kindes eine dringende Notwendigkeit und keine bloße Option.

Warum ist das Durchschlafproblem heute so verbreitet?

Am Anfang sind die frischgebackenen Eltern noch völlig im Stress, was normal ist. Sie sind ständig übermüdet und noch unsicher, wie der Alltag mit Kind optimal zu meistern ist und wie man ein Baby von Anfang an erzieht, beispielsweise zum Durchschlafen. Für die Eltern ist alles neu. Sie müssen sich selbst erst sortieren, der Qualitätssprung von Mann und Frau zum Status der Eltern will erst verinnerlicht sein.

Das Versorgen Ihres Neugeborenen ist schon zeitfüllende Aufgabe genug, da bleibt wenig Raum, um noch an Erziehung denken zu können. Zudem fehlt Ihnen dazu in der Regel das Wissen, insbesondere kennen Sie die Drei-Tage-Gewöhnzeit nicht. Hier wäre ein gut gemeinter Rat der Älteren zum rechten Zeitpunkt von hohem Wert. Sonst passiert es, dass der erste wichtige Marker in der Erziehung unterbleibt: das sofortige Erlernen des Durchschlafens („die optimale Lösung“).

Welche weiteren Folgen hat das Versäumen der „optimalen Lösung“?

Das Kind weiß sich immer besser mit Schreien durchzusetzen, denn „Nein-Erfahrungen“ hat es nicht. Es macht die Nacht zum Tag, möchte immer mehr Zuwendung und lernt: Wenn ich auf den Arm genommen werden will, muss ich schreien. Wollen sie mich ablegen, dasselbe. Hunger, Durst, Windeln, Herumtragen – alles lässt sich mit Schreien erreichen.

Das kleine Gehirn ist schon erstaunlich auf Touren, auch wenn die Worte noch fehlen und arbeitet als Supermaschine: es lernt und lernt und lernt  – auch Verkehrtes. Bis die Familie vor Überlastung und Fehlpolung des Babys am Rand der Erschöpfung angelangt ist und nach Hilfe Ausschau hält – und sie optimalerweise in einem Schlaflernprogramm findet.

Mehr zum Thema Schlafen lesen Sie in folgenden Artikeln:

Bildnachweis: Myst / stock.adobe.com