Die zentrale Wahnidee und ihre Rolle bei der homöopathischen Mittelwahl

Die zentrale Wahnidee spielte im Konzept von Rayan Sankaran lange Zeit die entscheidende Rolle in der Mittelwahl. Erst in den letzten Jahren wurde dieses Konzept von Sankaran selbst und seinen Schülern weiterentwickelt. Heutzutage ist die Idee der zentralen Wahnidee nur noch ein wichtiger Schritt zur Mittelwahl, dem andere Schritte in der Anamnese folgen. Dennoch ist das Konzept der zentralen Wahnidee ein wichtiger Baustein des Ebenen-Modells von Sankaran. Lesen Sie hier, worauf es ankommt.

Die zentrale Wahnidee des Patienten – wie sie sich in der Anamnese zeigt
Der Begriff "zentrale Wahnidee" ist in Anlehnung an die Repertoriumssprache geprägt worden. In den einschlägigen homöopathischen Repertorien werden Geistes- und Gemütssymptome noch in der Sprache von vor 200 Jahren verzeichnet.

Dort gibt es den Begriff der Wahnidee für besonders fixe Vorstellungen eines Patienten. So gibt es beispielsweise die Wahnidee "Jeder ist sein Feind". In die heutige Zeit übersetzt ist diese Wahnidee so zu verstehen, dass ein Mensch, der andere so behandelt, als wären sie sein Feind, weil er zutiefst misstrauisch ist, unter der Idee leidet, dass jeder Mensch sein Feind sei.

Früher zentrale Wahnidee – jetzt Vitalempfindung bei Sankaran
Etwas verkürzt und vereinfacht könnte man sagen, dass das was Sankaran früher die zentrale Wahnidee genannt hat, jetzt als Vitalempfindung bezeichnet wird. Die Vitalempfindung durchdringt all unsere Bewegungen, unsere Wahrnehmung und unsere Ausdrucksformen. Alles was wir erleben und sind enthält unsere Vitalempfindung.

Die Vitalempfindung hat ein bestimmtes Energiemuster und dieses Energiemuster gibt es irgendwo in der Welt noch einmal. Gelingt es, ein homöopathisches Mittel zu finden, das dem Patienten das gleiche Energiemuster noch einmal zuführt, wird es die Lebenskraft so stark anregen, dass Heilung möglich ist.

Die zentale Wahnidee am Beispiel: "Ihm gelingt nichts"
Die homöopathischen Repertorien enthalten sehr viele verschiedene Wahnideen. So gibt es beispielsweise die Wahnidee "ihm gelingt nichts; er mache alles falsch". Es gibt Menschen, die vor jeder neuen Unternehmung Angst haben, weil sie die Vorstellung haben, dass die Unternehmung sowieso nicht gelingt. Hierfür gibt es im Repertorium verschiedene Rubriken.

Eine sehr große Rubrik, die dazu passt, heißt: "Mangel an Selbstvertrauen". Da sich der Mangel an Selbstvertrauen aber auch ganz anders ausdrücken kann, ist es für den Behandler wichtig, das Gefühl des Patienten genau zu verstehen. Häufig sind die Wahnideen die besseren Rubriken, um das angezeigte Mittel zu finden. Hier ist das Lebensgefühl in der Regel drastischer ausgedrückt und es enthält weniger Mittel. Je genauer ein Patient sein individuelles Lebensgefühl beschreiben kann, desto leichter gelingt die Übersetzung in die Repertoriumssprache der Wahnideen.

Die zentrale Wahnidee – Ausdruck eines grundsätzlichen Lebensgefühls
Manchmal gelingt es, alles was der Patient erzählt, auf eine einzige Wahnidee zurückzuführen. Häufig äußerst er sie selbst. Manchmal erfolgt erst in der Fall-Analyse eine Bündelung aller Ängste und Empfindungen des Patienten zu einer zentralen Wahnidee.

So gibt es beispielsweise die Wahnidee, größer zu sein als andere. Diese entspricht auf der seelischen Ebene einem Gefühl der Überheblichkeit und findet ihre Entsprechung in der Art sich zu kleiden, zu reden und sein Leben zu gestalten. Häufig berichten Menschen dann auch über Träume, die dieses Thema beinhalten oder sie lieben Filme und Bücher von Helden und Personen, die übermenschliche Taten vollbringen.

Die zentrale Wahnidee und ihre Position im Ebenen-Modell von Sankaran
Wie eingangs schon erwähnt, wird heute der zentralen Wahnidee eines Menschen nicht mehr die gleiche Bedeutung beigemessen, wie noch vor ein paar Jahren. Im neu entwickelten Ebenen-Modell beschreibt sie lediglich einen Schritt zum Verständnis des Patienten, das zur Auswahl des angezeigten Heilmittels führt.

Die zentrale Wahnidee entspricht heute dem psychischen Erleben eines Menschen, das seiner bildhaften Wahrnehmung einer Situation zugrunde liegt. Sie ist verantwortlich dafür, wie wir eine Situation erleben und mit welchen Gefühlen wir auf eine Situation reagieren. Und sie bringt die Kernempfindung oder auch Vitalempfindung hervor.

Fazit:
Laut Sankaran und anderen berühmten Homöopathen gibt es eine zentrale Wahnidee oder auch eine Vitalempfindung, die unser ganzes Sein durchdringt. Diese aufzuspüren und das dahinterliegende Energiemuster zu erkennen, ist Aufgabe eines Homöopathen. Das Energiemuster ist individuell und einzigartig. Es liefert den Schlüssel zur homöopathischen Mittelwahl. Den Einstieg um das Energiemuster zu erkennen bildet auch heute noch häufig die zentrale Wahnidee eines Patienten.