Die Säulen der Kneipp-Therapie

Die Kneipp-Therapie baut auf fünf Säulen auf. Als Basis der gesamten Kneippschen Lehre sieht er die Ordnungstherapie, es folgen die Ernährungs-, Bewegungs- und Hydrotherapie. Letztere wurde zur bekanntesten Säule und brachte dem "Wasserdoktor" seinen Erfolg. Die fünfte Säule ist die Phytotherapie. Was die ersten drei wichtigsten Säulen beinhalten, wird in diesem dritten Teil erläutert.

Um welche Aspekte ergänzte Kneipp seine ursprüngliche Wassertherapie?

Da Sebastian Kneipp auch Pfarrer war, sah er beides: Die körperliche und seelische Gesundheit. Ihm waren als Seelsorger die Sorgen und Nöte der Menschen bekannt. Er wusste, in welchen Lebensverhältnissen sie lebten. Deshalb ergänzte er seine Hydrotherapie um weitere Aspekte: ausgewogene Ernährung, ausreichende Bewegung und die „Ordnungstherapie“, die Lehre vom geregelten Leben. Diese finden sich im Wesentlichen im heutigen Begriff von der gesunden Lebensweise wieder. Seine Kräutertheorie sieht man heute in einigen Punkten als überholt an, was der Theorie aber insgesamt nicht schadet.

So sehen seine Anhänger Kneipp als Vater der modernen Ganzheitsmedizin. Seinen größten Erfolg erlangte Kneipp allerdings bis heute als „Wasserdoktor“. Er ordnete seine fünf Behandlungsprinzipien oder Säulen wie folgt: zuerst die Ordnungstheorie als Basis der gesamten Kneippschen Lehre, dann die Ernährungstheorie, die Bewegungstheorie und die Wassertheorie als bekannteste und erfolgreichste Säule und als Letztes die Phytotherapie.

1. Kneippsche Ordnungstherapie

Kneipp sah in der Ordnungstherapie das Kernstück seiner ganzheitlichen Kneipp-Therapie, weil sie das Ziel verfolgte, eine gesunde Lebenseinstellung und gesunde Strukturen im individuellen Leben zu entwickeln, und zwar für die äußere und innere Lebensordnung und für die Orientierung des Lebens auf sinnvolle Ziele. Nur so fände der Mensch zu seiner psychischen Gesundheit, weshalb Kneipp auch das Prinzip der Ganzheitlichkeit zugrundelegte.

Der Mensch sollte sich als Teil eines Ganzen begreifen und akzeptieren, als Teil eines sozialen Systems und seiner Umwelt. Er sollte seine Anlagen und Ressourcen ausnutzen und optimale Strategien für die Bewältigung seines Alltags finden. Dabei war es wichtig, dass krank machende Einflüsse wahrgenommen und nach Möglichkeit ausgeschaltet wurden, um körperlich und seelisch stabiler und widerstandsfähiger zu werden.

Heute sieht man in der Ordnungstherapie ein übergeordnetes therapeutisches Prinzip, das besonderen Wert auf die Chronobiologie des Menschen legt. Diese besagt, dass lebenswichtige Funktionen in Rhythmen ablaufen, wie Atmen, Herztätigkeit, Verdauung, Schlafen/Wachen, Leistung/Erholung. Werden diese Rhythmen dauerhaft gestört, stellt sich irgendwann Krankheit ein. Voraussetzung für ein gesundes Leben ist somit, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Die Kneippsche Ordnungstherapie berührt die Psychosomatik sehr eng. Zur Ruhe bringende Therapien sind beispielsweise Autogenes Training, Yoga, Atemtherapie, Meditations- aber auch Ausdauertraining.

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