Die reizvolle Alternative im Winter: weißer Glühwein

Ein Winter ohne Glühwein ist wie ein Sommer ohne Sonne! Kein Wunder, dass das Getränk in der kalten Jahreszeit boomt wie kaum ein anderes. Heiß, würzig und rot ist er - allerdings nicht immer. Wer sich auf Weihnachtsmärkten in südlicheren Gefilden des deutschen Sprachraums umschaut, insbesondere in Österreich und Südtirol, wird feststellen: Dort ist weißer Glühwein beliebter, aus guten Gründen.

Was macht weißen Glühwein so verlockend?

Nun, das liegt eigentlich auf der Hand. Es ist der Weißwein. Der enthält viel weniger Gerbstoffe (Tannine) als sein roter Bruder, was ihn süffiger und trinkfreudiger macht. Ein schmeckbarer Vorteil, da er ja meist „solo“ genossen wird.

Außerdem enthält er in der Regel mehr Säure als Rotwein, was ihn frischer, lebendiger, animierender macht. Da ergänzt die frische Ader hervorragend die Süße des zugegebenen Zuckers. Obendrein finden sich oft ein ganze Reihe von typischen Grühwein-Gewürzen im Weißwein-Aromenspektrum wieder. Gewürznelke, Muskatnuss, Schalen von Zitrusfrüchten, Zimt – das passt!

Welcher Weißwein eignet sich gut?

Die Grundregel lautet bei jedem Glühwein – egal ob weiß oder rot: Je besser der Wein, desto besser auch seine Glühversion. Nicht die billigste Plörre nehmen, sondern zu solider Qualität greifen. Es muss selbstverständlich kein Spitzengewächs sein, das wäre auch jammerschade. Hier sind ein paar Tipps:

  • Achten Sie auf einen bekannten Erzeuger oder Abfüller. Gut eignen sich Literflaschen von deutschen Weingütern oder Genossenschaften. Auch Weinschläuche („Bag in Box“) kommen in Frage.
  • Wählen Sie einen trockenen oder halbtrocken bzw. feinherben Wein. Nicht lieblich oder süß, sonst können Sie die Süße später nicht mehr über die zugegebene Zuckermenge regulieren. Außerdem ist die Qualität von lieblichen und süßen Weinen im unteren Preisbereich nicht gerade berauschend.
  • Wählen Sie einen fruchtig-würzigen, jungen Weißwein, der nicht im Holzfass (Barrique) ausgebaut wurde. Solche Weißweine duften meist deutlich nach frischem Eichenholz, Vanille und Karamell und schmecken im Glühweingewand dann merkwürdig.

Unsere konkreten Empfehlungen:

  • Deutschland: Müller-Thurgau, auch Rivaner genant (Tipp, wegen der leichten Muskatnuss-Note), Kerner (wer etwas mehr Rasse schätzt), Gutedel (für besonders sanften weißen Glühwein), Silvaner
  • Österreich: einfacher Grüner Veltliner (z. B. aus Niederösterreich)
  • Italien: einfacher Pinot Grigio oder Chardonnay (aus dem Veneto)
  • Frankreich: Côtes de Gascogne, leichter Chardonnay aus Südfrankreich
  • Spanien: einfacher Weißwein aus dem Penedès

Rezept für weißen Glühwein (4 Personen)

  • 1 Liter trockener oder halbtrockener Weißwein (Tipp: Müller-Thurgau)
  • 125 ml Orangensaft (am besten frisch gepresst und gefiltert, oder Direktsaft ohne Fruchtmark)
  • 1 Stange Zimt
  • 1 getrocknete ganze Sternanis-Frucht
  • 4 Gewürznelken
  • 2 Orangen mit unbehandelter, verzehrbarer Schale
  • Zucker nach Belieben (Empfehlung: ungebleichter Rohrzucker, auch als Kandis, oder Akazienhonig)

Den Wein und den Saft in einen Edelstahl-Topf geben. Eine Orange in Scheiben schneiden und zusammen mit der Zimtstange und den Gewürznelken dazugeben. Langsam erhitzen (nicht aufkochen!), etwa 20 Minuten ziehen lassen und dann mit dem Zucker abschmecken.

Die andere Orange in kleine Scheiben schneiden, in die Becher oder Gläser geben und mit dem Glühwein aufgießen. Wer noch einen „Schuss“ dazugeben möchte, greift zu braunem Rum guter Qualität.

Variante: Statt Orangensaft lässt sich auch naturtrüber Apfelsaft (frisch gepresst oder Direktsaft) einsetzen. Statt mit Orange wird dann mit Apfelscheiben garniert.

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