Digital Natives – die "Generation Internet" braucht weniger PC
Jüngere Menschen der "Generation Internet" zeigen die Entwicklung auf. Die Digital Natives im Alter von 12 Jahren bis 25 Jahren nutzen ein Smartphone so wie heute ab 40-jährige früher einen PC oder Heimcomputer. Beginnt also die Post-PC-Ära?
Während anfangs zur Kommunikation bei Mobiltelefonen hauptsächlich "gesimst", also SMS verschickt wurden, ist man heute 24 Stunden am Tag über soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und YouTube vernetzt. Das eigene Leben und Erleben wird über Fotos, Videos und Standort-Mitteilungen mit Freunden oder Followern geteilt.
Welche Auswirkungen das auf die PC-Nutzung hat, zeigt die Größenordnung dieser Bewegung: 900 Millionen Menschen weltweit nutzen etwa Facebook, etwa jeder Dritte nutzt den Dienst mobil. Der Anteil der mobilen Nutzer steigt rasant an.
Die geringere Leistung von Smartphones und Tablets gegenüber PCs wird über die Internet-Dienste wettgemacht. Office-Programme lassen sich ebenso in der Cloud nutzen wie Fotos bearbeiten und verwalten, Fernsehfilme aufzeichnen, Dateiformate konvertieren oder gar einen ganzen Desktop-PC simulieren.
Fragen Sie einen jüngeren Menschen, wie meinen Sohn, warum er den PC nicht nutzt, kommt die Antwort: "Wozu?". Zum Empfang und Versand von E-Mails wird heute kein PC mehr benötigt, auch nicht zum Surfen im Internet und dem Nutzen der dortigen Angebote.
Auch zur Wiedergabe von Musik und Videos braucht es keinen PC mehr, ebenso wie zum Spielen. Heutige Kultspiele der jüngeren Generation wie "Angry Birds" waren erst auf dem iPhone und dann auf dem PC.
Post-PC-Ära: Was ein Smartphone besser kann
"Geht das tatsächlich? Kann man auf den PC nahezu oder gar vollständig verzichten?", das hat der Autor ausprobiert und nimmt seit einem Jahr zu seinen Besprechungen, Dienst- und Auslandsreisen nur noch Smartphone und iPad mit. Das sperrige und schwere Notebook bleibt zu Hause.
Dabei wurden viele neue Anwendungen gefunden, die bei Experto.de auch teilweise schon in Artikeln beschrieben wurden. Ein iPhone kann etwa vor Radarfallen warnen, als Reiseführer dienen, Ersatz für ein Wörterbuch im fernen Taiwan sein oder auch beim Koffer packen helfen.
Durch ein Smartphone lässt sich zudem unterwegs massiv Geld einsparen, ob beim Preisvergleich mit Online-Shops im Laden um die Ecke oder bei der Suche nach günstigen Flügen oder Hotelzimmern unterwegs.
Dazu ist ein iPad mit seiner Akkulaufzeit von 10 Stunden den meisten Notebooks um Längen überlegen, nimmt weniger Platz im Reisegepäck ein und ist viel leichter als ein doppelt so teures Ultrabook.
Post-PC: Braucht das iPhone / iPad auch keinen PC mehr?
Nutzen Sie ein iPhone und iPad, brauchen Sie heute keinen PC und kein iTunes mehr. Das Update der Firmware erfolgt über die "Cloud", genauer den iCloud-Dienst von Apple. Darüber werden auch die Apps und Daten gesichert.
Der Verzicht auf den PC kann aber teuer werden, denn Apple kassiert zum Beispiel für jedes heruntergeladene Musikstück kräftig ab, während sich mit einem PC, völlig legal, tausende von MP3-Titeln von Internet-Radios mitschneiden und auf den MP3-Player der Wahl kopieren lassen.
Für die Datensicherung reichen auch die kostenlos angebotenen 5 GB von iCloud nicht lange. Wer auf den PC verzichtet und mehr braucht, muss zahlen. Dabei kosten 50 GB jährlich 80 EUR. Die Anschaffung eines PCs ist, über einen Zeitraum von sechs Jahren gesehen, billiger.
In jedem Fall reichen die maximal 55 GB von iCloud nicht aus, um größere Foto- und Videosammlungen aufzunehmen. Es ist also zusätzlich eine Netzwerk- oder WLAN-Festplatte anzuschaffen, die wiederum auf die Verwaltung mit einem PC oder Mac ausgelegt ist.
Ein PC ist also für den Datenaustausch und die Datensicherung noch empfehlenswert, auch Apple denkt ja nicht daran, die Macs abzuschaffen. Ein Mac ist zudem, ebenso wie ein PC, noch erforderlich, um die Apps für iPhone und iPad oder Android-Geräte zu schreiben.
Auf einem Smartphone oder Tablet kann bislang nicht programmiert werden; auch Webseiten lassen sich darauf nicht gestalten oder im Internet hosten. Als Server taugt bisher kein Tablet und zur Steuerung von Industrieanlagen oder Automaten sind PCs ebenfalls noch unverzichtbar.
Post-PC-Ära: Lässt sich mit einem Tablet-PC auch arbeiten?
Mit einem Tablet, wie dem iPad, lässt es sich durchaus arbeiten, auch wenn es anfangs eine Umstellung ist. Für die Eingabe von E-Mails und kürzeren Texten reicht der Touchscreen, wer mit 10 Fingern schreiben kann und übt, ist auch damit recht schnell.
Längere Texte und Protokolle in Meetings werden mit einer Bluetooth-Tastatur geschrieben oder lassen sich diktieren. Auch viele Blogger und YouTuber kommen mit dem iPhone oder einem anderen Smartphone zur Pflege ihrer Angebote aus.
Im Arbeitsumfeld zeigen sich dennoch schnell die Grenzen von iPhone und iPad: Die fehlende Flash-Unterstützung und Inkompatibilitäten des Safari-Browsers zu CMS-Systemen lassen nicht jede Artikeleingabe zu. Dazu ist der Akku beim iPhone schnell verbraucht, wenn man es intensiv für die Aufnahme von Fotos oder Videos nutzt.
Schwierig wird es auch, wenn in einem Hotelzimmer zwar ein Ethernet-Anschluss vorhanden ist, aber das WLAN nicht funktioniert. Kein Problem mit einem Notebook, aber für ein iPad ohne Netzwerkanschluss muss man seinen eigenen WLAN-Router mitnehmen.
Keine Chance für den Einsatz von iPad und Co. als Arbeitsgerät gab es in Situationen, wo nur mit Windows-Software gearbeitet werden konnte und kein entsprechendes iOS-Programm vorhanden war. Entsprechendes gilt für Android-Geräte oder schlanke Linux-Netbooks.
Die VPS-Verbindung zum Auftraggeber ließ sich anfangs mit dem iPad auch nicht herstellen, das Problem ist allerdings inzwischen überwunden. Auch große Unternehmen setzen mittlerweile iPad und iPhone für eine Vielzahl von Aufgaben ein und binden diese auch an SAP an.
Alles ist auf iPad und Android umgestellt: Ist das die Post-PC-Ära?
In jedem Fall werden Smartphones und Tablets im Arbeitsleben nur als Ergänzung eingesetzt oder um Kosten zu sparen. Die Tablets ersetzen dann zum Beispiel teurere und schwerere Notebooks für den Außendienst oder die Inventur.
Zudem lässt sich mit Tablets als E-Book-Reader auch erheblich Papier einsparen – und das gilt auch für zu Hause, denn ein Desktop-PC eignet sich ebenso wenig wie ein Notebook zum gemütlichen Lesen eines E-Books auf der Couch.
Der PC wird dadurch jedoch weder überflüssig noch verdrängt, sondern nur ergänzt. Dieser Artikel wird zum Beispiel wie die meisten anderen zu Hause im Büro am PC geschrieben, denn das geht mit dem 24-Zoll-Bildschirm deutlich bequemer und schneller als mit dem 10-Zoll-Display des iPad.
Windows 8 entscheidet über die Zukunft des PC wie wir ihn kennen
Auch viele andere Aufgaben gehen mit dem PC flotter von der Hand als mit dem iPad, etwa das Übertragen von Fotos von der Digitalkamera, denn dafür wird beim PC kein Adapter benötigt. Der PC hat auch einen USB-Anschluss für den schnellen Datenaustausch per USB-Stick.
Im Vergleich zum Tablet-PC stören allerdings die lange Startzeit beim Booten von Windows und die zahlreichen Fehlerquellen. Dazu ist das Installieren und Deinstallieren von Windows-Anwendungen im Vergleich zu Apps deutlich komplizierter und störungsanfälliger.
Microsoft muss also in Verbindung mit der Hardware-Industrie neue PCs und Notebooks endlich einfacher, zuverlässiger und wartungsfreundlicher machen, sonst befinden wir uns tatsächlich schnell in der Post-PC-Ära – die explodierenden Tablet-Verkäufe zeigen wie schnell das gehen kann.
Es wird für die Zukunft viel davon abhängen, ob Windows 8 und insbesondere die neuen Windows-8-Tablets die PC-Kunden überzeugen. Dann können PCs mindestens noch eine Dekade überleben, andernfalls werden wir im Jahr 2022 womöglich PC-Technologie nur noch in Museen, alten Industrieanlagen und Serverfarmen antreffen.