Die merkwürdigen Jugendlichen: Vom Stress der Pubertät

Pubertät und Zusammenleben bedeuten nicht nur für die Eltern Stress. Auch die Jugendlichen selbst sind keineswegs mit angespannten Situationen zufrieden. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl bei der Erziehung.

Der Stress wiederholt sich jeden Tag: Diskussionen, Debatten, Konflikte und Themen, die längst abgehandelt schienen, kommen immer wieder neu auf den Tisch. Wie in einer Endlosschleife gerät man sich über Haushalt, Freunde, Ausgehen, Rauchen und Alkohol in die Haare, sodass man erschöpft stets aufs Neue hofft, die Pubertät möge endlich vorbei gehen und das halbwüchsige Kind zur Vernunft kommen.

Stress in der Pubertät belastet auch die Jugendlichen

Dass die Pubertät notwendig ist, um sich als Jugendlicher von den Eltern abzunabeln, ist allseits bekannt. Dennoch fühlt sich Ihr Sprössling ebenso wenig wohl wie Sie im ständigen Stress alltäglicher Beziehungskonflikte.

Gestern noch Kind ist der Sohn oder die Tochter heute mit den Merkmalen des Erwachsenen ausgestattet. Diese neue Rolle muss erst verinnerlicht werden. Darum wird vieles, was auf die Kindheit hinweist, plötzlich vehement abgelehnt. Die Eltern sind peinlich. Kinder wünschen zwar das Interesse der Eltern, können jedoch die Fürsorge nicht recht annehmen. Ihnen ist zu viel Nähe unangenehm. Sie gilt als Schwäche, wo doch Respekt und Anerkennung eingefordert werden.

Dies erzeugt starken, emotionalen Stress. Die innere Zerrissenheit schafft sich in rigoroser Ablehnung Luft. Eltern treten von einem Fettnäpfchen ins nächste und haben oft allein durch ihre bloße Existenz schon verloren.

Die körperlichen Veränderungen, hormonell und auch im Gehirn (lesen Sie dazu auch den Artikel Veränderungen des Gehirns sorgen für Stress in der Pubertät) sind die Jugendlichen starken Stimmungsschwankungen ausgesetzt. Der Kaltschnäuzigkeit, die in der einen Minute an den Tag gelegt wird, folgt kurz darauf schon Trauer darüber, sich verletzend verhalten zu haben. Selbst das bedeutet Stress, den der Jugendliche ebenfalls empfindet. 

Jugendliche leiden unter der schlechten Stimmung während der Pubertät

Manche Jugendliche scheinen beständig schlechter Laune zu sein. Während der Pubertät ist die Produktion von Melatonin vermindert. Dieses Hormon hat einen bedeutenden Einfluss auf die psychische Verfassung des Menschen. Ein niedriger Melatoninspiegel führt zu depressiven Verstimmungen. Man geht davon aus, dass die häufige Niedergeschlagenheit von Teenagern darin einen Ursprung hat. Der damit verbundene Stress im Umgang mit andern kratzt weiter am Selbstbewusstsein.

In der Pubertät wirkt ein Jugendlicher nur äußerlich cool und abgeklärt. Im Innern tobt ein Sturm der Gefühle. Wenn man sich das als Erwachsener vor Augen führt, fällt es sicher zumindest manchmal leichter, den tagtäglichen Stress mit seinen pubertierenden Kindern gelassen auszuhalten.

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