Die Macht der Fragen

Wer sich immer wieder die richtigen Fragen stellt, erhält in der Regel auch immer die richtigen Antworten, die ihn sowohl privat, als auch beruflich weiter bringen. Weder im Verkauf noch bei Beratungen, kann auf gekonntes Fragen verzichtet werden.

Die Zeitschrift "Finanztest“ hat in einem aktuellen Bankentest festgestellt, dass in Beratungsgesprächen zu wenig Fragen gestellt werden. Dadurch konnte kein einziges Beratungsgespräch mit "gut“ bewertet werden. Aber auch im Privaten helfen Fragen, Konflikte und Missverständnisse zu vermeiden.

Viele von uns haben entweder selbst oder zusammen mit ihren Kindern regelmäßig im Fernsehen die Sendung "Sesamstraße“ gesehen und erinnern sich noch gerne an die vielen, oft sehr lehrreichen Inhalte. Ein Satz, der mir bis heute noch sehr präsent ist, lautet: "Wer, wie, was, warum, wer nicht fragt bleibt dumm.“

Diesen Satz sollte man sich, so meine ich, sehr zu Herzen nehmen. Die kindliche Neugierde, die hier angesprochen wurde, kann auch den meisten Erwachsenen nicht schaden. Als Kinder hatten wir alle diese ganz natürliche Neugierde. Wir wollten lernen und wissen, wie und warum alles um uns herum, in dieser Welt funktionierte.

Fragen wurde systematisch abgewöhnt
Leider wurde uns vielfach von den Eltern oder anderen Erziehungspersonen das Fragen systematisch abgewöhnt. Zum Teil aus Unkenntnis, zum Teil aber auch aus Faulheit haben uns die Erwachsenen zurechtgestutzt, wenn wir sie zum wiederholten Male mit der "Warum-Frage“ nervten.

Oftmals fühlten sich die Erwachsenen durch die kindlichen Fragen in die Situation versetzt, dass sie selbst allzu unkritisch Situationen als gegeben hingenommen hatten. Durch die "Warum-Frage“ fühlten sie sich ertappt und reagierten unwirsch.
Denn manches Mal wurde durch die kindlich unvoreingenommene Frage der Finger präzise in schmerzliche Wunden gelegt. Die wollten sie sich einfach nicht anschauen. Vielleicht, weil sie sich selbst die Bewältigung nicht zutrauten oder sich der nötigen Veränderung nicht gewachsen fühlten.

So wurde uns die kindliche Neugierde abtrainiert. Was wir als Kinder jedoch nicht erkannten war, dass sich hinter dem Satz "Frag nicht so viel!“ oftmals lediglich die Faulheit der Erwachsenen verbarg. Man wollte die gegebenen Informationen einfach nicht kindgerecht aufbereiten oder erläutern.

In Schule und Beruf ist Fragen unangebracht
Auch in der Schule oder im Beruf hat sich diese leidvolle Erfahrung fortgesetzt. Wiederholtes Fragen galt als Eingeständnis des Nichtwissens oder des Nichtverstehens und wurde mit schlechten Beurteilungen bestraft. Irgendwann haben wir es dann eingestellt. Dabei ist das gekonnte Fragen für das gesamte weitere Leben so wichtig. Denn sowohl im Beruf wie auch im Privaten entstehen immer wieder die größten Probleme, wenn Tatbestände nicht ausreichend hinterfragt werden.

  • Kein Verkäufer kommt ohne eine gründliche Bedarfsanalyse aus, um Kundenwünsche erkennen zu können.
  • Keine Zusammenarbeit kann gelingen, wenn nicht zurückgefragt wird, wenn etwas nicht verstanden wurde.
  • Kein Leben kann gelingen, wenn man sich nicht selbst immer wieder die Frage nach dem Sinn der eigenen Handlungen stellt.
  • Kein Missverständnis kann vermieden werden, wenn bei Unklarheiten nicht zurückgefragt wird.

Die Zeitschrift "Finanztest“ bestätigt
Ganz aktuell habe ich beispielsweise in unserer Tageszeitung einen Verkäufertest gelesen, in dem die Zeitschrift "Finanztest“ über die schlechte Beratungsqualität, in deutschen Banken und Sparkassen, berichtet. Die Tester bemängelten in allen Fällen (!), dass die Kunden nicht ausreichend nach ihren wirtschaftlichen Hintergründen und persönlichen Motiven befragt wurden.

Als besonders fatal kam heraus, dass die Anleger sich ebenso nicht nach den Risiken der empfohlenen Anlageprodukte erkundigten. Anscheinend hat man aus der Finanzkrise nichts gelernt.

Über Fragen zum Jahreswechsel das Leben neu ausrichten
Aber auch für die eigene positive Lebensgestaltung können die richtigen Fragen eine gewünschte Weiterentwicklung auslösen oder zumindest dazu führen, die aktuelle Lebenssituation zu überdenken.

  • Wie wird meine berufliche Situation in einem, fünf oder zehn Jahren aussehen?
  • Wie sieht meine erwünschte familiäre Situation in ein, fünf oder zehn Jahren aus?
  • Verhalte ich mich im gesundheitlichen Bereich so, dass die Gesundheit voraussichtlich bis ins hohe Alter erhalten bleibt?
  • Gehe ich verantwortungsbewusst mit meinen finanziellen Mitteln um und habe ich für das Alter oder für mögliche Notfälle genügend vorgesorgt?
  • Verfüge ich über ausreichende Kontakte zu positiven Menschen, die mich zufrieden stellen?

Mir ist durchaus bewusst, dass es nicht dem Zeitgeist entspricht, wenn man regelmäßig seine augenblickliche Situation hinterfragt. Ich denke jedoch, dass gerade zum Jahreswechsel eine Zeit anbricht, um bestimmte Weichen neu zu stellen.

Es ist nie zu spät, seinem Leben durch konkrete Fragen zu allen sieben wichtigen Lebensbereichen einen neuen Sinn zu verleihen.