Die Kindergartenpflicht – Bildungschance für alle?

Das Thema Kindergartenpflicht erregt die Gemüter: Haben Kinder eine bessere schulische Bildungsperspektive, wenn sie ein Jahr vor der Schule den Kindergarten verpflichtend besuchen? In der Öffentlichkeit wurde vor allem darüber diskutiert, wer die Kosten für den verpflichtenden und damit gebührenfreien Besuch des Kindergartens übernimmt. Können durch die Kindergartenpflicht verbesserte Bildungschancen für alle gewährleistet werden?
Argumente für die Kindergartenpflicht
Folgende Punkte sprechen für die Einführung eines verpflichtenden Kindergartenjahres vor der Einschulung:
  • Der Übergang in die Schule stellt für die ganze Familie eine Herausforderung dar. Im Kindergarten können Sie als Erzieher/in Kinder und Eltern gezielt darauf vorbereiten und individuell beraten.
  • Mögliche Defizite der Kinder, die einen Schulstart erschweren würden, können durch die Kindergartenpflicht von Ihnen bereits vorher erkannt und entsprechend gefördert werden.

Das spricht gegen die Kindergartenpflicht
Doch es gibt auch Argumente gegen ein verpflichtendes Kindergartenjahr:

  • Die fehlenden Elternbeiträge für das letzte Kindergartenjahr könnten eine schlechtere finanzielle Ausstattung der Kindergärten nach sich ziehen.
  • Der Kindergarten stellt eine eigenständige frühkindliche Bildungseinrichtung dar. Das verpflichtende Kindergartenjahr könnte die Kindergärten zu reinen "Schulvorbereitungseinrichtungen" werden lassen und damit das individuelle Profil und den eigenen Bildungsanspruch gefährden.

Fazit zur Kindergartenpflicht
Es reicht nicht aus, eine Kindergartenpflicht für das letzte Jahr vor der Schulzeit einzuführen, um eventuell bestehende Entwicklungsrückstände von Kindern auszugleichen. Denn Sie brauchen mehr Zeit, um die Kinder und ihre Familien kennenzulernen und eine individuelle Förderung zu initiieren.

Viel wichtiger wäre deshalb, dass sich Kinderärzte, Jugendämter oder Ausländerbehörden ihrer Verantwortung für eine gesunde Entwicklung jedes Kindes bewusster werden. In einem engen Netz über mehrere Jahre hinweg sollten Familien Hilfe und Unterstützung erfahren, die die Besonderheit jeder Familie berücksichtigt. Das hätte sicher mehr Wirkung als eine Kindergartenpflicht, die ohne Einbeziehung der Familie "von oben" verordnet wird.