Die homöopathischen Prinzipien: Die Rolle der Syphilis

Die Syphilis war im 18. Jahrhundert sehr stark verbreitet und wurde mit Quecksilber (Mercurius) behandelt. Dieses wurde innerlich und äußerlich verabreicht. Nicht nur die Syphilis, auch die Behandlung mit Quecksilber brachte den Menschen viel Leid. Um dieses abzuwenden, verdünnte Hahnemann die giftigen Arzneien und verschüttelte sie und entdeckte dabei, dass sie dadurch eine viel stärkere Heilwirkung entfalteten.

Die Arzneien, die zu Hahnemanns Zeiten gebräuchlich waren, waren oft schon in kleinsten Dosen giftig, z. B. Arsen, Belladonna und Quecksilber. Damals gab es unter den Ärzten die Vorstellung, dass verdorbene Säfte aus dem Körper entfernt werden müssten, wenn jemand krank war. Aus dieser Vorstellung heraus wurden z. B. kranke Menschen durch reichliche Aderlässe so weit geschwächt, dass sie daran starben. Brechreiz erzeugende oder die Regelblutung verstärkende "Arzneien“ sollten ebenfalls das "Gift“ aus dem Körper befördern.

Mercurius (Quecksilber) als Medizin für die Syphilis
Die Syphilis war damals eine sehr verbreitete Seuche, die äußerlich und innerlich mit Quecksilber behandelt wurde. Die Gaben waren so hoch dosiert, dass die Betroffenen Vergiftungserscheinungen aufwiesen. Sie bekamen Schweißausbrüche, Durchfall und der Speichel lief, doch das war ja zum "Ausleiten der schlechten Säfte“ von den Medizinern erwünscht.

Tatsächlich konnte das Quecksilber die Syphilis zum Verschwinden bringen, doch bestand dabei die Gefahr, dass der Betroffene ebenfalls starb. Nach den Kuren, bei denen die Patienten mehrmals von Arztassistenten mit einer grauen Quecksilberpaste eingeschmiert wurden, bekamen sie zusätzlich Geschwüre, die Haare fielen aus und die Zähne wurden schwarz und lockerten sich. Die Haut wurde gelb, weil die Leber mit dem Gift nicht fertig wurde und Blutarmut entstand.

Aus dieser Praxis des Einschmierens mit Quecksilbersalbe entstand übrigens der Begriff Quacksalber. Auch Zähnezieher, Barbiere und Schröpfer fanden sich unter den Quacksalbern.

Das Potenzieren
Hahnemann war ein Gegner dieser hohen, so genannten heroischen Gaben und auch der Aderlässe. Er gab sogar eine Zeit lang seine Tätigkeit als Arzt auf, weil er sich an diesen Praktiken nicht beteiligen wollte. Durch sein Bestreben, den Patienten keinen Schaden zuzufügen und dabei doch zu heilen, entdeckte er ein wichtiges Prinzip. Er versuchte durch Verdünnung das Quecksilber in eine möglichst unschädliche Form zu bringen.

Zuerst behandelte er an Syphilis erkrankte Menschen mit minimalen Dosen, die zwar noch zu leichten Vergiftungserscheinungen führten, die das von ihm so genannte Mercurialfieber auslösten. Er beobachtete, dass Kranke, die dieses Fieber lange und hoch genug bekamen, gesund wurden. Später verdünnte er seine Mittel nicht nur, er verschüttelte sie dabei auch jedes Mal. Diesen Vorgang nannte er "Potenzieren“, weil er die Entdeckung machte, dass die Arzneien eine immer kräftigere Wirkung auf die Kranken hatte (Potenz = Kraft).

Fazit:
Neben dem Ähnlichkeitsgesetz entdeckte Hahnemann auch das Prinzip des Potenzierens und damit eine neue Medizin, die die damals bei den Ärzten vorherrschende Meinung, man müsse hohe Quecksilberdosen verabreichen, um die Krankheit auszuleiten, überwand.

Diese Entdeckung machte die Quacksalber eigentlich überflüssig, doch paradoxerweise wurde Hahnemann oft von Kollegen, die ihn kritisierten, Quacksalber genannt. Bis heute irritiert die Tatsache, dass in den höheren Potenzen der homöopathischen Mittel keine Moleküle des Wirkstoffes mehr enthalten sind. Und doch machen Tausende Menschen in vielen Ländern dieser Erde seit über 200 Jahren immer wieder die Erfahrung, dass die Homöopathie wirkt.