Früher hat man vor dem Sport nach einem kurzen Aufwärmtraining alle Muskeln einmal gründlich durchgedehnt. Wer im Sportverein war, erinnert sich vielleicht noch daran, wie es war, im Kreis zu stehen und die Gelenke zu strecken, bis es weh tat.
Gedehnt wird heute immer noch. Allerdings sind sich die Wissenschaftler nicht ganz einig, wie man nun richtig dehnen soll. Eins ist dabei jedoch klar. Auf lange Dehnübungen vor dem Sport sollte man besser verzichten.
Mythos Verletzungen
Dehnen schützt vor Verletzungen. So hieß es lange Zeit. Doch wenn man seine Gelenke längere Zeit über die eigentliche Bewegungsreichweite hinaus dehnt, überlastet man Sehnen und Bänder. Im Extremfall kann es sogar zu kleinen Rissen kommen.
Wenn die Bänder und Sehnen gedehnt sind, können sie zudem das Gelenk nicht mehr richtig stabilisieren. Es ist ähnlich wie ein ausgeleierter Gummi, der auch nicht mehr richtig hält. Insofern knickt man leichter um, wenn man vorher seine Gelenke stark gedehnt hat.
Mythos Leistung
Dehnen verbessert die Leistung. Auch diese Annahme stimmt nicht. Für den Muskel ist statisches Dehnen ebenso anstrengend wie ein hartes Training. Wer vor dem Training dehnt, wird weniger leistungsstark als ohne Dehnen. Einzig Sprinter können vor ihrem Wettkampf leicht federnd dehnen, da so die Spannung im Muskel erhöht wird. Hält man dagegen die Spannung zu lange, verliert der Muskel an Explosivität.
Richtig Dehnen
Das bedeutet aber nicht, dass man ganz aufs Dehnen verzichten sollte. Allerdings ist es besser, nach langsamen Trainingseinheiten oder an trainingsfreien Tagen zu dehnen, um die Muskeln nicht zu sehr zu belasten. Dehnen verbessert die Beweglichkeit und nimmt Spannung vom Muskel. Das beugt Muskelverletzungen vor.
Dehnen Sie aber nicht nach einem anstrengenden Training. Da die Muskeln ohnehin bereits müde sind, können Sie mit Dehnen die Verletzungen im Mikrobereich noch vergrößern und riskieren so schwerere Verletzungen. Auch die Regeneration wird durch Dehnen nicht verbessert.
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