Am Vorabend des 6. Dezember sind Kinder in freudiger Erwartung auf den Hausbesuch des heiligen Nikolaus. Jedes Kind legt darum seine Stiefel vor die Tür, um mit Süßigkeiten, Früchten und Erdnüssen beschenkt zu werden. Hinter dieser beliebten Tradition steht eine schöne Geschichte, die von menschlicher Güte und Nächstenliebe erzählt.
Nikolaus und die drei goldenen Kugeln
Die Legende des Geschenkbringers Nikolaus basiert auf der historischen Gestalt des Heiligen Nikolaus von Myra, ein Bischof der im 4. Jahrhundert n. Chr. in der heutigen Türkei lebte. Bischof Nikolaus war für seine Großzügigkeit gegenüber den Armen und seine Fürsorge für Kinder bekannt. Eine der berühmtesten Geschichten um sein Leben erzählt von einem armen Mann mit drei Töchtern. Damals war es Brauch, dass der Vater einer jungen Frau ihrem zukünftigen Ehemann eine Mitgift anbietet. Da der arme Mann nichts besaß, konnte er kein Heiratsgut für seine drei Töchter übergeben und war gezwungen, sie in die Sklaverei zu verkaufen.
Nikolaus kam ihnen zur Hilfe, indem er eine Goldtasche durch ein offenes Fenster in ihr Haus warf. Die Goldtasche soll direkt in einigen Socken oder Schuhe gefallen sein, die zum Trocknen neben dem Feuer aufgehängt waren. In einigen Versionen der Geschichte erzählt man von drei Goldklumpen statt einer Goldtasche. Die traditionellen Bratäpfel, die am am Nikolausabend verspeist werden, sollen an die drei Goldklumpen erinnern, die zum Wahrzeichen des Heiligen Nikolaus geworden sind.
Kinderbischofsspiele des Mittelalters
Ein weiteres Brauchtum der Nikolausfeier sind die Kinderbischofsspiele des Mittelalters. Das Fest fand zunächst am Tag der Kinder und Neujahr statt und wurde erst seit dem 13. Jahrhundert am Nikolaustag gefeiert. Man ließ für einen Tag einen Schüler eines Klosters zum Kinderbischof wählen und ihn den Tagesablauf bestimmen. Die Liturgie fand unter Leitung des Kinderbischofs statt, der wie ein Bischof verkleidet war. Auch heutzutage wird noch das Kinderbischofsfest in einigen Kirchengemeinden am 6. Dezember gefeiert.
Martin Luther und die Abschaffung der Nikolausfeier
Im 16. Jahrhundert gab es Versuche, die Traditionen zum Nikolausfeier abzuschaffen. Die Idee kam vom deutschen Reformator Martin Luther, der sich der katholischen Heiligenverehrung entgegensetzte, eine Verehrung die auch den Heiligen Nikolaus mit einschloss. Deswegen schaffte er um das Jahr 1535 die Bescherung am Nikolausabend ab und ersetzte den Gabenbringer Nikolaus durch das Christkind, das die Geschenke am 24. oder 25. Dezember brachte.
Das Brauchtum um den Nikolaus ließ sich aber nicht vollständig abschaffen. Vielmehr basiert der Weihnachtsmann und der Sinterklaas auf der Figur und Geschichte des Nikolaus.
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