Die fantastische Welt der Pilze

Die Welt der Pilze ist eigenwillig und fantastisch, das wissen Pilzliebhaber längst. Es gibt niedere und höhere Pilze, Großpilze und mikroskopisch kleine Bodenpilze. Die Welt der Pilze lässt sich zur Gruppe der Protisten zuordnen, mit Abgrenzung zum Reich der Kernlosen. Wie Pilze jedoch leben, das offenbaren die Systematiken: Saprophytische -, Parasiten- und Mykorrhiza-Pilze. Sie beantworten auch die Fragen, welche Pilze sich zur Züchtung eignen und was Hexenringe sind.

Die Welt der Pilze: Was sind Pilze, wie leben sie?

Früher rechnete man Pilze den niederen Pflanzen zu. Inzwischen hat die Mykologie (Pilzkunde, die sowohl niedere und höhere Pilze betrachtet), stark an Bedeutung gewonnen, weil sie beweisen konnte, dass Pilze eine eigenständige und mannigfaltige Gruppe von Organismen bilden, die trotz gewisser Übereinstimmungen weder den Pflanzen noch Tieren zuzuordnen ist.

Pilze bilden zusammen mit Protozoen, Algen und weiteren Gruppen das Reich der Protisten (Protobionta). Protisten, Pflanzen und Tiere wiederum unterscheiden sich noch gravierender vom völlig anderen Zellaufbau der Bakterien, Aktinomyzeten („Strahlenpilzen“) und Blaualgen, die das Reich der Kernlosen Organismen   (Akaryonta) bilden.

Pilzarten

Es gibt Großpilze und mikroskopisch kleine Bodenpilze (Schimmelpilze, Hefen, Hautpilze, Erreger von Pflanzenkrankheiten, wie Rost- und Brandpilze, Mehltaupilze, Rußtau, Schüttepilze, Schorf usw.), wobei den Pilzsammler nur Erstere interessieren. Die Großpilze kann man ihrer Lebensform nach in Mykorrhiza-Pilze   (größte Gruppe), holzbewohnende Pilze und Wiesen- und Weidenpilze gliedern.

Betrachtet man auch die Bodenpilze mit, so gliedern sich Pilze ihrer Lebensweise nach in saprophytische Pilze (Großteil der üblichen Pilze), Parasiten-Pilze und Mykorrhiza-Pilze.

Die Welt der saprophytischen Pilze

Saprophytischen Pilzen fehlt Chlorophyll (Blattgrün), weshalb sie anders als Pflanzen und Algen Sonnenenergie und Kohlendioxid der Luft nicht verwerten können. Sie müssen ihre Energie aus organischen Abfällen, wie Holz, Stroh, Pflanzenresten, Exkrementen, Hornsubstanzen, toten Insekten, Federn etc. gewinnen, was sie zugleich zum wichtigen Faktor im Stoffkreislauf der Natur macht.

Sie bauen diese organischen Abfälle, wie Zellstoff (Zellulose), Holzstoff (Lignin), Horn (Keratin), Kohlenwasserstoffe mithilfe ihres Myzels (Pilzkörpers) zu Kohlendioxid und Ammoniak ab. Das Myzel besteht aus weit verzweigten Hyphen. Diese Fäden durchdringen das Nahrungs-Substrat, indem sie Fermente bzw. extrazelluläre Enzyme abgeben und das Substrat quasi außerhalb der eigenen Zellen verdauen.

Die Welt der Parasiten-Pilzarten

Diese entnehmen ihre Energie lebendem organischen Gewebe, und zwar dem einer Pflanze, eines Tieres (Wirt) oder einer anderen Pilzart. Wirtspflanze bzw. Wirtstier werden dabei geschädigt und abgetötet. Dabei gibt es hoch und weniger hoch spezialisierte Parasiten.

  • Mehltau- und Rostpilze, die völlig von speziellen Wirtspflanzen abhängig sind
  • Alle den Menschen befallenden mikroskopischen Pilze wie Haut-, Lungen-, Gehörgangpilze, Mykosen-Erreger (Pilzkrankheiten-Erreger) und parasitierende Großpilze (holzbewohnende Pilze, wie Hallimasch, Schwefelporling, Leberpilz, Wurzel-, Zunder- und Kiefernbaumschwamm).

Großpilz-Parasiten befallen nur ältere und geschwächte Wirtsbäume.

Die Welt der Mykorrhiza-Pilze (Pilzwurzel)

Hier geht das Pilzmyzel eine Symbiose mit den Wurzeln spezieller Bäume ein. Die Mykorrhizapilze besitzen nur geringe Fähigkeit, Zellulose, Lignin etc. als Nahrungsquelle auszunutzen und beziehen deshalb einfache Kohlenhydrate (Zucker) von Pflanzen, was auch sie parasitenähnlich macht.

Die Wirtspflanze (der Begleitbaum) nutzt ihrerseits den in ihre Wurzeln eindringenden Pilz aus und bezieht von ihm Wasser, Stickstoff, Kalium, Phosphor und anorganische   Stoffe. Dabei ersetzt das effektivere Hymenmyzel die Wurzelhaare des Begleitbaumes, was ihm ökologische Vorteile verschafft. Pilz und Baum profitieren hierbei wechselseitig voneinander.

Pilze, die man (nicht) züchten kann und Hexenringe

Saprophytische boden- und holzbewohnende Pilze (Egerlinge, Riesenträuschling, Vietnamesicher Strohpilz, Austern-Seitling, Stockschwämmchen, Winterpilz) eignen sich aufgrund ihrer Lebensform mit relativ einfachen Methoden zur Zucht. Hingegen Mykorrhizapilze, wie Steinpilz, Marone u.a. Röhrlinge, Pfifferlinge, Grünling, Trüffeln lassen sich nicht züchten und anbauen. Diese kann man nur sammeln.

Die Fruchtkörper bei den nicht zu züchtenden Pilzen, die den Pilzfreund interessieren, stehen zerstreut auf der Oberfläche des Myzels mit Ausnahme der sogenannten Hexenringe, die sich am Rande des Myzels anordnen und somit dessen Ausdehnung skizzieren. Mit der Messung von Radius und Zuwachs der Hexenringe ist das Alter von Myzelien bestimmbar.

Der jährliche Zuwachs beträgt je nach Pilzart 10 bis 80 cm. Die größten Hexenringe Europas (Alter bis zu 700 Jahren), wahre Naturdenkmäler, die sich nur in jahrhundertelanger ungestörter Natur bilden konnten, fand man beim Mönchskopf-Trichterling   (Clitocybe geotropa), beim Riesen-Krempentrichterling (Aspropaxillus giganteus) und bei einer ungarischen Egerling-Art (Agaricus maskae).

In weiteren Artikeln zur Serie wird Wissenswertes zum Thema Pilze, getrennt nach Anfänger und fortgeschrittenen Pilzliebhaber zusammengestellt.

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