Faustformeln sind ein beliebtes und noch dazu kostenloses Mittel, wenn man seinen optimalen Puls beim Sport erfahren möchte. Doch taugen solche Formeln überhaupt? Wie aussagekräftig ist etwa die 220 minus Lebensalter-Formel?
Nicht nur in der Mathematik, sondern auch im Sport kommen häufig Formeln zum Einsatz. Das gilt vor allem für das Finden des richtigen Pulses beim Sport. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Sportwissenschaft weit mehr als eine Handvoll Formeln entwickelt, die sich mal mehr, mal weniger durchgesetzt haben. Eine der geläufigsten ist die "220 minus Lebensalter-Formel". Doch leider ist sie auch eine mit vielen Schwächen.
220 minus Lebensalter-Formel: Der richtige Puls – Eine individuelle Angelegenheit
Der richtige Puls ist eine äußerst individuelle Angelegenheit. Und genau hierin liegt die Schwäche der "220 minus Lebensalter-Formel": Es ist unmöglich, allen Sportlern der Welt mit einer so simplen Formel gerecht zu werden.
220 minus Lebensalter-Formel: Puls – Beispiel
Demnach müsste der Maximalpuls eines 30-jährigen bei 190 Schlägen pro Minute liegen, der eines 50-jährigen bei 170 Schlägen. Anhand dieser Ergebnisse soll man den optimalen Puls für den jeweiligen Sport beziehungsweise den jeweiligen Trainingsbereich herunter rechnen können. So werden etwa Grundlagenläufe bei 70 bis 80 Prozent des Maximalpulses angesetzt, Regenerationsläufe bei unter 70 Prozent usw. Doch all dies ist witzlos, wenn schon der Ausgangswert der Berechnungen (also der Maximalpuls) nicht korrekt ist.
220 minus Lebensalter-Formel: Puls – Einwände gegen die Formel
Fehler Nummer 1 der Formel besteht darin, dass ein Frauenherz aufgrund unterschiedlicher anatomischer Gegebenheiten rund zehnmal pro Minute häufiger schlägt als das Herz eines gleichaltrigen Mannes. Für sie müsste also wenn überhaupt die Formel 230 minus Lebensalter gelten.
Zweitens nimmt der Maximalpuls nicht gleichmäßig von Jahr zu Jahr um einen Schlag pro Minute ab – so wie etwa ein Baum jedes Jahr einen Ring mehr bekommt. Stattdessen sinkt der Maximalpuls ab einem Alter von etwa 40 Jahren langsamer. Dies hat eine großangelegte US-Studie ergeben, bei der die Ü40-Probanden im Schnitt einen um 3,4 Schläge pro Minute höheren Puls hatten als die Formel eigentlich prognostiziert hatte.
3,4 Schläge mögen zwar nicht viel erscheinen; doch bereits eine geringe Abweichung kann dazu führen, dass Sie unter Umständen im falschen Trainingsbereich unterwegs sind und sich über- beziehungsweise unterfordern. In den folgenden Teilen werde ich Ihnen daher Verfahren vorstellen, die deutlich zuverlässiger und aussagekräftiger sind.