Der neue Expertenstandard „Chronische Wunden“ steht ab sofort zur Verfügung

Nun ist er da, der neueste Expertenstandard „Chronische Wunden“, erarbeitet vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) in Osnabrück. Auch dieser Standard ist für Sie, Ihren Pflegedienst und ganz besonders für Ihre Kunden wichtig. Denn er handelt vom Umgang Ihrer Kunden mit den eigenen chronischen Wunden. Inhalt ist also nicht nur, wie Sie als Pflegefachkraft mit einer chronischen Wunde umgehen, sondern auch, wie Sie und Ihre Mitarbeiter Ihre Kunden befähigen können, sich selbst zu versorgen.

Der Expertenstandard „Chronische Wunden“
Ihre Patienten sollten mit dem neuen Standard „Chronische Wunden“ im Alltag besser zurechtkommen. Außerdem sollte er für eine einen positiven Heilungsverlauf mit sorgen.

Den Alltag zu bewältigen ist das größte Problem Ihrer Kunden
Für Ihre Kunden mit chronischen Wunden ist es häufig nicht die Wundversorgung selbst, mit der sie nicht zurechtkommen, sondern die Bewältigung des Alltags mit der nicht heilenden Wunde.

Eine chronische Wunde liegt vor, wenn sie länger als 4 bis 12 Wochen nach Entstehung immer noch vorhanden ist. Ihre Kunden mit bestehenden Grunderkrankungen wie

  • Diabetes,
  • Dekubitus,
  • Diabetischem Fußsyndrom
  • oder I gefäßbedingtem Ulcus cruris

sind besonders gefährdet, chronische Wunden zu entwickeln. Ist erst einmal eine chronische Wunde vorhanden, gestaltet sich das tägliche Leben für Ihre betroffenen Kunden oft schwierig. Hinzu kommt oft auch ein sozialer Rückzug, denn mit einem offenen Bein geht Ihr Kunde nicht zu seinem geliebten Kegelabend.

Mit einer nicht heilenden Wunde wird Ihr Kunde auch nicht mehr das Schwimmbad besuchen oder Spaziergänge mit Freunden machen. Die Folge in den meisten Fällen: Menschen mit chronischen Wunden ziehen sich immer weiter zurück, was wiederum den Wundheilungsverlauf negativ beeinflusst.

Es darf nicht nur die Wunde allein behandelt werden
Dies ist vielleicht die wichtigste Aussage in dem Standard „Chronische Wunden“: Der Kunde kann nicht auf seine Wunde reduziert werden. Damit eine chronische Wunde heilt, müssen

  • das gesamte wohnliche Umfeld,
  • die Familie,
  • die Berufssituation,
  • die Compliance und die
  • bisher gemachten Erfahrungen

in der Pflege und Beratung berücksichtigt werden. Der Schwerpunkt liegt nicht darauf, dass die Wunde korrekt verbunden wird, sondern dass Ihr Kunde selbst das Verständnis entwickelt, für seine Wunde  die Verantwortung  zu übernehmen. Dazu kann und soll er natürlich die Unterstützung einer Wundfachkraft, eines Arztes und anderer Kooperationspartner in Anspruch nehmen.

Die endgültige Verantwortung jedoch liegt in den Händen Ihres betroffenen Kunden, denn er muss lernen, seinen Alltag so zu gestalten, dass die Wunde heilen kann und er selbst nicht in ein soziales Abseits gerät.

Hinweis
Das Wort Compliance (englisch Befolgung) bzw. Komplianz bezeichnet in der Medizin die Einhaltung von Verhaltensmaßregeln durch den Patienten. Sprich, der Patient das tut, was der Arzt ihm vorschreibt.

Nicht zu vergessen: Die Rezidivprophylaxe
Endlich: Durch die richtige Beratung und das angemessene Verhalten Ihres Kunden ist die chronische Wunde zugeheilt. Ihre Aufgabe als Pflegefachkraft ist damit allerdings noch nicht beendet. Denn nun muss eine Rezidivprophylaxe dafür sorgen, dass die Wunde nicht wieder auftritt. Ihr Kunde soll durch die Begleitung der Pflegefachkräfte in die Lage versetzt werden, sich zu beobachten und so für sich zu sorgen, dass die Wunde nicht wieder auftreten kann. Dazu gehört unter Umständen eine Umstellung der Arbeitsgewohnheiten, der Ernährung oder der Hautpflege.

Leider können nicht alle Ihre Kunden die Verantwortung für die Ausheilung ihrer Wunden übernehmen. Vielleicht sind sie dement, seelisch erkrankt oder aber einfach nicht in der Lage, die Umstände zu verstehen. Dann übernimmt die Pflegefachkraft das Regime über die Zusammenarbeit zwischen Wundfachkraft, Hausarzt und anderen Partnern, die an der Pflege beteiligt sind.

Hinweis
Die Expertenarbeitsgruppe kommt zu dem Schluss, dass die Wundversorgung so komplex ist, dass sie nicht allein von einer ausgebildeten Pflegefachkraft, sondern von Experten auf diesem Gebiet überwacht werden muss.