Nicht nur Zeitdruck und Hektik sind typische Auslöser von Stress. Auch andere, weitaus subtilere Faktoren, verursachen ihn. Besonders im zwischenmenschlichen Bereich werden solche Impulse oft nicht wahrgenommen. Ständige, vielleicht sogar unterschwellige Partnerprobleme, Schwierigkeiten mit den Kindern, Kranke oder Pflegebedürftige in der Familie, Geldsorgen, all das sind nur Beispiele für Umstände, die zu einem latenten Stress führen.
Körperliche Symptome können auf eine Depression hinweisen
Meist sind es die körperlichen Beschwerden, die Menschen mit einer Belastungsdepression zum Arzt führen. Schlaflosigkeit, Magen oder Darmbeschwerden, Kopfweh, Gelenkschmerzen oder häufige Infektionen klingen anfangs unspezifisch.
Wer denkt schon an eine Depression bei diesen Krankheitszeichen? Darum wird sie auch oft nicht gleich erkannt. Wenn Sie ähnliche Symptome aufweisen und sich müde und ausgelaugt fühlen, sollten Sie Ihren Arzt darauf aufmerksam machen. Ziel ist, die richtige Therapie zu finden.
Depression erkannt – Stress gebannt?
Das wäre sicher wünschenswert, funktioniert nur leider in der Regel nicht. Natürlich können Sie jetzt gezielter auf Situationen achten, die Ihnen Stress verursachen. Entspannungstechniken sind eine sehr gute Maßnahme, um lockerer zu werden.
Für die Therapie einer Belastungsdepression reicht das jedoch nicht aus. Dafür braucht es zusätzliche Ansätze. Diese reichen von einer medikamentösen Behandlung bis zur Psychotherapie. Gewöhnlich ist eine Mischung verschiedener Heilverfahren am sinnvollsten.
Mit Medikamenten gegen die Depression
Um es gleich vorweg zu sagen: Antidepressiva machen nicht süchtig. Sie wirken verschieden auf den Hirnstoffwechsel ein. Daher sollte man mit der Gabe einschleichend beginnen und ebenso ausschleichend aufhören. Unerwünschte Nebenwirkungen kann man damit reduzieren. Nicht jedes der Arzneimittel ist zur Besserung einer Belastungsdepression durch zu viel Stress geeignet. Ein Arzt wird gegebenenfalls das für Sie passende verschreiben. Antidepressiva sind
- Trizyklische Antidepressiva (Trizyklika): gehören zu den ältesten Mitteln gegen eine Depression und werden besonders bei schwereren Verlaufsformen eingesetzt. Sie haben ein breites Wirkungsspektrum. Dadurch haben sie jedoch eine Reihe von Nebenwirkungen, wie Mundtrockenheit oder Verstopfung.
- Tetrazyklische Antidepressiva (Tetrazyklika): ist ein ähnlich unspezifisch wirkendes Medikament gegen eine Depression, wie die Trizyklika. Sein Effekt und damit auch seine Nebenwirkungen sind geringer. Wurde früher häufiger als Therapie bei einer Depression eingesetzt.
- Mono-Amino-Oxidase-Hemmer (MAO-Hemmer): wirken vor allem antriebssteigernd. Sie werden bei einer schweren Depression gegeben, wenn z. B. Trizyklika nicht wirken. MAO-Hemmer können verschiedene Nebenwirkungen haben. So sind während des Gebrauchs bestimmte Lebensmittel nicht erlaubt. (Weintrauben, Käse, Meeresfisch) Außerdem muss während der Zeit der Therapie eine regelmäßige Blutdruckkontrolle stattfinden.
- Selektive Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) : gehört zur neuen Generation von Mitteln gegen eine Depression. Es dämpft eher weniger, sondern steigert die Aktivität. Es hat geringe Nebenwirkungen und ist nicht zuletzt darum das am häufigsten verschriebene Antidepressivum.
- Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SNRI): wird gegeben, wenn man sich durch die Depression antriebsarm und leistungsschwach fühlt. Eine Therapie bei vergleichsweise leichter Erkrankung.
- Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSNRI): hemmt die Aufnahme von Serotonin und Noradrenalin. Damit bleibt der Spiegel dieser Botenstoffe im Gehirn höher. Gut wirksam, aber auch mit mehr Nebenwirkungen verbunden, als die anderen Wiederaufnahme-Hemmer der neueren Generation.
- Johanniskraut: ist eine ernstzunehmende Alternative zu chemischen Antidepressiva. Besonders die Winterdepression ist prädestiniert für Johanniskraut. Durch Stress hervorgerufene Depressionen sollten nur leicht sein, um auf Johanniskraut zu reagieren. Vorsicht: Pflanzlich ist nicht gleich ungefährlich. Johanniskraut macht lichtempfindlich und hat Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Sollten Sie eine solche Therapie in Betracht ziehen, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt.
Man geht heutzutage davon aus, dass bei einer Depression die Ausschüttung und Wiederaufnahme von Neurotransmittern aus dem Gleichgewicht gekommen ist. Darum setzt eine Therapie an dieser Stelle an. Damit wird jedoch nicht zwangsläufig die Ursache für diese Störung behoben. Bei einer Belastungsdepression durch Stress sollte gleichfalls am Umgang mit ebendiesem Stress gearbeitet werden. Dazu gibt es verschiedene therapeutische Methoden. Darüber berichtet der zweite Teil dieser Serie.
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